10.02.2006, 19:25 Uhr

Servermarkt im Umbruch

Virtualisierung und die überproportionale Leistungssteigerung der Maschinen könnten schon bald das Wachstum des Servermarkts hemmen.
Der Servermarkt wächst und wächst: Seit zehn Quartalen in Folge können die Hersteller ordentliche Zuwächse verzeichnen. «Hier zeigt sich eindeutig, dass die Unternehmensanwender bislang kontinuierlich in ihre Server-Infrastrukturen investiert haben», kommentiert Jean Bozman, Oberste des Forschungsbereichs Enterprise Computing bei der Marktbeobachterin IDC.
Der Wachstumsmotor des Server-Segements sind derzeit unbestritten die Low-End-Maschinen. Gemäss den jüngsten Zahlen von IDC sind die Umsätze mit x86-Servern im dritten Quartal 2005 im Vergleich zum Vorjahr um ganze 14,8 Prozent nach oben geklettert. Das Midrange-Segment konnte derweil lediglich einen Zuwachs von 3,8 Prozent verbuchen. Das Nachsehen hatten hingegen die Hersteller von Highend-Enterprise-Servern: In dieser Sparte gingen die Einnahmen sogar um 1,2 Prozent zurück. Über alle Sparten hinweg nahm der weltweite Servermarkt umsatzmässig um 11,3 Prozent zu.
Dass der Servermarkt noch lange mit solchen Wachstumsraten wird aufwarten können, daran zweifeln die Marktanalysten unisono. So manch ein Hersteller könnte schon bald in die Bredouille geraten, prophezeien sie. Dies belegen auch die abflachenden Steigerungsraten der vergangenen Jahre: Im dritten Quartal 2003 kletterte die Anzahl ausgelieferter Server im Vorjahresvergleich noch um über 20 Prozent nach oben. 2004 verlangsamte sich das Wachstum bereits auf 17,5 Prozent, um heuer bei 11,3 Prozent zu landen. Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. So führen beispielsweise die beiden Gartner-Auguren Andy Butler und Rakesh Kumar ins Feld, dass derzeit generell die Rechenkapazitäten der Server schneller wachsen, als der diesbezügliche Bedarf der Unternehmen. Also gehen letztere immer mehr dazu über, statt auf teure Hochleistungsmaschinen auf günstigere Systeme zu setzen, die ihren Ansprüchen längst schon genügen.
Matt Eastwood von IDC weist auf einen weiteren Umstand hin, der den Servermarkt in den nächsten Monaten und Jahren massgeblich beeinflussen wird: Um weiter Kosten zu reduzieren, fahren die Unternehmen je länger je mehr die Virtualisierungsschiene. Das macht durchaus Sinn, bestätigen seine Kollegen von Gartner. Diese rechnen etwa vor, dass der Löwenanteil der x86-Server nur für eine einzige Applikation läuft und nur zu rund 10 Prozent ausgelastet ist. Mit der Virtualisierung dieser Server liessen sich diese brachliegenden Ressourcen um ein Vielfaches besser ausnützen und der gesamte Server-Fuhrpark konsolidieren, ratschlagen die Analysten.
Gemäss den Gartner Marktauguren wird die Server-Virtualisierung heuer ganz neue Dimensionen erreichen und die breite Masse überzeugen. Verantwortlich dafür soll unter anderem die Tatsache sein, dass zahlreiche Hersteller dieses Jahr x86-Server ausliefern wollen, bei denen die Virtualisierungsfunktionen bereits auf dem Chip sitzen. «Damit wird sich die Performance von virtuellen Servern massgeblich erhöhen», weissagt Gartner.
Diese Hardware-seitige Konkurrenz dürfte die Hersteller von Virtualisierungssoftware wie die EMC-Tochter und Branchenprimadonna VM-Ware oder Microsoft dazu zwingen, ihren Fokus auf Management-Tools und deren dringend nötige Verbesserung sowie auf entsprechende Automatisierungsfunktionen zu richten. Weiteren Schub wird die Server-Virtualisierung von der Tatsache erhalten, dass die Softwarehersteller langsam damit beginnen, ihre Lizenzmodelle entsprechend anzupassen. Den ersten Schritt diesbezüglich hat Microsoft gemacht, als sie Ende letztes Jahr ihre Lizenzpolitik für die Enterprise Edition von Windows Server 2003 angepasst hat: Von diesem dürfen bis zu vier virtuelle Instanzen auf einem physikalischen Server ausgeführt werden.
Claudia Bardola



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