01.04.2009, 13:11 Uhr

Nehalem-Server-Parade ohne Ende

Kaum hat Intel ihre Nehalem-Prozessoren offiziell auch für Server lanciert, überschlagen sich die Hardware-Anbieter regelrecht mit Ankündigungen zu entsprechenden Rechnern. Eine erste Übersicht.
Einer der vielen Nehalem-Server
Intels neue Server-CPU Nehalem läutet mit hoher Performance bei geringem Energieverbrauch einen Generationswechsel ein. Wir informieren Sie detailliert darüber, welche Pläne die führenden Hersteller mit dem neuen Nehalem-Xeon-Prozessor haben.
Die Intel Nehalem-Prozessor-Architektur hat im Desktop-Bereich bereits für Furore gesorgt. Jetzt hat der Chipgigant den Erfolg der Nehalem-Architektur auch auf das Server-Segment übertragen. Mit dem neuen Xeon-Prozessor basierend auf der Nehalem-Architektur überzeugt Intel durch Performance und geringen Energieverbrauch.
Dabei wurde die Vorgängerplattform, die mit den Xeon-Harpertown-Prozessoren arbeitet, grundlegend verändert. So wandert der Speicher-Controller vom Chipsatz in die CPU. Zusätzlich hat sich Intel bei dieser Server-Xeon-Architektur von der FB-DIMM-Technologie verabschiedet und setzt jetzt bei Xeon-Nehalem-Servern auf Standard-DDR3-Speichermodule.
Server auf Basis von Intel-Xeon-Prozessoren sind in allen Formfaktoren wie Rack-, Blade- oder Tower-Server auf dem Markt. Dabei reicht die Produktpalette vom Single-Server-System bis hin zu komplexen Multiprozessorsystemen wie etwa Blade-Server. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass nahezu alle Server-Hersteller wie Acer, Dell, Fujitsu-Siemens, HP und IBM entsprechende Produkte anbieten.
In der Folge präsentieren wir eine Übersicht über das derzeitige Angebot. Die zugehörige Bildergalerie ist hier zu finden.
Acer
Acer geht mit drei neuen Server-Modellen, die der Hersteller mit der Nehalem-Architektur ausgestattet hat, an den Start. Das sind im Einzelnen die beiden Rack-Server Altos R720 M2 und Altos R520 M2 und die Tower-Variante Altos G540 M2.
Der Server Altos R720 M2 ist ein 2-HE-System (Höheneinheiten), während sich der R520 M2 als 1-HE-Rack-Server präsentiert. Beide Geräte hat das Unternehmen für den Einsatz in kleinen und mittleren Unternehmen konzipiert. Alle Systeme arbeiten mit dem Dual-Socket-Chipsatz X5520 (Codename Tylersburg 36D) und verfügen über zwölf DIMM-Sockel für insgesamt 96 GByte DDR3-Hauptspeicher.
Dell
Dell präsentierte bereits im Vorfeld der offiziellen Vorstellung des Nehalem-Xeon-Prozessors von Intel sein neues Produktportfolio an PowerEdge Servern. Es besteht aus den Blade-Servern M610 und M710, den Rack-Servern PowerEdge R710 und PowerEdge R610 sowie dem Tower-Server PowerEdge T610.
Alle neu vorgestellten PowerEdge-Server arbeiten mit den Intel-Xeon-5500-Prozessor (Codename Nehalem). Als Hauptspeicher kommen DDR3-Speichermodule zum Einsatz. Die Server sind mit 2 x 9 DIMM-Slots ausgestattet. Laut Dell können der Rack-Server R710 und der Blade-Server M710 bis zu 125 Prozent mehr Speicher adressieren als die Vorgängermodelle. Sämtliche Server-Varianten unterstützen PCI Express 2.0. Darüber hinaus sind die Server PowerEdge R610, R710 und M710 mit vier auf dem Mainboard integrierten 1-Gigabit-Ethernet-Ports (LOM) ausgestattet.
Ein Novum der neuen Dell PowerEdge-Server ist das Embedded-Management. Es besteht aus einem integrierten Lifecycle-Controller und einem optionalen iDRAC-Modul. Der Lifecycle-Controller überwacht und steuert alle Systemrelevanten Komponenten. Dagegen ist das iDRAC-Modul mit einer LAN-Schnittstelle und einem Karten-Slot für SD-Karten ausgestattet. Es stellt ein Web-Interface zum Verwalten des Servers zur Verfügung. Zusätzlich kann in Verbindung mit der werkseitig mitgelieferten SD-Karte das Server-System sehr einfach auch ohne CDs oder DVDs installiert werden, da alle relevanten Daten wie Betriebssystem, Treiber und Patches auf der Speicherkarte abgelegt sind. Ausserdem bieten die Server-Systeme eine Embedded-Hypervisor-Funktion. Damit kann der Anwender über eine SD-Karte, die im Storage-System integriert ist, den Server mit einem Hypervisor von Citrix, Microsoft oder VMware booten.
Der PowerEdge M610 und der M710 sind zwei Sockel-Blade-Server mit halber beziehungsweise voller Blade-Länge. Dagegen sind der R710 und der R610 als Zwei-Sockel-Server mit 2 HE und 1 HE für den Einbau in ein Rack konzipiert. Den PowerEdge T610 bietet Dell als Zwei-Sockel-Tower-Server an.
Neben den Server-Systemen offeriert Dell auch noch eine Reihe an Workstations im Tower-Formfaktor mit dem Nehalem-Prozessor. Dazu zählen der Precision T5500, der Precision T7500 und der Precision T3500. Die beiden erstgenannten Systeme arbeiten mit dem neuen Intel-Chipsatz X5520 ,,Tylersburg-36D", während in der T3500-Workstation der X58-Chipsatz werkelt.

