CIO Roundtable 07.05.2013, 13:00 Uhr

IT im Transformationsprozess

Auf Einladung von Computerworld und NetApp diskutierten Schweizer CIOs am runden Tisch über aktuelle Herausforderungen im IT-Management.
Expertengespräch: Computerworld-CIO-Roundtable im Dolder Grand
Die IT-Chefs in den Schweizer Unternehmen erleben eine Zeit des Umbruchs. Einerseits verschwimmen im Gefolge der Megatrends Cloud, Mobility und Big Data die Grenzen zwischen Hardware, Software und Netzwerk immer mehr. Andererseits wandelt sich auch die Rolle des CIOs: Seine Aufgabe ist es heute – auf Augenhöhe mit dem Business –, Lösungen für Geschäftsanforderungen zu finden. Die damit verbundenen Herausforderungen waren Thema des CIO-Roundtables «Datacenter Transformation», zu dem Computerworld gemeinsam mit den Storage-Spezialisten NetApp und ABO-Storage 13 CIOs aus den unterschiedlichsten Industriebranchen und Institutionen in die Library des Zürcher The Dolder Grand geladen hatte. David Gingell, Vice President Business Development EMEA von NetApp, betonte in seiner Begrüssungsrede die neue Rolle des CIO, der sich vom reinen Data-Processing-Dienstleister zum «Information Broker» mit multiplen Aufgaben gewandelt habe. Welche Klippen die CIOs dabei zu umschiffen haben, zeigte Rechtsanwalt Oliver Staffelbach von der Zürcher Kanzlei Wenger & Vieli in seinem Eingangsreferat über die (Haftungs-)Risiken eines CIO im Spannungsfeld zwischen Datenschutz, Compliance - und der Realität. Während einige aus der Runde der Meinung waren, es sei schlichtweg nicht möglich, immer allen Regeln Genüge zu tun, spielen Datenschutz und Compliance für bestimmte Branchen eine lebenswichtige Rolle. Für Gerrit Goudsmit, IT-Leiter der Kantonalen Verwaltung Schaffhausen, ist klar: "Wer hier patzt, ist seinen Job los."

Cloud oder nicht Cloud

Auch im weiteren Verlauf der hochkarätigen Diskussionsrunde stand der praktische Erfahrungsaustausch über aktuelle Herausforderungen im Fokus. Dabei zeigte sich, dass derzeit alle IT-Chefs entweder schon konsolidiert haben oder aktuell vor der Aufgabe stehen, ihre IT-Infrastruktur zu konsolidieren und zu virtualisieren. Der Grad der Virtualisierung unterscheidet sich jedoch je nach Branche. Magnus Rimvall, CIO von KPMG, merkt dazu an, man habe dadurch zwar "sehr viel Aufwand bei den Applikationen, kann aber sehr viel sparen bei der Infrastruktur". Nächste Seite: Risiko Schatten-IT Heiss diskutiert wurde auch die Frage Cloud oder nicht Cloud. Gerade in international tätigen Unternehmen muss diese Frage für jeden Konsumentenmarkt anders beantwortet werden. So sei die Cloud etwa in Brasilien einfach nicht stabil verfügbar, wie Florian Büchting, CIO der Weidmann Infra AG, zu Bedenken gab. Für Michael Bünter, den Leiter Informatik (CIO) der SRG SSR stellt sich dagegen eher die Frage, ob man in Zukunft überhaupt noch genügend Ressourcen für viele eigene IT-Services haben wird. Klar ist aber auch, dass die Migration in die Cloud einen erhöhten Verwaltungsaufwand nach sich zieht. "Die Organisation wird Ihnen niemand abnehmen", so Gerrit Goudsmit. Peter Kalt, Strategic IT Projekt Manager beim Werkzeugmacher Hilti nutzt in den rund 60 Landesorganisationen seines Unternehmens Cloud-Lösungen wie Salesforce punktuell, je nach den örtlichen Gegebenheiten, etwa im mittleren Osten.
Es hängt also immer auch davon ab, wie reif die IT-Infrastruktur in einem Markt bereits ist. Das mit der Nutzung von Cloud-Services in nicht wenigen Unternehmen vorhandene Unbehagen bringt Beat Stucki, ICT-Leiter der Luzerner Psychatrie, auf den Punkt: "Ich kann mit niemandem einen Vertrag machen, dass das Internet immer läuft". Das sieht auch der IT-Leiter der 4B Fenster AG, Minas Ramphos, ähnlich: "Wir würden gerne mehr in die Cloud gehen, aber es gibt einfach noch zu viele Fragen, die unbeantwortet sind."

Risiko Schatten-IT

Besonders heikel wird es in den Augen der CIOs, wenn es um Public-Cloud-Dienste oder Applikationen geht, die Mitarbeiter selbst – ohne Rückfrage in der IT- aus dem Internet beziehen. Für die Fachabteilungen ist dies eine Möglichkeit, sich von der IT unabhängig zu machen, für CIOs eine potenzielles Risiko. Gefährlich wird es", meint etwa Remo Rossi VP Emerging Markets EMEA von NetApp, "wenn sie kreativ werden". Manuel Fondo, Leiter IT bei der Denner AG, sieht hier die IT-Abteilung in der Verantwortung: "Beim Sourcing - auch aus der Cloud - muss man jeweils die Funktionsfähigkeit des Gesamtsystems im Auge behalten. Durch zusätzliche Schnittstellen kann die Betriebssicherheit gefährdet sein und dann ist wieder die interne IT-Organisation gefragt." Einig waren sich die CIOs darüber dass, insgesamt die Komplexität der IT-Systeme immer mehr zunimmt. Es sei extrem schwierig diese zu beherrschen. Beat Stucki vergleicht die Situation mit einer "Gratwanderung auf der Eigernordwand". Ebenso einig zeigte sich die CIO-Runde über die Notwendigkeit, noch stärker auf das Business zuzugehen. Wer im Gespann von Fachabteilung und IT jedoch der Treiber und wer der Dienstleister ist, sahen die CIOs - je nach Branche - ganz unterschiedlich. In der Lehre und Forschung müsse die IT umsetzen, was immer das Business wolle, meinte etwa der CIO der Abteilung Maschinenbau an der ETH Zürich, Sascha Jovanovic. Nicht die IT sei hier der Treiber, sondern das Business. Der IT-Leiter der Kantonalen Verwaltung Schaffhausen, Gerrit Goudsmit, sieht das eher umgekehrt.



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