Interest Group Citrix Schweiz 29.03.2019, 09:00 Uhr

Schweizer Citrix-User und die Cloud-Skepsis

Viele Schweizer Firmen setzen heute auf eine Citrix-Infrastruktur. Für sie ist die Cloud eine Alternative. An einem Event der «Interest Group Citrix Schweiz» wurden Chancen und Herausforderungen diskutiert.
Curdin Schenkel von der Thurgauer Kantonalbank ist der Vorsitzende der IGCCH
(Quelle: computerworld.ch)
Die virtualisierten Desktops von Citrix sind in vielen Schweizer Unternehmen präsent. Um sich mit dem Technologie-Lieferanten strategisch auszutauschen und eine höhere Relevanz zu bekommen, haben sich Entscheidungsträger in der «Interest Group Citrix Switzerland» (IGCCH) zusammengeschlossen. An einem Treffen der IGCCH in Zürich wurde klar: Die Cloud ist für alle Unternehmen ein Thema, viele zögern aber noch aufgrund von Datenschutz- und Sicherheitsbedenken. Von den anwesenden Citrix-Vertretern wünschten sich die IT-Verantwortlichen mehr Hilfestellungen beim Wechsel in die Cloud. Und ein Repräsentant von Microsoft Schweiz stellte in Aussicht, demnächst mit einer Schweizer Cloud starten zu wollen. Aber der Reihe nach.
Der Hersteller Citrix wolle nicht ins Geschäft mit Cloud-Infrastrukturen einsteigen, stellte Toni Bernal von Citrix Schweiz an dem Anlass klar. Sein Unternehmen habe zwar eine «Cloud first»-Strategie, die sich allerdings ausschliesslich auf das Infrastruktur-Management beziehe. «Wir zwingen keinen Kunden, seine Applikationen und Daten in die Cloud auszulagern», betonte er. Vielmehr unterstütze Citrix sowohl On-Premises- als auch Cloud-Applikationen – und ist damit nahe an den Bedürfnissen des Marktes. «Die meisten Kunden bevorzugen die Hybrid Cloud», wusste Bernal.
Für den IGCCH-Vorsitzenden Curdin Schenkel, Leiter Workplace & Infrastruktur bei der Thurgauer Kantonalbank, ist aufgrund der regulatorischen Anforderungen das Thema Cloud kein einfaches. In den Diskussionen mit der Legal-Abteilung und den Sicherheitsverantwortlichen wird häufig mit der «Marktüblichkeit» argumentiert. Wenn eine Technologie in der Branche etabliert sei, dann könne sie auch bei dem betreffenden Unternehmen zum Einsatz kommen. Bei der (Public) Cloud gibt es allerdings bisher aber nur wenige Anwendungen in der Schweizer Finanzindustrie.

Microsofts Pläne für die Schweizer Cloud

Microsoft will mit einer eigenen Cloud-Region innerhalb der Schweizer Landesgrenzen die Adaptation der Cloud auch in regulierten Branchen erhöhen. Wie Primo Amrein von Microsoft Schweiz an dem Anlass sagte, zählen insbesondere Unternehmen aus dem Finanzwesen zur Zielgruppe des zukünftigen Offerings. Ausserdem können sich in die Microsoft-Datacentern diejenigen Unternehmen einmieten, die aus «emotionalen Gründen» – beispielsweise Bedenken der Verwaltungsräte – sich bis anhin gegen einen Wechsel in die Cloud entschieden hätten.
Primo Amrein skizzierte die Pläne von Microsoft für die Schweizer Cloud
Quelle: computerworld.ch
Für die Schweizer Cloud-Infrastruktur baut Microsoft aktuell Datencenter an zwei Standorten. Die zukünftige Region «Switzerland North» im Grossraum Zürich wird direkt verbunden sein mit «Switzerland West» im Raum Genf. Für den Betrieb hat Microsoft Schweiz eine eigene Firma gegründet, die Schweizer (Datenschutz-)Recht untersteht, sagte Amrein. Allfälligen Überlegungen, ob die Installationen im Inland vor dem Zugriff der US-Behörden geschützt seien, erteilte der Manager jedoch eine Absage. Als US-amerikanisches Unternehmen müsse Microsoft gemäss dem «Cloud Act» Anfragen der Sicherheitsbehörden prüfen, sagte er. Allerdings gibt es eine Historie von Anfechtungen gegen Beschlüsse zur Herausgabe von Daten.
Zum Starttermin wird Microsoft noch nicht das komplette Cloud-Portfolio anbieten können, sagte Amrein. Der Schwerpunkt liege zunächst auf Azure-IaaS-Lösungen und einigen PaaS-Diensten. Diese würden allerdings bereits 70 bis 80 Prozent der heute in der Schweiz genutzten Azure-Dienste abdecken, präzisierte Amrein. Weitere Azure-Services sowie Office 365 und Dynamics 365 folgten Schritt für Schritt nach dem initialen Marktstart. Gemeinsam mit Partnern wie Citrix sind ausserdem neue Dienste geplant, doppelte er nach.

Freigewordene IT-Ressourcen nutzen

Das Auslagern von IT-Infrastruktur in die Cloud schafft in den Unternehmen freie Kapazitäten für Innovation. Roland Grieder, Geschäftsführer des Zürcher Beratungshauses Gradual, rief die IGCCH-Mitglieder dazu auf, die frei gewordenen Ressourcen für die Transformation ihres Geschäfts zu nutzen. Dabei müsse der Kunde im Mittelpunkt stehen. Denn er habe durch die digitalen Technologien mehr Möglichkeiten: War der Konsum früher quasi auf Coop und Migros beschränkt, können die Konsumenten heute Waren überall auf der Welt bestellen. Dies sei einerseits eine Herausforderung für Schweizer Firmen, andererseits aber auch eine Chance.
Roland Grieder von Gradual zeigte neue Wege zum Endkonsumenten auf
Quelle: computerworld.ch
Für die Anbieter sei es nach den Worten Grieders erstrebenswert, die Wertschöpfungskette bis hin zum Endkonsumenten zu verlängern. Der Kunde wünsche keine Multi- oder Omni-Channel-Kommunikation mit einem Anbieter, sondern wolle das Unternehmen auf dem für ihn einfachsten Weg erreichen. Die bidirektionale und integrierte Kommunikation verspreche den grössten Erfolg, sagte der Grieder. Aus seiner Beratertätigkeit weiss er: Ein (Such-)Portal mit Text- und Touch-Eingabe, ein Feed (mit Filtermöglichkeiten) und der Chat (auf der Mobilplattform) hätten das grösste Potenzial, die heute gängigen Navigationsfunktionen abzulösen.



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