Fujitsu Siemens

Der Server-Hersteller Fujitsu Siemens hat mit den Rack-Servern Primergy RX300 S5 (2 HE), Primergy RX200 S5 (1 HE) und den Tower-Servern Primergy TX300 S5 (4 HE) und Primergy TX200 S5 (5 HE) sowie dem Blade-Server BX620 S5 fünf Systeme mit der Nehalem-Prozessor-Architektur am Start. Bis auf die Systeme TX200 S5 und BX620 S5, die erst ab Juni erhältlich sind, können alle anderen Server ab sofort geliefert werden.
Laut Fujitsu Siemens sind die neuen Dual-Socket-Systeme für eine maximale Leistung optimiert. So bieten sie eine Speicherkapazität von bis zu 144 GByte bei einer Bestückung von 2 x 9 jeweils 8 GByte grossen DDR3-DIMMs. Das Herzstück der Server bilden die neueste Intel-Xeon-5500-Prozessor-Serie mit dem Codenamen Nehalem. Als Unterbau fungiert der Intel 5520- beziehungsweise der 5500-Chipsatz (Codename Tylersburg). Die neuen Dual-Socket-Primergy-S5-Modelle sollen sich besonders für Virtualisierungsszenarien und Konsolidierungsprojekte eignen.
Die Primergy-Modelle sind mit einer Stromversorgung mit einem Wirkungsgrad von bis zu 89 Prozent ausgestattet. Optional ist ein zweites redundantes Netzteil erhältlich. Ein Feature der Server ist das neue "Cool-safe"-Design, das durch optimierte Luftführung zur Reduzierung des Energieverbrauchs beiträgt.

Hewlett-Packard

HP bietet eine breite Palette an neuen Servern mit dem Nehalem-Prozessor an. (Computerworld.ch berichtete) Mit der ProLiant G6-Baureihe präsentiert der Hersteller eine frische Server-Generation. Im Vergleich zu den Vorgängermodellen verfügen die neuen Systeme über die doppelte Rechenleistung, verbrauchen aber nur halb so viel Energie, so HP.
Die HP-ProLiant-G6-Server basieren auf Intel-Xeon-5500-Prozessoren. Mit insgesamt elf neuen Servern ist die Vorstellung der neuen ProLiant-Generation HPs bislang größte Produkteinführung im Server-Bereich. Die Modelle DL380, DL370, DL360, DL180 und DL160 sind für den Einsatz im Rack optimiert. Mit dem HP ProLiant BL 490c, BL 460c und BL 280c stehen dem Kunden Blade-Server und mit HP ProLiant ML370, ML350 und ML150 Tower-Versionen zur Verfügung. Die meisten der neuen ProLiant-Plattformen sind ab sofort weltweit verfügbar. Die Modelle BL490c und BL280c werden in den kommenden Wochen erhältlich sein.
Die HP-ProLiant-G6-Server verfügen über einer Reihe neuer Techniken, die den Anwender beim Energiesparen unterstützen sollen. Dazu zählt die Funktion ,,Sea of Sensors", besteht aus 32 intelligenten Sensoren, die die gesamte Wärmeentwicklung im Server überwachen. Die Funktion optimiert die Kühlung, indem sie Systemkomponenten wie Lüfter, Arbeitsspeicher und Input/Output-Verarbeitung reguliert.
Zusätzlich soll das ,,Common Power Slot-Design" Energieverschwendung verhindern. Dem Anwender stehen vier Netzteile zur Verfügung, sodass sie den Stromverbrauch an die jeweilige Auslastung anpassen können.
Darüber hinaus ermöglicht laut HP das ,,Dynamic Power Capping", die Energie- und Kühlungsressourcen für jeden Server zu bestimmen und zu begrenzen. Damit erhalten die Server nur so viel Strom, wie sie tatsächlich benötigen. Der nicht benötigte Strom kann dann für andere Aufgaben verwendet werden.

