04.06.2007, 08:56 Uhr

Konversion der Netze ist unabdingbar

Neue Anwendungen verlangen nach mehr Bandbreite. Jetzt sind die Netzbetreiber gefordert. Mittels Transformationen lassen sich heutige Netzwerke, Anwendungen und Prozesse in neue Services mit hohem Benutzerfokus überführen.
Brigitte Trenfield ist Sales Manager für den Mobil-bereich bei Alcatel-Lucent in Zürich.
Globalisierung, hohe Mobilität, ständige Erreichbarkeit und immerwährender Zugang zu Informationen. Unsere Gesellschaft, unser Arbeitsplatz und unser Freizeitverhalten wurden in den letzten Jahren einem extremen Veränderungsprozess unterworfen. Digitalisierung, IT und Telekommunikation spielen dabei eine entscheidende Rolle. Die Veränderungen führen zu neuen Anforderungen an die Kommunikationsinfrastrukturen und zu neuen Dienstleistungsangeboten - was vor allem Netzbetreiber vor grosse Herausforderungen stellt.
Der Geschäftskunde ist es heute bereits gewohnt, von beliebigen Orten auf der ganzen Welt auf seine Firmendaten zugreifen zu können. Dies führt auf der einen Seite zum vermehrten Abbau von fixen Arbeitsplätzen, auf der andern Seite wird mehr Flexibilität bei den Firmeninfrastrukturen und den Anwendungen vorausgesetzt, damit die reibungslose Teamarbeit gewährt bleibt.
Die Unterhaltungswelt hat im Privatkundenumfeld auch in der Telekommunikation Einzug gehalten. Fernsehen wird über den Breitbandanschluss angeboten, das Mobiltelefon wird zum Allzweckgerät, das Internet bringt die Interaktivität wie E-Voting und Online-Shopping und die Medienindustrie steigert ihre Musik- und Video- Angebote für ganz unterschiedliche Endgeräte permanent.
Schlussendlich mutierte der PC zum multimedialen Kommunikationsmedium mit der IP-Telefonie wie Netmeeting, Skype oder Jajah und zum Unterhaltungsmedium wie beispielsweise mit Youtube, Second Life oder WOW.
Auf der Seite der Netzbetreiber führen sinkende Preise und steigender Konkurrenzdruck durch alternative Anbieter zu hohem Kostendruck. Zudem erwarten die Kunden verbesserte Dienstleistungen und personalisierte Anwendungen.
Um den Spagat zwischen Kostensenkungsmassnahmen und dem gleichzeitigen Ausbau der Dienstleistungen zu bewältigen, sind auf allen Ebenen Transformationsprozesse unabdingbar.

Konversion der Netze ist unabdingbar

Transformation der Netze

Vorteile, die eine Transformation der Netze mit sich bringen sind einerseits Reduktion der Komplexität und der Komponenten, was zu tieferen Betriebskosten führt. Andererseits bringen sie höhere Flexibilität für die Anpassung von vermehrten Applikationen. Bei dieser Transformation steht der Übergang von klassischen Netzwerkstrukturen zu den Next Generation Networks (NGN), unterstützt durch eine IP-basierte Infrastruktur, im Mittelpunkt.
Ein Beispiel für einen solchen Transformationsprozess ist der Einzug der IP-MPLS-Technologien (Internet Protocol/Multiprotocol Label Switching) in den Netzwerken für die Mobilkommunikation. IP-MPLS erleichtert die Zusammenarbeit von Service Providern und ist seit geraumer Zeit im IT-Umfeld mit ihren Festnetzen bekannt.
Wie wirkt sich dieser Lösungsansatz konkret im Mobilnetz aus? Daten wurden in den ersten Mobilnetzgenerationen auf der Basis von Best Effort geliefert. Anwendungen mit hohen Bandbreitenansprüchen werden über mobile Netze transportiert und die Erfüllung der erhöhten Qualitätsanforderungen ist stark von der Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit des Netzes abhängig. Eine zukunftsweisende «Service Aware Infrastructure» ist eine Infrastruktur, die dynamische Bandbreiten-Anpassung, Ressourcen-Allokationen und multimediale Anwendungen ermöglicht.
Mit einer verteilten MSC-Netzarchitektur (Mobile Switching Center) im Mobilnetz, unterstützt durch IP/MPLS-Technologie, werden die Verbindungsebenen stark vereinfacht und das Netz wird zudem wesentlich flexibler. Die Bandbreiten-Anforderungen steigen, das Netz rückt immer näher zum Endbenutzer. Nur mit einer NGN-Struktur ist es möglich, diesem Wachstum sowohl kapazitiv als auch geografisch kosteneffizient entgegen zu treten und zudem auch den differenzierten Qualitätsansprüchen neuer multimedialer Diensten zu genügen.

