15.09.2005, 20:39 Uhr

Quelloffene Integration

Der Zusammenschluss dreier Open-Source-Integrationsprojekte könnte etablierten EAI-Anbietern gefährlich werden.
Auch wenn sie noch in den Kinderschuhen stecken, wird der Zusammenschluss der drei Open-Source Projekte die erwachsenen EAI-Anbieter in helle Aufregung versetzen.
Wir werden den Middleware-Markt aufmischen. Was J-Boss in Sachen Applikations-Server gelungen ist, werden wir im Bereich Integration und Messaging wiederholen». Die grossen Töne spuckt James Strachan, Gründer des Servicemix-Projekts. Grund für Strachans gesundes Selbstvertrauen ist der Plan, die drei Open-Source-Projekte Servicemix, Apache Synapse und Celtix zu einem Mammut-Integ-rationsvorhaben zusammenzuschweissen, das unter die Obhut der französischen Objectweb gestellt werden soll.
Kommt das Bündnis zustande - die Gründung ist noch für diesen Monat vorgesehen - und liefert es Resultate, so könnte es tatsächlich Produkte zur Software-Integration von gestandenen Enterprise-Application-Integration-Anbietern (EAI) wie Tibco, IBM, Bea Systems, Oracle und Webmethods in Bedrängnis bringen, sind Berater überzeugt. «Integration ist ein Gebiet, das reif ist für quell-offene Implementationen», sagt etwa Michael Goulde von der Marktforscherin Forrester Research. Noch hätten die jetzigen EAI-Anbieter allerdings einen guten Stand, weil ihre Produkte ausgereift sind.
Diesen Reifegrad müssen die bündnisbereiten Projekte erst noch erreichen, denn bislang liegt lediglich Servicemix in einer Version 1.0 vor. Trotzdem dürfte der Zusammenschluss eine gewisse Stabilität in die quelloffene EAI-Szene bringen, in der fast wöchentlich Projekte gestartet werden.
Die Aussichten des Bündnisses sind auch deshalb rosig, weil die betroffenen Projekte jeweils andere Aspekte des Integrationsproblems zu lösen versprechen. Sie alle basieren dabei auf Standards. Bei Servicemix handelt es sich um Serversoftware, die auf der Norm Java Business Integration (JBI) fusst. Servicemix führt also Javaprogramme aus, die Daten aus unterschiedlichen Applikationen sammeln und verarbeiten. Servicemix ist das älteste Vorhaben des Trios. Es ist vor gut zwei Jahren als Ergänzung zum Apache-Projekt Geronimo für den Bau eines Java-Applikations-Servers gestartet worden. Celtix, ein Projekt, das von Iona Technologies im Juni dieses Jahres ins Leben gerufen wurde, verfolgt denselben Zweck und basiert neben JBI auch auf diversen weiteren Webservice-Standards und Protokollen. Sinn und Zweck von Apache Synapse - ebenfalls ein Projekt, das noch tief in den Kinderschuhen steckt - ist es schliesslich, XML-Dokumente (Extensible Markup Language) zu verarbeiten, die zwischen zwei Applikationen unter Verwendung von Soap (Simple Object Access Protocol) hin- und hergeschickt werden.
Firmen geben jährlich Millionen für Integrationsprodukte aus. Ähnlich wie Router Datenpakete zwischen verschiedenen Stellen herumschicken, sollen Integrationsbroker Geschäftsdokumente und -transaktionen zwischen Applikationen vermitteln. In diesen auch Enterprise Service Bus (ESB) genannten Infrastrukturen liegt ein grosses wirtschaftliches Potenzial. Daher werden künftig nicht nur die alteingesessenen und Open-Source-Anbieter im ESB-Teich fischen. Auch Microsoft will in Windows mit der Communication Foundation eine Grundlage für EAI schaffen.



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