Eine einzigartige Schweizer Computersammlung

Traum von der ständigen Ausstellung

Die Rechneruhr EMEX RU-156 sollte am Handgelenk getragen werden
Quelle: Robert Weiss
Ob im Fernsehen, als Herausgeber der jährlichen ICT-Branchenstatistik «Weissbuch», mit dem Poster der Computer-Geschichte, das in vielen Schulzimmern der Schweiz hängt, oder mit seinem Buch «Mit dem Computer auf DU», das hierzulande regelrecht zum Klassiker geworden ist: Immer will Weiss die technischen Vorgänge anschaulich machen - und stösst damit auf wachsende Nachfrage. «Je komplexer die Vorgänge und unscheinbarer die Geräte werden, desto mehr wächst das Bedürfnis bei den Leuten zu erfahren, wie das alles funktioniert», meint er. Auch dabei kommt seiner Sammlung eine grosse Rolle zu. Denn nur anhand der historischen Bauteile kann man noch sehen, wie sie aufgebaut sind. «Bei den alten Wafern sieht man noch sehr schön alle Einzelheiten. Mit einer Lupe sind sogar die einzelnen Transistoren zu erkennen», schwärmt Weiss. Dies ist bei heutigen Chips nicht mehr möglich, weil sich die einzelnen Elemente atomarer Grösse annähern. Seine Sammlung einer grösseren Öffentlichkeit permanent zeigen zu können, dieser Traum könnte bald in Erfüllung gehen. Denn Weiss plant, im Verkehrshaus Luzern das «Computer Museum Schweiz» und eine permanente Ausstellung zu eröffnen, die unter dem Arbeitstitel «The Invisible Brain» segelt.
Topo heisst dieser Roboter. Er stammt vom Atari-Gründer und Pong-Erfinder Nolan Bushnell
Quelle: Robert Weiss
Das Konzept, das zusammen mit dem Zürcher Architekturbüro OOS entwickelt wurde, lehnt sich an die vom selben Büro gestaltete Ausstellung in der Halle für Verkehr an und verfolgt ein ähnlich innovatives Konzept: Statt der üblichen Exponatenschau sind «Stationen» geplant, die ein Thema detailliert behandeln. Diese sollen jedoch in das Schaulager - mit allen unzähligen Ausstellungsstücken - integriert werden. Nur einzelne wichtige Exponate präsentiert man dann mit Anekdoten, Filmen und weiteren Informationen. Zudem möchte Weiss die Computertechnik in einen grösseren gesellschaftlichen Zusammenhang stellen. Hier sollen etwa die Auswirkungen der rasanten Computerisierung auf unser Leben ein Thema sein. Im Rahmen eines Forums wird zudem die Zukunft der ICT ihren Platz bekommen. Vortragsreihen, Diskussionen und Kongresse sollen Fragen der Informationsgesellschaft thematisieren. «In diesem Zusammenhang haben wir eine Zusammenarbeit mit dem Heinz-Nixdorf-Museum in Paderborn angestrebt», berichtet Weiss und ergänzt: «Die machen es vor und organisieren viele Events, mit denen sie einen Teil der Kosten finanzieren.»

Sponsoren gesucht

Im Keller eines Bürohauses in Stäfa steht die PC-Geschichte Spalier
Quelle: Dorothea Müller
Die Finanzierungsfrage ist jedoch derzeit noch nicht ganz geklärt, sodass das ursprüngliche Ziel, das Computer Museum Schweiz noch dieses Jahr zu eröffnen, nicht verwirklicht werden kann. Aber 2011 soll es dann soweit sein. Laut Weiss betragen die Initialisierungskosten rund 2 Millionen Franken. Um die Schauräume und die thematischen Wechselausstellungen fünf Jahre lang betreiben zu können, sind weitere 1,7 Millionen Franken nötig. Für die 3,7 Millionen Franken Startkapital sucht Weiss zusammen mit der SCGA-Stiftung (Swiss Computer Grafic Association) derzeit Sponsoren. «Vor allem von den grossen Herstellern ist es schwierig, Geld zu erhalten», berichtet er. Zwar seien die hiesigen Vertreter von Apple, Hewlett-Packard und IBM der Idee nicht abgeneigt. «Für ein Sponsoring brauchen sie aber grünes Licht aus den USA», beschreibt Weiss die Problematik. «Und dort heisst es dann, warum brauchen die in der Schweiz ein Computermuseum, wenn es doch hier in den USA schon ein grosses hat.»
Trotz dieser Schwierigkeiten bleibt Weiss optimistisch und ist überzeugt, dass er genügend Sponsoren zusammentrommeln wird. Zu hoffen wärs, denn die Weiss"sche Sammlung dürfte in ihrer Fülle und Vollständigkeit wohl einmalig sein. Nach der Führung durch die derzeitigen Räumlichkeiten erfahren wir: «Jetzt haben wir ca. 15 Prozent der ganzen Sammlung gesehen, der Rest - darunter auch Schachteln mit Software und Literatur - lagert im aargauischen Mägenwil in einem Hochregallager. Da zahlt mir die Firma Canon nach wie vor 140 Pallettplätze.» Das entspricht 140 Kubikmetern Material oder vier vollgepackten 25-Tonnen-Lastwagen samt Anhänger. «Ich habe so viele Maschinen, die kann ich in Luzern gar nicht alle zeigen», antwortet Weiss auf die Frage, ob er nach der Eröffnung seine Lieblinge nicht vermissen werde. Für die Ausstellung in Luzern werde man eine harte Auswahl durchführen und den Rest weiterhin einlagern müssen. Seine eigene Rolle sieht Weiss eher humoristisch: «Ich werde dann einen Hut aufhaben und als Kurator durch das Museum auf- und abstolzieren.»



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