26.11.2012, 11:06 Uhr

Die Macht der Information

RFID-Chips in Texas, SMS-Überwachung in den USA: Neue Technologien bringen viel Komfort - aber auch negative Begleiterscheinungen.
An einer Schule in San Antonio müssen die Studenten RFID-Chips tragen.
Im Informationszeitalter zu leben hat den Vorteil, dass es fast keine Informationen gibt, die man sich nicht besorgen kann. Im Informationszeitalter zu leben hat aber auch den Nachteil, dass es fast keine Informationen gibt, die man sich nicht besorgen kann. Nicht erst seit dem Film Der Staatsfeind Nummer 1  sind die Menschen besorgt, dass neue Technologien nicht nur ihr Leben erleichtern, sondern es anderen Menschen auch leichter machen, über ihr Leben Bescheid zu wissen. Ein Thema, welches dabei immer wieder im Fokus stand, ist die Überwachung von Mitmenschen. In Texas gab es nun ein vorläufiges Urteil, welches Kritiker des Informationszeitalters  freuen dürfte: ein Richter entschied, dass eine Studentin nicht von ihrer Schule ausgeschlossen darf, weil sie sich weigerte, einen RFID-Chip zu tragen.  Hintergrund: Der «San Antonio Northside Independent»- Schulbezirk hat beschlossen, dass seine Studenten RFID-Chips in ihren Studentenausweisen tragen müssen, damit sie innerhalb des Schulgebäudes lokalisiert werden können. Dies würde Einnahmen von fast zwei Millionen Dollar bringen (in den USA erhalten die meisten staatlichen Schulen Geld pro anwesendem Schüler). Daraufhin entstand ein öffentlicher Diskurs über persönliche Freiheit und die Möglichkeit einer Behörde, Kontrolle über das Leben seiner Bürger zu haben. Andrea Hernandez, die innerhalb dieses Bezirks zur Schule geht, hat sich geweigert, diesen Chip einbauen zu lassen. Allerdings nicht wegen Datenschutzbedenken, sondern aus religiösen Gründen. Daraufhin wurde sie von der Schule verwiesen, zog mit ihrem Fall aber vor Gericht und erhielt jetzt vorläufig recht. Diese Woche gibt es weitere Anhörungen, bald darauf soll das endgültige Urteil fallen. Lesen Sie auf der nächsten Seite: SMS-Warnung in Saudi Arabien Eine ähnliche Meldung erreichte uns letzte Woche aus Saudi Arabien, für Menschen die nach westlichen Werten leben ist diese allerdings noch viel schwerer verständlich. Auch dort ging es um die Überwachung von Einzelnen mittels neuer Technologien. Aber nicht in einem einzelnen Schulbezirk, sondern im ganzen Land. Und nicht nur Schüler sollen überwacht werden, sondern alle weiblichen Personen. Scheinbar warnt ein Dienst der saudischen Einwanderungsbehörde die männlichen Vormunde per SMS, wenn ihre Frauen das Land verlassen wollen. Die Frauenrechtlerin Manal al-Sharif hat über dieses Vorgehen, das scheinbar seit Jahren praktiziert wird, auf Twitter aufmerksam gemacht. Bis letzte Woche war es demnach noch so, dass ein Mann sich für diesen Dienst beim saudischen Innenministerium anmelden musste. Seither erhält jeder diese Nachrichten, egal ob er will oder nicht. Das gleiche System wird für Minderjährige und ausländische Arbeiter eingesetzt. In Saudi Arabien ist es nach wie vor so, dass Frauen als minderwertig angesehen werden. Sie erhalten deshalb einen Vormund, meistens den Ehemann, den Vater oder den Bruder und sind ohne seine Zustimmung nicht erlaubt zu arbeiten oder zur Schule zu gehen. Dass sie auch nicht ins Ausland dürfen, ist da fast zwangsläufig?



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