«Unsere Plattform ist ein Schweizer Sackmesser»

750 Millionen Apps in drei Jahren

CW: Können die Kunden eine passende Plattform von der Stange kaufen oder muss sie erst individuell entwickelt werden? – Was ja auch wieder Fachleute erfordert und Geld kostet.
McDermott: Viele der Funktionen sind als Vorlagen auf der «Now»-Plattform schon heute verfügbar. Zusätzlich ermöglicht eine Low-Code-Entwicklungsumgebung den Anwendern das einfache und schnelle Umsetzen von individuellen Apps. Sie können dann anschliessend unternehmensweit ausgerollt werden.
Dieses Modell ist die Zukunft, sagen auch die Analysten. Sie gehen davon aus, dass die Unternehmen aufgrund veränderter Konsumentenbedürfnisse und der sich stetig wandelnden Wirtschaft allein in den nächsten drei Jahren geschätzt 750 Millionen neue Apps entwickeln müssen. Das sind mehr Apps, als wir im letzten halben Jahrhundert geschrieben haben.
Diese Menge schaffen nicht die hauptberuflichen Programmierer. Hier braucht es den Citizen Developer – sprich Sie und mich –, der ein spezifisches Kundenbedürfnis kennt und mit einer eigenen App bedienen kann. Und es braucht eine moderne Entwicklungsumgebung, denn in einer traditionellen IT-Infrastruktur können wir zwei nur schwerlich eine App umsetzen.
CW: In der Vergangenheit wurden zum Beispiel Domino und Notes für die Umsetzung von Business-Applikationen genutzt – auch von den Citizen Developern. Sehen Sie die Konkurrenz?
ServiceNow-CEO Bill McDermott sieht grossen Bedarf an neu zu entwickelnden Business-Apps
Quelle: ServiceNow
McDermott:
Wenn die Plattformen ähnliche Möglichkeiten bieten, sollten sie sich entsprechend positionieren. Denn es gibt viel zu tun angesichts der vielen Millionen Apps, die realisiert werden müssen in den nächsten Jahren. Aber ich sehe die Konkurrenz nicht.
CW: Im Interview vor zwei Jahren sagten Sie, dass ServiceNow Ihr Meisterstück sein soll. Welche Puzzlestücke fehlen noch?
McDermott: Das Meisterstück entwickelt sich ausgezeichnet. ServiceNow wird meiner Meinung nach zur wichtigsten Business-Plattform des 21. Jahrhunderts.
Uns fehlt heute noch die Sichtbarkeit und die breite Akzeptanz am Markt. Wir wollen den Unternehmen aufzeigen, wie unsere Plattform ihnen helfen kann bei der Lösung ihrer Probleme. Und auch bei den Herausforderungen von morgen, beispielsweise der Nachhaltigkeit und ESG [Environmental, Social, and Corporate Governance; Anm. d. Red.]. Auf unserer Plattform sind dafür schon Lösungen bereitgestellt, mit denen sich die Unternehmen fit machen können für die Zukunft.
CW: Die Schweiz ist ein KMU-Land. Für diese Firmen ist Ihre Plattform wohl überdimensioniert. Welche Angebote haben Sie für diese Zielgruppe?
McDermott: Diesen Kunden können wir fixfertige Pakete beispielsweise für HR, Kundenbeziehungspflege oder System-Monitoring bereitstellen, die auf der «Now»-Plattform laufen. Wenn die KMU dann später entscheiden, dass sie noch weitere Funktionen der Plattform nutzen möchten, lassen sie sich ohne Weiteres hinzuschalten.



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