IBM

IBM hat mit der Ankündigung des Nehalem-Prozessors gleichzeitig ein umfassendes Upgrade der IBM-x86-Familie präsentiert. Der Hersteller hat vier neue Server-Systeme entwickelt, die nicht nur die hohe Prozessorleistung besser ausnützen, sondern auch besondere Funktionen mitbringen sollen, die die Kosten für Stromverbrauch und IT-Management reduzieren.
Laut Hersteller haben die Zwei-Sockel-Enterprise-Rack-Server IBM System x3550 M2 und x3650 M2 ein thermal optimiertes Design, neue Spannungsregler und eine höhere Integration auf dem Board, um die Energieverteilung zu vereinfachen und Energieverluste zu reduzieren. Damit will IBM eine Energieeffizienz von über 92 Prozent erreichen und den Stromverbrauch um bis zu 60 Prozent reduzieren.
Der x3650-M2-Server ist im 2-HE-Formfaktor gebaut. Dagegen muss sich der x3550 M mit 1 HE begnügen. Den x3650 bezeichnet IBM als "Arbeitspferd", das nahezu alle Standardaufgaben in einem Unternehmen erledigen soll. Ein besonderes Feature der Systeme stellt das integrierte ,,Integrated Management Module" (IMM) dar. Das Modul ist in der Lage, Diagnosefunktionen durchzuführen und bietet darüber hinaus Fernsteuerungsmöglichkeiten. Damit lassen sich die Systeme von überall managen und überwachen. Probleme können im Vorfeld erkannt beziehungsweise behoben werden. Zusätzlich verfügen die Systeme über einen internen USB-Anschluss, der über einen USB-Stick automatisch einen Hypervisor zur Server-Virtualisierung laden kann.
Als Nachfolger des HS21 und HS21 XM stellt IBM das BladeCenter HS22 vor. Das Zwei-Sockel-Blade-Center-System hat eine Hauptspeicherkapazität von bis zu 96 GByte, verteilt auf zwölf DIMM-Sockel. Die Bestückung beschränkt sich auf Very-Low-Profile-DDR3-Module. Darüber hinaus ist das Blade rückwärtskompatibel mit dem IBM-Standard-BladeCenter-Chassis. Das Blade besitzt zwei Einschübe für Hotswap-Festplatten (SAS, SATA und Solid-State-Disk). Ein optionaler interner batteriegepufferte RAID-5-Cache sorgt für die nötige Geschwindigkeit und Sicherheit des Storage-Systems. Alle Einschübe verfügen über zweifach ausgeführte, redundante Power- und I/O-Anschlüsse.
Für Rechenzentren, in denen Platz ein Hauptthema ist, konzipierte IBM das System x iDataPlex dx360 M2. Es soll eine um bis zu 50 Prozent höhere Leistungsdichte als Standard-1U-Server bieten. Mit der hohen Hauptspeicherkapazität, die die Nehalem-Architektur bietet, kann das System auch im High-Performance-Computing-Umfeld eingesetzt werden. Laut IBM ermöglicht das System eine hohe Flexibilität in der Konfiguration innerhalb der Lösung mit Compute-, I/O- und Speicherkonfigurationen sowie einem grossen Umfang an Networking-Features.
Die HS22-Modelle sind bereits verfügbar, die Modelle x3550 M2 und x3650 M2 sind ab 30. April erhältlich.

