Der Trend geht in die Nähe

Deutschland und Grossbritannien sind top

Im Nearshoring-Index haben insbesondere Regionen in Deutschland und Grossbritannien die Nase vorn: «Zwar gibt es auch dort einen Fachkräftemangel, aber auf einem tie­feren Niveau als in der Schweiz.» So sei die Hochschulquote deutlich höher: «Es gibt mehr hochschulausgebildete Informatiker und damit eine wahre Ansammlung von Fachkräften», sagt Zoller-Rydzek. «Gerade in Nordengland wird sehr viel in die Ausbildung von IT-Fachkräften investiert. Dies bereits schon in der Grundschule, um Schüler dazu zu bringen, später in den IT-Sektor zu gehen.» Die politischen Bemühungen seien dort wesentlich stärker, als er sie in der Schweiz wahrnehme.
Im Nearshoring-Index der ZHAW haben Grossbritannien und Deutschland die Nase vorn
Quelle: ZHAW
Für Deutschland spreche natürlich die kulturelle Nähe: «Man muss nicht Englisch sprechen, sondern kann es direkt auf Deutsch machen. Zudem muss man nicht nach Deutschland fliegen, sondern man kann auch den Zug oder das Auto nehmen.» Auch Grossbritannien sei verkehrstechnisch gut an die Schweiz angebunden. Die Löhne befänden sich zwar in beiden Ländern auf westeuropäischem Niveau, seien aber immer noch deutlich tiefer als in der Schweiz.

BBV kombiniert Near- und Farshoring

Eine Firma, die seit einigen Jahren sowohl Near- als auch Farshoring betreibt, ist die BBV Software Services AG mit Hauptsitz in Luzern. Das Software- und Beratungsunternehmen hat – neben Niederlassungen in Zürich, Zug, Bern, München und Berlin – zwei eigene Shoring-Standorte in Ho-Chi-Minh-Stadt (Vietnam) und Thessaloniki (Griechenland): «Alles in allem beschäftigt BBV rund 300 An­gestellte, davon sind 200 in der Schweiz und ca. 100 in ­Griechenland, Vietnam und Deutschland tätig», erklärt ­Richard Beständig, Business-Area-Manager für Shoring.
BBV unterstützt und berät Kunden bei der Realisierung ihrer Visionen und Strategien und stärkt sie in der digi­talen Transformation von der Ideenfindung bis zum ­Markt­erfolg. «Dabei analysieren wir auch, wie und wo die beste Wertschöpfung erzielt werden kann», sagt Beständig. Das könne eine reine Wertschöpfung in der Schweiz sein, falls gewisse Abhängigkeiten etwa bezüglich des ­Datenschutzes bestehen, oder auch eine ganze oder teilweise Wertschöpfung im Ausland. Beispielsweise wenn es darum gehe, trotz Fachkräftemangel in der Schweiz schnell Kapazitäten aufzubauen.



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