02.05.2013, 13:45 Uhr

Carsten Schloter droht Huawei mit Rauswurf

Nachdem die Swisscom zu Beginn der Woche Huawei mit Konsequenzen gedroht hatte, sucht sie jetzt zusätzliche Lieferanten. Und vielleicht wird Huawei auch ganz abgesägt, lässt Swisscom-Chef Carsten Schloter verlauten.
Swisscom-CEO Carsten Schloter hat das Vertrauen in Huawei verloren
Nach der Razzia und den Festnahmen beim Telekomausrüster Huawei in Dübendorf droht die Swisscom dem chinesischen Lieferanten mit Rauswurf. Huawei müsse jederzeit den Nachweis erbringen, dass es sich voll an Schweizer Gesetze halte, sagte Swisscom-Chef Carsten Schloter.

Wenn Huawei die Nachweise nicht erbringen könne, «dann müssen wir andere Lieferanten wählen», sagte Schloter. «Für uns ist es absolut zentral, dass unsere Geschäftspartner jederzeit voll die Schweizer Gesetze einhalten. Das ist einfach eine Frage des Vertrauens. Etwas anderes geht nicht.»

Derzeit überlege sich die Swisscom, wie sie die Abhängigkeit von dem chinesischen Unternehmen reduzieren könne. Man suche jetzt zusätzliche Lieferanten, sagte Schloter.

Festnahmen bei Huawei

In der letzten Woche hat die Polizei bei Huawei in Dübendorf ZH eine Razzia durchgeführt. Dabei kontrollierte sie rund 230 Angestellte und nahm 9 Personen fest. Diesen wird vorgeworfen, gegen das Ausländergesetz verstossen zu haben.

Zehn Ausländer, die länger als gesetzlich erlaubt in der Schweiz arbeiteten, wurden verzeigt. Die Firma selbst wurde ebenfalls angezeigt. Huawei wird vorgeworfen, in der Schweiz chinesische Mitarbeiter mit Touristenvisa zu beschäftigen.

Negativ überrascht

«Wir waren schon negativ überrascht von den Entwicklungen bei Huawei», sagte Schloter. Denn der von einem Offizier der chinesische Armee gegründete Telekomriese mit seinen 140 000 Angestellten steht seit geraumer Zeit in den USA in der Kritik. Dort gilt Huawei wegen Spionageverdachts als Risiko fr die nationale Sicherheit, weshalb es als Telekomausrüster nicht zum Zuge kommt. Huawei hat die Kritik stets zurückgewiesen und sich kürzlich entschieden, sich aus dem US-Markt zurckzuziehen.

Gerade angesichts dieses Generalverdachts hätte sich die Huawei-Führung umso mehr Mühe geben müssen, jederzeit den Nachweis zu erbringen, dass sie sich an die Gesetze halte, sagte Schloter: «Dass das offensichtlich anscheinend nicht der Fall war, hat uns schon negativ überrascht.»

Ausrüstungslieferant

Bei der Swisscom liefert Huawei Ausrüstung für das Breitbandinternet im Festnetz. Im Gegensatz zu Sunrise betreibe Huawei die Geräte aber bei der Swisscom nicht selber, sagte Swisscom-Sprecher Carsten Roetz auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Bislang habe es mit Huawei nie rechtliche Probleme gegeben.

Sunrise hatte im letzten Jahr den Ausbau, Betrieb und Unterhalt des Mobilfunk- und Glasfasernetzes an Huawei bergeben, nachdem der zweitgrösste Schweizer Telekomanbieter Alcatel-Lucent vor die Türe gesetzt hatte. «Wir erwarten von unserem Partner, dass alle rechtlichen Bestimmungen eingehalten werden», sagte Sunrise vor einigen Tagen, als auch die Swisscom bereits mögliche Konsequenzen für Huawei ankündigte.

Im Hinblick auf Sicherheitsrisiken sagte Schloter, dass es immer ein Restrisiko gebe, egal welches Material man kaufe. Schliesslich gebe es keinen Schweizer Hardwarelieferanten. Selbst Ausrüstung, die man von amerikanischen Lieferanten kaufe, werde in China gebaut.



Das könnte Sie auch interessieren