Anschlussnetze in der Schweiz

AONs mit Vorteilen …

Der Ruf nach symmetrischen Glasfasern ist darum verständlich. Ein aktives optisches Anschlussnetz (Active Optical Network, kurz AON) entspricht diesem Wunsch vollauf. Hier wird jedem angeschlossenen Kunden eine eigene Punkt-zu-Punkt-Verbindung zugeteilt. Über eine Entfernung von ca. 50 bis 60 Kilometern werden Multi-Fiber-Glas- fasern ab Optical Line Termination (OLT) in der Zentrale bis zu den aktiven Splittern (Ethernet-Switches) im Ort oder Stadtteil geführt. Ab dort sorgen mehrere Single-Fibre-Glasfasern für die Feinverteilung der Signale zur Optical Network Termination (ONT) im Quartier oder auf dem Gelände des Grosskunden. Glasfaser- oder Kupferkabel verbinden die ONTs mit den Endgeräten im Gebäude.
Struktur und Komponenten eines Active Optical Networks (AON)
Quelle: Rüdiger Sellin
Unter den AONs ist das Active Ethernet (auch Point-to-Point-Ethernet) am meisten verbreitet, allerdings auch im gehobenen Preissegment positioniert. Es ist besonders bei Geschäftskunden beliebt, weil das interne Ethernet nahtlos ins AON eingebunden wird und hohe, symmetrische Bandbreiten bietet. Diese lassen sich kundenspezifisch in der Ortszentrale konfigurieren, was auch für die Zuteilung des Links zum gewünschten Service Provider gilt.
Als Nebeneffekt werden damit zugleich die Auflagen der Wettbewerbshüter erfüllt. Auf dem Campus lassen sich Komponenten verschiedener Hersteller problemlos kombinieren. Denn Ethernet (IEEE 802.3) ist seit Langem standardisiert und etabliert, was die Netzwerkkosten für Beschaffung, Betrieb und Unterhalt beim Kunden senkt.
Ausserhalb des Campus werden AONs oft via Metro-Ethernet-Ringen an das Weitverkehrsnetz herangeführt. Durch die Zwei-Wege-Führung besteht eine sehr hohe Übertragungssicherheit. Solche Ringe wurden nach der Jahrtausendwende besonders in Grossstädten durch traditionelle, aber auch durch alternative Netzbetreiber für Geschäftskunden errichtet, was Letzteren auch den Ruf als «Rosinenpicker» einbrachte.

… und Nachteilen

Problematisch bei AON ist der massiv höhere Bedarf an Glasfasern von der Ortszentrale zum Endkunden, da jeder Kunde eigene oder mehrere Fasern exklusiv erhält. In der städtischen Ortszentrale wird es am Hauptverteiler darum schnell eng. Hier müssen Tausende von Glasfasern rangiert, pro Kunde richtig zugeordnet und eingemessen werden. Auch der Stromverbrauch ist nicht vernachlässigbar, da
alle auf dem Übertragungsweg befindlichen Komponenten aktiv sind. Bei grösseren Leistungslängen sind zudem optische Verstärker/Repeater notwendig. Alle Komponenten inklusive Laser sind regelmässig zu kalibrieren und irgendwann zu ersetzen. Andernfalls können die Bitfehler zunehmen sowie Bandbreite und Zuverlässigkeit schleichend sinken, bis der Totalausfall droht.
Neben der Stromversorgung benötigen AONs einen aktiven Opto-Koppler, der elektrische in optische Signale umwandelt. Die gesamte Errichtung eines AON-Anschlusses ist aufwendig, ebenso Aufbau und Betrieb der Metro-Ethernet-Ringe. Besonders in Zeiten des scharfen Wett­bewerbs und tiefer Margen sinkt der Stern der AONs, da sich die Netz- und Betriebskosten nicht mehr ohne Weiteres auf die Kunden überwälzen lassen.



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