CeBIT-Interview 02.03.2011, 14:16 Uhr

Riesenpotenzial der Cloud liegt brach

SaaS, IaaS, PaaS - geschenkt, aber die Cloud kann viel mehr. Computerworld sprach mit Fujitsu-Chefvisionär Dr. Joseph Reger über das Business-Potenzial der Cloud.
Dr. Joseph Reger, CTO und Chef-Visionär bei Fujitsu Technology Solutions, im Gespräch mit CW.
Die Cloud ist zweifellos in den Unternehmen angekommen. Ihr Riesenpotenzial werde von den Unternehmen aber noch gar nicht richtig ausgeschöpft, meint Joseph Reger, CTO und Chef-Visionar bei Fujitsu Technology Solutions. Wie sieht die Cloud der Zukunft aus? CW: Dr. Reger, wie wichtig ist Cloud Computing für Fujitsu? Reger: Fujitsu wird in den nächsten Jahren massiv in Cloud-Technologie investieren. Zurzeit agieren wir als Infrastruktur-Provider, hauptsächlich für Cloud-Service-Anbieter.  Aber wir wollen viel mehr. Im abgelaufenen Geschäftsjahr trug das Cloud-Business bei Fujitsu EMEA einstellig zum Gesamtumsatz bei. Bis 2015 wollen wir etwa ein Drittel unseres Umsatzes mit Cloud-Angeboten bestreiten. CW: Mit welchen Angeboten will Fujitsu Technology dieses Wachstum erreichen? Reger: Als reiner IaaS-Anbieter ist das nicht zu bewerkstelligen. Eine sehr wichtige Funktion übernimmt unser Öko-Partnersystem, das wir im letzten Jahr gestartet haben. 12 ISVs arbeiten mittlerweile als Fujitsu-Entwicklungspartner, wir stehen also noch am Anfang. Die Partner arbeiten an Projekten wie einer Lager- und Warenhaltng aus der Cloud oder einer Foto-Service-Datenbank, aber auch Angebote für «Compute-aided-Desig» (CAD) und «Computer-aided-Manufactoring» (CAM) sind sehr vielversprechend. CW: Wie wird die Cloud der Zukunft aussehen? Reger: Unternehmen halten heute ihre sogenannten Kern-Applikationen, das sind zum Beispiel individuelle Branchenlösungen und «mission-critical applications», lieber on-premise in der privaten Cloud. Bei standardisierten Peripherie-Anwendungen bedienen sie sich aus der Public Cloud. Unternehmen definieren ihre Kern-Applikationn heute noch sehr breit, dazu zählt ziemlich viel. Für die Public Cloud geeignete Peripherie bleibt dadurch nur wenig Raum. Dieses Verhältnis wird sich in etwa zehn Jahren umkehren. Peripherie wird grösser, der Kern wird sehr viel enger definiert. CW: Wird die Cloud neue Geschäftsmodelle fördern, an die wir heute noch gar nicht denken? Reger: Ganz sicher, und die Anfänge sehen wir zum Beispiel in Japan. Eine Cloud-Anwendung für die Landwirtschaft hat dort eine Ertragssteigerung von 18 Prozent gebracht. An den landwirtschaftlichen Maschinen angebrachte Sensoren kontrollieren etwa den optimalen Düngegehalt. Per Satellitenaufnahmen führen die Japaner heuristische Spektralanalysen der landwirtschaftlichen Nutzfläche durch, ermitteln zum Beispiel den Chlorophyllgehalt des Bodens und andere Parameter. Alles wirkt zusammen, und der Bauer bekommt dann eine SMS mit dem Inhalt: Morgen musst Du ernten. CW: Eine erstaunliche, innovative Cloud-Anwendung... Reger: Früher musste man zur IT laufen, und die Realisierung hat Wochen oder Monate gedauert. Heute bremst die IT nicht mehr. Entscheidend dabei ist aber die Nutzung der Cloud. Die Einzelkomponenten, die einzelnen Cloud-Dienste, sind hoch standardisiert. Nur mit der Cloud werden sich Unternehmen also nicht am Markt differenzieren können. Die Kombination der standardisierten Cloud-Komponenten zu einem individuellen Service schafft den wirklichen, geschäftlichen Mehrwert.



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