Transformation der Anwendungen

Ziel des Transformationsprozesses bei den Anwendungen sind personalisierte Angebote, die den weltweiten Zugriff überall und jederzeit ermöglichen. Als Umschreibung wird hier gerne der Begriff Blended Services verwendet. Die moderne Anwendungsentwicklung machte den Weg frei von den Angeboten von Einzeldiensten wie Festnetz, Mobilnetz, Breitbandanschluss und Fernsehen zu den Bündeldiensten, die mit Begriffen wie Triple Play und Quadruple Play umschrieben werden. Die Einführung der Verschmelzung von Anwendungen führen normalerweise auf der Endkundenseite zu sinkenden Kosten. Ermöglicht wird der Verschmelzungsprozess durch den Einsatz von IP Multimedia Subsystem (IMS), welches auf Basis einer offenen Architektur die rasche Entwicklung einer Vielzahl von Multimediadiensten zulässt.
Um diese Dienste auch kostengünstig anbieten zu können, ist eine moderne service-orientierte Infrastruktur bei den Transportnetzen eine unabdingbare Voraussetzung. Diese Infrastruktur muss Bedingungen wie End-to-End-QoS, hohe Verfügbarkeit, effiziente Skalierbarkeit und garantierte Sicherheit uneingeschränkt erfüllen können.

Konversion der Netze ist unabdingbar

Der Anzahl neuer multimedialer Anwendungen steht gleichzeitig auch die Zahl der möglichen Zugangstechnologien von GSM über GPRS, UMTS, EDGE, HSDPA, WLAN, WiMax bis zu xDSL gegenüber. Hier bietet IMS Hand, all diese Technologien und Anwendungen unter einen Hut zu bringen und kann damit sowohl das Geschäftskunden- wie auch das Privatkundensegment über die gleiche Plattform abdecken.
Nicht nur bei den Daten- und Sprachdiensten zeichnen sich grosse Veränderungen ab. Auch die Unterhaltungsmedien sind Dank der Digitalisierung im Umbruch. Das digitale Breitbandfernsehen IPTV stützt sich dabei auf die gleichen IP-Netzwerke ab und ermöglicht dem Konsumenten die Nutzung einer gesteigerten Kanalvielfalt sowie interessanter Zusatzdienst wie beispielsweise EPG (Electronic Program Guide).
Hier steht man allerdings erst am Anfang der Möglichkeiten. Höhere Bandbreiten und Rückkanalfähigkeiten erlauben es, auch den Fernseher - neben dem PC - zu einem multimedialen Kommunikationsgerät umzufunktionieren. Beispiele sind der Austausch von Fotos oder Videos mit einer definierten Gruppe, der Versand und Empfang von SMS und MMS, Chatfunktionen und Winks (Messenger Tool) oder Avatars (virtuelle Personenrepräsentation) über den TV-Bildschirm.

Transformation der Geschäftsmodelle

Will man einen nachhaltigen Erfolg der Transformationsprozesse vom einfachen Netzbetreiber zum Anbieter von Mehrwertdiensten gewährleisten, so ist dies nur dann wirklich sinnvoll, wenn auch Prozesse und Geschäftsmodelle neu überdacht werden.
Die Definierung der Eckpunkte der Lösungsvarianten basieren dabei sinnvollerweise auf Untersuchungen der Servicequalitäten und der Wirtschaftlichkeit. Kapazitätsanalysen, Kostenoptimierung für den Übergang zu einem konvergenten Netz, Planung der Betriebsprozesstransformation: All dies sind wesentliche Bestandteile dieser Übergansprozesse. Auch alternative Geschäftsmodelle wie Hosting oder Outsourcing werden immer öfter in gesamtheitliche Betrachtungen miteinbezogen.

Der Endkunde im Fokus

Alle genannten Wege der Transformation haben ein gemeinsames Ziel: Dem Netzbetreiber ein flexibles und skalierbares Netz zur Verfügung zu stellen, welches es ihm ermöglicht, die vielfältigen Wünsche seiner Kunden kostengünstig und schnell anzubieten. Damit ist das Ziel der Transformation erreicht: Fokussierung auf den Endkunden und Bereitstellung innovativer Services.
Brigitte Trenfield



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