Mehr digital lehren, forschen und lernen

Hochschulen spannen zusammen

Auch die Hochschulen sollen die «Digital Skills» weiter ausbauen. Dieses Vorhaben treibt Swissuniversities, die Rektorenkonferenz der Schweizerischen Hochschulen, landesweit voran: Das Programm «Stärkung der Digital Skills in der Lehre» ist für die Periode 2021 bis 2024 mit 30 Millionen Franken dotiert. 16 Projektanträge von Hochschulen wurden genehmigt und konnten 2021 beginnen. Ein Beispiel ist «DigitalSkills@Fribourg», eine Zusammenarbeit von fünf Hochschulen in der Region. Das Projekt umfasst Kurse, die etwa Programmieren, Datenanalyse oder den Einsatz digitaler Lehrinstrumente vermitteln. «Die Ausbildungsmodule sollen Leute aller Fachrichtungen ansprechen, was auch den bereichsübergreifenden Charakter der Digitalisierung eindrücklich zeigt», wird Bernard Ries, Vizerektor Digitalisierung an der Uni Freiburg, in einer Mitteilung der Hochschule zitiert.
Für Erwachsene gilt es, durch entsprechende Bildungsangebote digital fit zu bleiben
Quelle: Shutterstock/insta_photos
Die Meinung, dass man die Digitalisierung am besten bereichs- und sektorübergreifend anpackt, teilt man auch in der Region Bern. Um Wissen zu sammeln und es in die Praxis zu überführen, haben sich dort fünf Hochschulen im Kompetenzzentrum BeLearn zusammengeschlossen. Im Oktober 2021 wurde ein gleichnamiger Verein gegründet, nachdem schon im Juni in Bern ein Hub eröffnet worden war, der neben der Geschäftsstelle auch Forschende und Start-ups beherbergt. Mit dem Swiss EdTech Collider ist nämlich ein Partner an Bord, der über 80 Jungfirmen im Bildungs- und Lernbereich vernetzt. BeLearn plant verschiedene Forschungsprojekte zu Themen wie Digital Skills, Digital Tools und Data Science for Education und hat dafür aktuell 150 000 Franken in Form eines Booster Funds zur Verfügung.
Nicht nur der Inhalt der Hochschullehre verändert sich, sondern auch ihr Modus. Viele Universitäten analysieren die hektische Pandemiezeit und wollen den Schwung daraus mitnehmen. Eine Umfrage der Universität Zürich zeigt Risiken auf – wie die Arbeitsbelastung der Dozierenden durch die abrupte Umstellung auf Fernlehre oder fehlende Struktur für die Studierenden zu Hause –, aber auch viel Potenzial, denn beide Seiten stehen der digitalen Lehre grundsätzlich positiv gegenüber. «Die Erfahrungen und das grosse Potenzial für Innovation und digitale Transformation möchten wir nutzen, um die qualitativ hochstehende Lehre jenseits des Notfall-Modus weiterzuentwickeln», sagte Rektor Michael Schaepman letztes Jahr an einer Medienkonferenz.
Auf dem Weg in die Zukunft gilt es, die Gegenwart nicht zu vergessen – und damit die Tatsache, dass sich Studierende wie auch Mitarbeitende von Hochschulen regelmässig mit profanen, aber nervenaufreibenden IT-Problemen konfrontiert sehen. Die EPFL hat darum im letzten Jahr in Zusammenarbeit mit dem kalifornischen Cloud-Anbieter ServiceNow ihren Servicedesk rundum erneuert. Dieser bietet nun laut der Firma mehr Funktionalität und ist zudem noch stärker auf Selfservice ausgelegt. Bemerkenswert ist zudem der Ansatz, den neuen Servicedesk mit Studierenden zu besetzen: Rund 80 von ihnen unterstützen ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen nun bei IT-Problemen und kommen so zu einem Nebenerwerb.

Digitale Weiterbildung und Life Long Learning Bleiben gefragt

Natürlich findet Bildung nicht nur an (Hoch-)Schulen statt, sondern ist zunehmend während der gesamten Lebenszeit wichtig. Insbesondere für niedrig qualifizierte Arbeitnehmende kann es einen grossen Unterschied machen, wenn sie ihre digitalen Kompetenzen stärken können. Hier setzt die schweizweite, sektorübergreifende Initiative «Digitalswitzerland» an. Mit Blick auf die digitale Transformation und berufliche Unsicherheiten unterstützt sie Arbeitnehmende mit einem Boost-Programm – seit 2021 gemeinsam mit der UBS.
inzelpersonen, aber auch Arbeitgeber können sich unkompliziert für eine Co-Finanzierung anmelden und haben so die Chance auf eine Finanzierung von bis zu 1000 Franken für eine Weiterbildung, die ihre digitalen Skills verbessert. Im Jahr 2020 wurden rund 100 Teilnehmende unterstützt.
Eine Chance für lebenslanges Lernen, die allen offensteht, bieten Bibliotheken. Die Digitalisierung zeigt sich hier auch darin, dass immer mehr E-Books genutzt werden. Die im Dezember 2021 erschienene Bibliotheksstatistik 2020 zeichnet hier erstmals ein quantitatives Gesamtbild. Die knapp 1500 öffentlich zugänglichen Schweizer Bibliotheken verzeichneten 8,6 Millionen Nutzungen von E-Books. Zum Vergleich: In derselben Periode wurden 40,2 Millionen physische Medien ausgeliehen. Während öffentliche Bibliotheken, also zum Beispiel Gemeinde­bibliotheken, im Durchschnitt doppelt so viele physische Medien verleihen wie wissenschaftliche (zum Beispiel Universitätsbibliotheken), verhält es sich bei den E-Book-Nutzungen umgekehrt: Hier waren es in den wissenschaftlichen Bibliotheken durchschnittlich nahezu 14 000, in den öffentlichen etwas mehr als 2000.



Das könnte Sie auch interessieren