08.09.2009, 15:26 Uhr

Macht Twitter dumm und Facebook klug?

Das soziale Netzwerk Facebook macht User gescheiter, der Microblogging-Dienst Twitter hingegen dümmer. Diese These vertritt die Psychologin Tracy Alloway von der schottischen University of Stirling.
Angeblich macht twittern dumm
Einem Bericht des «Telegraph» zufolge hat sich Alloway intensiv mit dem Arbeitsgedächtnis auseinandergesetzt, welches für die temporäre Speicherung respektive den Einsatz von Information verantwortlich ist. Im Zuge dessen nahm sie auch den Einfluss von Social Media auf das Arbeitsgedächtnis unter die Lupe. Dabei kam sie zum Schluss, dass einzelne Plattformen die Entwicklung eher fördern, andere wiederum bremsen. Während Facebook das Arbeitsgedächtnis angeblich erweitert und somit auch «die Intelligenz fördert», soll Twitter genau zum Gegenteil führen.
Facebook habe deswegen einen positiven Einfluss, weil es das Gehirn bei der Nutzung durch eine höhere Komplexität respektive mehr verschiedene Funktionen stärker herausfordere. Twitter sei durch seine Knappheit schlechter, weil es «die Aufmerksamkeitsspanne reduziert und das Hirn nicht angeregt oder Nervenverbindungen gestärkt werden», meint die Psychologin. Ihre Thesen stossen jedoch auf wenig Gegenliebe. «Twitter ist eine Kommunikationsform wie jede andere. Es kommt immer auf den Kontext an, in dem ein Kommunikationsmittel eingesetzt wird, aber grundsätzlich ist der Dienst sicherlich positiv zu bewerten», erklärt Medienpsychologe Jo Groebel, Direktor des Deutschen Digitalen Instituts. Besonders positiv daran sei eben gerade die vorgegebene Knappheit. Man habe sozusagen den Zwang sich präzise auszudrücken, was wiederum eine intellektuelle Übung sei.
Alloway kritisiert zudem jegliche Kommunikationsformen, die in irgendeiner Weise «unmittelbar» funktionieren - etwa YouTube oder das Verfassen von SMS. Positiv bewertet sie hingegen Videospiele und Sudoku, da diese Dinge eine tiefere Denkleistung mit sich bringen, Erinnerungen an vergangene Handlungen stärker wieder hervor holen und eher beim Planen von künftigen Aktionen nützlich sein würden. Dadurch werde wiederum das Arbeitsgedächtnis angeregt.
«Generell finde ich diese Aussagen viel zu pauschal und kann ihnen daher wenig abgewinnen. Es kommt schliessch immer darauf an, in welchem Zusammenhang die Kommunikationsmittel zum Einsatz kommen», meint Groebel. YouTube beispielsweise sei ein Pool enormer Kreativität, hier davon zu sprechen, dass es dumm mache, sei viel zu kurz gefasst. «Im Zweifelsfall würde ich also all diese Medien und Plattformen positiv bewerten», sagt der Medienpsychologe. Twitter würde vielleicht von gesellschaftlich informellen Nachrichten leben und sei in erster Linie ein individuelles Medium, deswegen würde aber keineswegs die Berechtigung oder der Sinn der Plattform verloren gehen.
Harald Schodl



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