Cisco

Cisco hat auf Basis der Nehalem-Prozessor-Architektur das Unified-Computing-System vorgestellt. Das System soll sich besonders gut für Virtualisierung in Rechenzentren eignen und Strom, Platz sowie Geld sparen.

Helfen sollen dabei die Cisco UCS B-Series Blades. Das Cisco-System bietet Unterstützung für die UnifiedFabric und konsolidiert die Netzwerkbereiche LAN, SAN und High-Performance-Netze. Kosten für Netzadapter, Kabel, Strom und Kühlung sollen sich mit diesem System reduzieren lassen.
Ciscos Unified-Computing-System unterstützt den konsolidierten Zugriff auf Speichersysteme (SANs, NAS, iSCSI) über ein Interface. Durch den Einsatz von 10-Gigabit-Data-Center-Ethernet bietet das System Anschlüsse für die gleichzeitige Übertragung von Ethernet/IP und Speicherverkehr. Das Cisco-Unified-Computing-System ist ab dem zweiten Quartal 2009 erhältlich.

NEC, Lenovo, Sun und Co.

Zeitgleich mit der Einführung des Nehalem-Prozessors bringt auch NEC eine neue Generation von High-Performance-Computing-Cluster (HPC) auf den Markt. Der HPC-144rb-1-Server ist ein Rack-Server mit 1-HE-Formfaktor. Im Inneren des Systems arbeiten zwei Nodes mit je zwei X5500-CPUs. Jeder der zwei Cluster kann auf maximal je 96 GByte DDR3-DIMMs zugreifen. Das Storage-System besteht aus zwei Dual-Hotswap-Einschüben, die Verbindung zur Aussenwelt gewährleisten je zwei Dual-Gigabit-Ethernet-Ports sowie je ein integrierter InfiniBand-Controller.
Darüber hinaus stellt das parallele Filesystem von NEC sicher, das der HPC-Cluster eine ausreichende Bandbreite zum Plattenspeicher besitzt. Damit sollen sich die neuen Cluster der NEC LX-Serie besonders für Forschungsanwendungen im wissenschaftlichen und industriellen Umfeld eignen. Um hier für jeden Bedarf eine passende Lösung zu bieten, bietet NEC seine HPC-Cluster ab sofort in unterschiedlichen Ausbaustufen an.
Die Server-Hersteller Lenovo und Sun planen zwar ebenfalls, Systeme mit dem neuen Nehalem-Prozessor vorzustellen, detaillierte Informationen sind aber seitens der Unternehmen noch nicht zu bekommen.
Neben den System-Herstellern offerieren auch Server-Mainbord-Hersteller die neue Plattform für den Nehalem-Xeon-Prozessor. Zu den bekanntesten Unternehmen gehören Asus, Gigabyte, Supermicro und Tyan.

Fazit

Die Server-Hersteller bieten ein umfangreiches Portfolio an Servern und Workstations mit dem neuen Nehalem-Xeon-Prozessor an. Das ist auch kaum verwunderlich, denn steigender Kostendruck zwingt die Server-Nutzer, auf schnelle und energieeffiziente Prozessoren zu setzen.
Die Nehalem-Architektur bietet Vorteile, wenn es darum geht, in Server-Räumen beziehungsweise Rechenzentren bestehende Server-Hardware durch die neue Server-Technologie zu ersetzen. In Bezug auf Performance und Energieverbrauch arbeitet der Nehalem-Xeon-Prozessor sehr effizient, sodass eine Änderung der Klimatisierung nicht notwendig ist. Allerdings haben auch die neuen Nehalem-Server ihren Preis und erfordern beim Systemwechsel eine durchdachte Budgetplanung.
Alles in allem haben die Hersteller nahezu für jeden Anwendungsbereich eine entsprechende Lösung parat. So kann der Anwender aus dem reichhaltigen Angebot an Servern mit dem neuen Nahalem-Xeon-Prozessor die richtige Lösung auswählen. Wer derzeit noch nicht fündig wird, der kann noch ein wenig warten, bis auch andere Server-Anbieter die Nehalem-CPU für ihre Produkte evaluiert haben. Darüber hinaus sollte man AMD nicht vernachlässigen, denn der Hersteller schickt mit dem Sechs-Kern-Istanbul-Prozessor die nächste Generation der Opteron-CPU-Architektur ins Rennen um eine gute Position im Server-Markt.



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