Demonstration der Pracht - die Schweizermeister der ICT-Sparten

ICT-Dienstleister

Nach wie vor mit Abstand die wichtigste Grösse im Schweizer ICT-Markt, zumindest was das Umsatzvolumen betrifft, sind denn jene Top-500-Firmen, die in der Branche Dienstleistungen erbringen. Und immer mehr Anwenderunternehmen setzen dabei auf entsprechende Services wie etwa das Auslagern von Teilen des IT-Betriebs. «Der Trend zum Outsourcing beeinflusst unseren Geschäftsverlauf positiv», kommentiert denn auch Urs Lehner, Leiter Business Customers bei Swisscom, die gut 30 Prozent des Erlöses mit ICT-Dienstleistungen erwirtschaftet und daher auch diese Branchen-Top-Ten anzuführen vermag.
Dabei ist hier durchaus auch ein Trend zur Konzentration auf die Grossanbieter zu beobachten. «Kunden wünschen zunehmend einen Anbieter, der die ICT-Lösungen End-to-End aus einer Hand betreut», meint Lehner. Dies erhöhe in der Tendenz im IT-Neugeschäft die Durchlaufzeit von Vertriebs- sowie Entscheidungsprozessen und damit die Dauer, bis Projekte gestartet und Umsätze realisiert werden können, fügt er an.

Wolkenreiche Zukunft

Die Dienstleistungen werden dabei immer mehr aus der Cloud erbracht. Umso wichtiger war für die Branche, dass 2019 gleich drei grosse Anbieter von Rechen- und Speicherwolken Rechenzentren in der Schweiz in Betrieb nahmen. Nach Google im März und Oracle im August eröffnete im September dann auch Microsoft helvetische Data Center. Damit können seither der Schweizer Kundschaft Cloud-Dienstleistungen angeboten werden, die garantiert im eigenen Land erbracht werden.
“Das zentralistische Cloud-Zeitalter kommt zu seinem Ende„
Jens Brandes, HPE
Freude herrscht daher in der Branche. «2019 war ein Hyperscaler-Jahr, das die ICT-Landschaft in der Schweiz verändert hat. Die Schweiz wurde zu einem Cloud-Land», frohlockt etwa Roger Semprini, Managing Director von Equinix Schweiz. «Der Eintritt der Hyperscaler in unseren Markt hat auch lokale Cloud-Anbieter beeinflusst», doppelt er nach. Besonders die Errichtung von Microsofts Schweizer Cloud-Standbein wurde schon fast frenetisch begrüsst. «Für uns war die Eröffnung des Schweizer Microsoft Data Centers
natürlich ein grosses Ereignis. Wir können unseren Kunden und Interessenten damit umfangreiche Lösungen bei wirklich massgeschneiderter Sicherheit und Compliance bieten», schwärmt Andreas Schindler von Avanade.
Allerdings kann es der Branche nicht schnell genug gehen, was die Annahme der neuen Angebote angeht. So seien Schweizer Unternehmen 2019 nicht sonderlich «innova­tionshungrig» gewesen, meint Schindler in diesem Zusammenhang. «Die Cloud-Adoption war dabei unter der Erwartung», ist er denn überzeugt.
Für einige in der Branche sind die lokalen Cloud-RZ-Eröffnungen sogar überfällig. «Im Jahr 2019 hatte auch der letzte grosse Cloud-Anbieter eingesehen, dass die digitale Welt hybrid und verteilt sein wird und dass das zentralis­tische Cloud-Zeitalter zu seinem Ende kommt», kommentiert Jens Brandes, Geschäftsführer von Hewlett Packard Enterprise (HPE) Schweiz, die Entwicklung. Daneben erwärmen sich auch Branchen für den Bezug von Rechenleistung aus der Wolke, die hier bislang eine gewisse Skepsis an den Tag gelegt haben. «Die Cloud und Big Data haben sich im Finanz- und Versicherungssektor etabliert, Roboterisierung und künstliche Intelligenz sind auf dem besten Weg dahin», berichtet Gregor Stücheli, CEO von Inventx.
Zudem findet eine Spezialisierung auch im Cloud-Umfeld statt. «Wir beobachten, dass Cloud-Services mittlerweile viel differenzierter wahrgenommen und eingesetzt werden», berichtet Peter Lenz, Managing Director Region Alpine von T-Systems. Mit zunehmender Erfahrung reife in den Unternehmen auch der Realitätssinn, wo die Cloud für die Effizienz betrieblicher Prozesse am meisten Sinn ergebe, ergänzt er. «Interessanterweise führt das dazu, dass Cloud-Lösungen wieder zunehmend massgeschneidert werden», beobachtet Lenz.
Allerdings berichten Branchenvertreter, dass die Planungs­sicherheit für die Dienstleister abnimmt, da diese bei den Anwenderfirmen ebenfalls zunehmend fehlt. «Unternehmen sind weniger bereit, beispielsweise Fünf-Jahres-Verträge abzuschliessen. Oder jetzt eine Infrastruktur für die nächsten fünf Jahre bereitzustellen», sagt Florian Koeppli, Country Sales Director bei Nutanix Schweiz. Dem wirke man mit Subscription-Modellen entgegen. Kunden müssten nur das einkaufen, was sie tatsächlich bräuchten. «So behalten Firmen in der finanziellen Planung ihre Unabhängigkeit», meint er weiter.
Trotz oder auch wegen des Cloud-Booms gedeiht auch das konkrete Projektgeschäft in der Branche. «Kürzlich haben wir in der Schweiz einem Konsumgüterunternehmen geholfen, die Mitarbeitererfahrung durch die Einrichtung einer internen IT-Plattform zu verbessern», berichtet etwa DXC-Schweiz-Geschäftsführer René Mulder. «Die Plattform ermöglicht es ihnen, die Mitarbeitererfahrung mit allen Arten von internen Services, Prozessen und Lösungen zu vereinfachen und komfortabler zu gestalten. Dies war für das Unternehmen ein Sprungbrett in die Zukunft», fügt er an.



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