X.Days 16.03.2012, 09:12 Uhr

Wolkiges Interlaken

Die neunten X.Days endeten am Donnerstag mit einem Aussteller- und Teilnehmerrekord.
Gastgeber: Markus Naegeli (Canon), Petra Jenner (Microsoft)
Keynote-Referent Sascha Lobo, Jacques Boschung (EMC)
Fast 1500 Teilnehmer folgten der Einladung von Jacques Boschung, Petra Jenner und Markus Naegeli, den Länderchefs der Hauptsponsoren EMC, Microsoft und Canon, zu den neunten X.Days in den Interlakner Kursaal. Die drei CEOs mussten auf der grossen Bühne im Auditorium die Frage beantworten, welche technische Errungenschaft ihr Leben stark verändert hat. Alle waren sich einig, dass es (noch) nicht Cloud Computing ist, sondern das Mobiltelefon. Zu gross ist bis dato die Zurückhaltung Schweizer Firmen, ihre Daten auf fremden Servern im In- und Ausland zu lagern. Verständnis für diese Bedenken äusserte einzig EMCs Jacques Boschung, denn «das Sicherheitsproblem ist noch nicht gelöst». Zu viele negative Fälle seien in letzter Zeit publik geworden. Der Comedian und selbsternannte Querdenker Ursus Wehrli nahm diesen Steilpass auf und stellte bei der Eröffnung des zweiten Konferenztages die provokative Frage in den Raum, ob die Cloud denn so heisse, weil dort alles geklaut werde.

Langsamer Datenschutztod

Die Organisatoren verzichteten in diesem Jahr bei der Wahl der Keynote-Referenten auf branchenfremde Topshots wie Bob Geldof oder Spike Lee und verpflichteten stattdessen mit Sascha Lobo einen der berühmtesten Social-Media-Spezialisten des deutschsprachigen Raumes. Der erklärte sogleich, wie er dazu geworden ist: «Immer wenn ich von einem neuen sozialen Netzwerk höre, melde ich mich an.» Danach bleibe er solange inaktiv, bis das Netzwerk gross und berühmt sei. «So kann ich behaupten, von Anfang an dabei gewesen zu sein.» Auf die Datenschutzprobleme bei sozialen Medien angesprochen, appellierte Lobo an die Vernunft der Nutzer: «Ich veröffentliche im Web nur Infos von mir, die ich auch auf dem Titel einer grossen Zeitung lesen möchte». All zu lange wird die Datenschutzdebatte aber wohl nicht mehr geführt werden: Facebook arbeite darauf hin, dass Leute veröffentlichen, was sie kaufen und konsumieren, sagte Lobo und führte ein soziales Netzwerk namens Blippy vor. Dort hinterlegen Nutzer ihre Kreditkartendaten und veröffentlichen automatisch, welche Transaktionen sie damit tätigen. Was heute zumindest hierzulande noch undenkbar ist, gehöre in fünf Jahren zum Alltag. «Dann steht im Internet, wer, was, wo und für wieviel Geld gekauft hat», prophezeite Sascha Lobo – düstere Aussichten für Datenschützer. Zur Bildergalerie



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