Mehr digital lehren, forschen und lernen

Forschung: Rechenpower, Open Source und KI sind wichtige Themen

Auch die Digitalisierung der Forschung hat die Rektorenkonferenz Swissuniversities im Blick: Neben dem zuvor erwähnten Programm zu Digital Skills in der Lehre wurde für die Periode 2021 bis 2024 das Programm «Open Science» lanciert, dessen finanzieller Rahmen mit 45 Millionen Franken sogar noch deutlich weiter gesteckt ist. Es fokussiert auf die beiden Handlungsfelder Open Access (11,8 Millionen Franken) und Open Research Data (voraussichtlich 32,5 Millionen Franken), also etwa auf die gemeinsame Nutzung von Forschungsdaten, den freien Zugang zu Publikationen oder einen offenen Peer-Review-Prozess. Ziel ist unter anderem, dass bis 2024 alle mit öffentlichen Geldern geförderten wissenschaftlichen Publikationen kostenlos zugänglich sind.
In Sachen Software-Deployment wurde in der Westschweiz im Herbst ein Grossereignis verkündet: Die Europäische Organisation für Kernforschung, das CERN, ist der erste Nutzer von ownCloud Infinite Scale, der neusten Generation der Kollaborationsplattform des Open-Source-Software-Anbieters ownCloud. Die Plattform bildet die ­Basis für die neue Instanz des Datenportals «CERNBox», die direkt mit dem Produktionssystem des CERN verbunden ist. Nutzer können auf das darunterliegende Daten-Repository mit rund 1,4 Milliarden Dateien und insgesamt 12 Petabyte an Daten zugreifen. Nach jahrelanger Vor­bereitung zeigt sich Hugo Gonzalez Labrador, «CERNBox»-Projektleiter der IT-Abteilung beim CERN, erfreut: «Die neue Plattform hat nicht nur eine sehr fortschrittliche Architektur. Wir sind überzeugt, dass die bei ownCloud Infinite Scale eingesetzten Technologien uns ermöglichen, leichter neue Mitstreiter zu finden und mit anderen Communities zusammenzuarbeiten, die vergleichbare Tech-Stacks nutzen.»
Mehrere Bildungsinstitutionen sind daran, über SwissNLP die Schweizer Dialekte besser digital nutzbar zu machen
Quelle: SwissNLP
Vernetzung und Offenheit sind auch Merkmale der «Citizen Science», also von Forschung, die durch freiwillige Laien unterstützt wird. Die ZHAW und die FHNW nutzen diesen Ansatz, um Schweizer Dialekte digital anschlussfähig zu machen, um also etwa Untertitel digital generieren zu können. Sie rufen die Bevölkerung auf, eine KI mit Sprachaufnahmen zu füttern: Ziel ist eine Sammlung von 2000 Stunden. «Weil wir den Datensatz für Forschungszwecke veröffentlichen, können Computerprogramme entwickelt werden, die dann in Zusammenarbeit mit lokalen Firmen für verschiedene Zwecke eingesetzt werden können», sagt Manuela Hürlimann von der Swiss Association for Natural Language Processing (SwissNLP), die das Projekt koordiniert und leitet, in einer ZHAW-Mitteilung. Unterstützt wird das Projekt von der ETH und der Universität Zürich.
Die Digitalisierung verändert Bildung und Forschung auf allen Ebenen nachhaltig. Die Pandemie hat zu einem zusätzlichen Schub geführt, doch die politischen Weichen wurden schon in den Jahren zuvor gestellt. Günstig wirkt sich aus Sicht des SBFI aus, dass die Akteure im Schweizer Bildungssektor relativ autonom agieren und mit einem flexiblen und entwicklungsoffenen Förder- und Steuerungsinstrumentarium arbeiten können. Es ist zu hoffen, dass es auf dem Weg zu einem noch offeneren, chancengleicheren, aber auch langfristig wettbewerbsfähigen Bildungssektor im gleichen Tempo weitergeht.



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