Quantenhopser statt Sprünge

Quantenkryptografie aus Genf: ID Quantique

Zwei unscheinbare Kästchen, verbunden mit einem Glasfaserkabel, sollen sie bringen, die absolut sichere Verschlüsselung. Sie soll so sicher sein, dass das Start-up ID Quantique, ein Spin-off der Universität Genf, bereits Besuch vom US-Geheimdienst NSA (National Security Agency), der Spezialistin in Sachen Kryptologie, erhalten hat. Was das Genfer Kryptosystem, das unter der Bezeichnung Quantum Random Number Generator (QRNG) segelt, so abhörsicher macht, ist die Verwendung von Quantenzuständen als Übertragungsweg für den Schlüssel. Quanten weisen verschiedene Schwingungsrichtungen auf. Diese Polarisationen bleiben so lange bestehen, bis sie gemessen werden. Dieses Phänomen lässt sich dazu nutzen, um einen Abhörversuch zu vereiteln. Da die Polarisation auch dann verändert wird, wenn ein Dritter sie zwecks Lauschangriff misst, merkt dies der Empfänger sofort und kann den Sender anweisen, einen neuen Schlüssel zu übermitteln. Das Prinzip war bereits von IBM-Forscher Charles Bennett 1984 gezeigt worden. Allerdings ist es den Schweizern als Ersten gelungen, ein markttaugliches Produkt zu bauen. Der Clou: Bislang mussten für die Geräte, mit denen die Lichtquanten (Photonen) gemessen werden, riesige Kühlsysteme bereitgestellt werden. In ihren Kästchen haben sich die ID-Quantique-Leute den Peltier-Effekt zu Nutze gemacht. Dieser besagt, dass an der Nahtstelle von zwei Metallteilen Hitze aufgenommen werden kann, wenn durch diese Strom geschickt wird. Trotz der auf PC-Grösse geschrumpften Verschlüsselungskästchen ist das System der Genfer nicht gerade etwas für die breite Masse: Es geht nämlich für 100 000 Euro über den Ladentisch. ID-Quantique-Mitgründer Gr?goire Ribordy denkt daher vor allem an Banken, Versicherungen, Pharmakonzerne und sonstige Grossunternehmen sowie ans Militär als potenzielle Abnehmer für den QRNG. Lange werden die Genfer allerdings nicht alleine sein. Denn es hat sich bereits Konkurrenz für ID Quantique angekündigt. Die US-Firma Magiq Technologies will Anfang 2003 ein vergleichbares Gerät auf den Markt werfen.



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