Sun-Übernahme
18.01.2010, 12:17 Uhr
Etappensieg für Oracle
Die internationale Kampagne gegen die geplante Akquisition von Sun Microsystems durch Oracle gibt den Kampf innerhalb der Europäischen Union auf.
Die Kampagne «Help MySQL», ins Leben gerufen von MySQL-Migründer Michael «Monty» Widenius, gibt ihren Widerstand gegen den Milliarden-Deal in der EU offiziell auf. Mit einer Online-Petition in 20 Sprachen hatten die Initiatoren zuvor eigenen Angaben zufolge über 30'000 Unterschriften gegen den Oracle-Sun-Deal gesammelt. «Die EU-Kommission demonstrierte in weiten Teilen des Verfahrens Mut und Kompetenz, sah am Ende aber schwach aus», erklärt Widenius die Entscheidung. Nach seiner Einschätzung werde die Brüsseler Behörde die Akquisition «wohl sehr kurzfristig freigeben».
Doch die Auseinandersetzung gehe weiter. Help MySQL werde sich nun auf China und Russland konzentrieren. Anders als in den USA haben die dortigen Kartellbehörden die Sun-Übernahme durch Oracle noch nicht genehmigt. «China und Russland können immer noch Nein sagen, falls Oracle keiner richtigen Lösung zustimmt. Das sind mächtige, selbstbewusste und Open-Source-freundliche Länder, die es besser machen könnten als die EU», so Widenius. Russland habe gerade entschieden, sich mehr Zeit für die Untersuchung zu nehmen, und China habe schon beim Zusammenschluss von Panasonic und Sanyo Härte gezeigt, auch nachdem der Deal seitens der USA und der EU bereits freigegeben worden war.
Die EU-Kommission hatte im November 2009 ernste wettbewerbsrechtliche Bedenken gegen die milliardenschwere geplante Übernahme von Sun Microsystems durch Oracle formuliert. Dahinter stand die Sorge, Oracle könnte die Open-Source-Datenbank MySQL zugunsten der eigenen kommerziellen Datenbankprodukte benachteiligen und damit den Wettbewerb einschränken. Oracle reagierte darauf zunächst mit Kritik und warf der EU-Behörde sogar Inkompetenz vor. Wenig später aber machte der Konzern gegenüber der Kommission Zugeständnisse. Man werde MySQL «weiterhin fördern» und unter der Open-Source-Lizenz GPL bereitstellen, erklärte das Unternehmen. Der MySQL-Quellcode und das Referenzhandbuch sollten weiterhin kostenlos verfügbar sein.
Diese und weitere Versprechen Oracles wurden von den EU-Kartellwächtern positiv aufgenommen. Widenius hält davon jedoch wenig. «Oracles Äusserungen zu MySQL fälschlich als Lösung zu bezeichnen, ist ein unaufrichtiger Versuch, das Gesicht zu wahren, denn wenn eine Pressemitteilung von Oracle mit nutzlosen, vagen Versprechungen alles sein soll, was herausgekommen ist, war es schade um die Zeit und das Geld», sagt der MySQL-Mitgründer.