«Starre Struktur behindert Innovation»

Cern und SBB entwickelt mit

Können Sie ein Beispiel für ein Feature nennen, das von einem Ihrer Kunden stammt?
Für das zugekaufte ManageIQ und das darauf basierende CloudForms-Produkt entwickelt die Bank Santander zum Beispiel einige Erweiterungen. Die Programmierer haben die Features direkt in das Open-Source-Projekt eingespielt, sind für den Support aber zu Red Hat gekommen.
Bodmer: In der Schweiz sind Organisationen wie das Cern, Swisscom oder Switch ebenfalls an der Entwicklung neuer Features beteiligt. Ihre Argumentation lautet: Die Programmierer sollen sich um Erweiterungen und Verbesserungen kümmern – und nicht um Hotfixes oder Patches. Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB sind ein grosser Unterstützer von Open-Source-Projekten. Für ihre OpenShift-Umgebung mit über 60 Applikationen waren sie auf der Suche nach einer Software für das Container-Management. Zur Wahl standen Apache Mesos und Kubernetes. Das Rennen machte Kubernetes, für das SBB-Entwickler auch Erweiterungen programmierten. Mittlerweile ist die SBB ein Kunde von Red Hat und OpenShift mit Kubernetes ist die Management-Lösung ihrer und unserer Wahl. 
Damit wären wir beim Schweizer Geschäft von Red Hat angekommen. Wie nehmen Sie den Markt wahr?
Bodmer: Die Schweiz und Red Hat passen gut zusammen. Die Schweiz ist das innovativste Land der Welt, Red Hat wurde jüngst als das innovativste Unternehmen ausgezeichnet.
Whitehurst: Das ist eine schöne Parallele! [lacht] Ich sehe die Schweiz als ein Land, das sehr fortgeschritten ist beim Einsatz neuer Technologie. Jedoch ist die Schweiz eher gleichgültig gegenüber der Adaptation von Open Source. Trotzdem ist die Schweiz ein attraktiver Markt für uns, denn die Entwickler sind dankbar, wenn sie insbesondere in sicherheitskritischen Projekten mit dem Quellcode arbeiten können.
Ein Grund für die Technologie-Affinität hierzulande ist der starke Bankensektor. Die Institute nutzen Informatik weniger für die Automation als vielmehr für den Wettbewerbsvorteil. Hier gibt es eine weitere Parallele zwischen der Schweiz und Red Hat. Unsere Wurzeln liegen in der Finanzindustrie, denn unsere ersten grossen Kunden waren die Investment-Banken in New York. Eines der Institute stellte fest, dass Trades schneller unter Linux auf x86-Maschinen ausgeführt werden konnten als unter Solaris auf Sparc-Rechnern. Diese Bank erzielte allein durch die andere Technologie – in diesem Fall glücklicherweise Red Hat – einen Wettbewerbsvorteil. Sie machte den Konkurrenten die Kunden abspenstig, nur, weil sie schneller arbeiten konnte. Da sahen die anderen Banken natürlich nicht lange zu und wechselten ebenfalls.



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