X.Days 2011 17.03.2011, 11:36 Uhr

Cloud ist alter Wein in neuen Schläuchen

Am Podium der X.Days 2011 diskutierten die Schweiz-Chefs von Canon, EMC und Microsoft mit PostFinance-CIO Enrico Lardelli über Cloud Computing und die Rolle des IT-Leiters.
Im Theatersaal an den X.DAYS in Interlaken.
«Ich habe nicht wirklich auf Cloud Computing gewartet», sagte PostFinance-CIO Enrico Lardelli und erhielt spontanen Applaus der circa 500 Zuhörer. Cloud Computing sei nichts anderes als zum Beispiel Virtualisierung und bedarfsgerechtes Bereitstellen von IT. Das praktiziere die IT-Abteilung der PostFinance seit über zehn Jahren. Nur wollten die Hersteller den Kunden weismachen, Cloud Computing sei ein nicht zu verpassender Trend. EMC-Länderchef Jacques Boschung wandte ein, durch Cloud Computing seien neue Abrechnungsmodelle möglich, indem beispielsweise Geschäftsprozesse teilweise ausgelagert würden. Outsourcen sei nicht in allen Szenarien und Anwendungen möglich, gab Lardelli zu bedenken. Treiber seien Dienste, die die Komplexität vermindern.

Bewegen

Bauchschmerzen bereiten dem PostFinance-CIO ausserdem die von den Herstellern getrieben Technologiezyklen. Diese seien mittlerweile so kurz, dass den Kunden nichts anderes übrig bleibe, als die ein oder andere Generation auszulassen. Dies erschwere den Umstieg auf die Nächstfolgende. Canon-Länderchef Markus Nägeli betonte die Wichtigkeit des Dialogs zwischen Herstellern und ihren Kunden. Peter Waser, Country Manager von Microsoft, unterstrich, die Innovationszyklen seien nicht zu kurz. Es komme vielmehr auf die frühe Abstimmung über neue Entwicklungen mit den Kunden an. Dies traf bei Lardelli auf offene Ohren: «Wichtig ist, dass die technologischen Aspekte nicht nur mit dem CIO, sondern auch mit der gesamten Geschäftsleitung diskutiert werden.» EMCs Jacques Boschung sah dies bisher als Hauptaufgabe des CIOs an. Laut Lardelli ist der CIO häufig aber gar nicht in der Position, um geschäftsrelevante Entscheide mitzubestimmen. «Meist ist der CIO dem COO oder – noch schlimmer – dem CFO unterstellt. Indem der CIO in der Geschäftsleitung einsitze, bekenne das Management, wie wichtig die IT für den Unternehmenserfolg ist.» Canons Nägeli stimmte ein und forderte, dass sich mehr CEOs hinter ihre IT-Abteilung stellen und betonen: «Dank dem CIO läuft mein Geschäft erfolgreich.»

Handeln

Die Hersteller sehen Handlungsbedarf auch bei der allgemeinen Adaptation von Informationstechnologie. Die IT habe heute zwar Einzug in alle Lebensbereiche gehalten, werde aber zu reaktiv genutzt, kritisierte Peter Waser von Microsoft. Werde IT aktiv genutzt, könne auch die Arbeitswelt profitieren. Boschung fügte hinzu, die Adaptation neuer Technologie scheitere jedoch teilweise, weil der Schweiz Fachkräfte fehlten. Waser stimmte dem nur teilweise zu: «Schweizer sind zu behäbig, sich gegenüber neuen Technologien zu öffnen und sich zu verändern.» Dies ändere sich womöglich mit dem derzeitigen Eintritt der Digital Natives in die Firmen. PostFinance-CIO Lardelli schloss mit dem grossen Wunsch an die Herstellerfirmen nach mehr Synchronität von Verkauf und Vertrieb. Anbieter versprechen in ihren Hochglanzprospekten oftmals Leistungen, die sie hinterher nicht einhalten können. Markus Nägeli gab unumwunden zu: «Das ist ein Fakt.»



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