06.01.2015, 10:34 Uhr

Bitcoin (mal wieder) in der Krise

Das Jahr hat für die digitale Währung Bitcoin denkbar schlecht begonnen: ein Marktplatz macht zu, ein anderer verliert Bitcoins und der Kurs stürzt ab.
Einer der umsatzstärksten Bitcoin-Handelsplätze, Bitstamp.net, ist seit Beginn der Woche offline. Dies sei nur eine Vorsichtsmassnahme, versucht das Unternehmen in Panik geratene Nutzer zu beruhigen. Einige sogenannte «Hot Wallets» - mit dem Internet verbundene Geldbörsen - seien kompromittiert worden. Rund 19 000 Bitcoins gingen dabei verloren, die einen Wert von rund 5 Millionen Franken haben. Also kein Vergleich mit der Implosion der Bitcoinbörse Mt. Gox, in deren Rahmen ber 450 Millionen Dollar verloren gingen. Bitstamp-Chef Nejc Kodrič sagte zudem via Twitter, dass die Coinguthaben grösstenteils offline gespeichert werden («Cold Wallets»). Die Verluste würden sich durch vorhandene Reserven ersetzen lassen. Die Kunden werden aufgefordert, derzeit keine Überweisungen auf ihre eigenen Bitcoinadressen vorzunehmen. Die Worte dürften zwar gerne gehört werden, Bitcoin-Trader werden aber dennoch verunsichert sein. Seit Neujahr sank der Kurs der digitalen Währung um 15 Prozent, liegt derzeit bei 276 Franken. Damit wird ein Abwärtstrend fortgesetzt, der seit dem Mt.Gox-Debakel anhält: Zu Beginn des Jahres 2013 lag der Kaufpreis eines Bitcoins noch bei 1000 Dollar.

Börse macht zu, Hoffnung bleibt

Dem Vertrauen in die Währung kaum zuträglich ist, dass die kanadische Bitcoin-Börse «Vault of Satoshi» heute angekündigt hat, nächsten Monat den Betrieb einzustellen. Dies hätte zwar nichts mit Hackangriffen oder Insolvenz zu tun, man habe aber andere Geschäftsmöglichkeiten gefunden, schreiben die Betreiber. Die Bitstamp-Verantwortlichen derweil bittet die Kunden um Geduld, während sie versuchen, die Gründe für den Bitcoinverlust zu erklären. Die Börse ist für die Bitcoin-Gemeinschaft wichtig. Sie ist umsatzmässig derzeit die drittstrkste der Welt, mit einem Marktanteil von sechs Prozent. Der Marktführer Bitcoin China operiert allerdings in unklaren rechtlichen Verhältnissen. Und von anderen Börsen wie BTC-e ist nicht einmal bekannt, wer den Handelsplatz betreibt. Es gibt für Bitcoin-Liebhaber aber auch Lichtblicke: massive Kursschwankungen sind keine Erfindung des Jahres 2015. Gegenüber dem Tiefpunkt im November 2011 hat die Währung heute einen Kursgewinn von über 130 Prozent geschafft. Zudem haben die Firmen Microsoft und Paypal kürzlich angekündigt, Bitcoins als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Der Grad zwischen Vertrauen und Abwendung auf dem sich die Währung seit dem Beginn bewegt, bleibt aber weiterhin schmal. Und das ist, fast auf den Tag genau 5 Jahre nach dem Entstehen des Bitcoin-Netzwerks, an sich schon Aussage genug.



Das könnte Sie auch interessieren