Exklusivinterview 02.12.2008, 13:03 Uhr

"Die Schweiz trotzt der Krise"

Auch Microsoft spürt die weltweite Wirtschaftskrise. Wie Westeuropa-Chef Pierre Liautaud gegenüber Computerworld im Exklusivinterview berichtet, sieht das Geschäft für den Softwareriesen hierzulande aber ganz passabel aus. "Die Schweiz ist eines der Länder, das dem wirtschaftlichen Abschwung derzeit noch am Besten widersteht", meint er.
Laut Microsoft-Mann Pierre Liaudaud steckt die Schweiz die Krise am ehesten weg.
Die weltweite Finanzkrise hinterlässt in der Unternehmens-IT Spuren. Projekte werden gestoppt, neue nicht gestartet. Registriert der Software-Weltmarktführer weniger Bestellungen? Computerworld fragte bei Pierre Liautaud, Microsofts Vice President Western Europe nach.
Computerworld: Welche Auswirkungen hat die Finanzkrise auf das Geschäft von Microsoft?
Liautaud: Microsofts weltweites Geschäftsergebnis übertraf im letzten Quartal die Analystenerwartungen. Beim verbleibenden Geschäftsjahr sind wir vorsichtig, auch, weil der Markt verunsichert ist. In diesen Tagen ist es schwierig, Pläne auf der Grundlage von Zeitungsartikeln zu schmieden. Jedoch haben wir in Westeuropa bisher, verglichen mit unseren Erwartungen, positive Ergebnisse erzielt. Die Schweiz ist eines der Länder, das dem wirtschaftlichen Abschwung derzeit noch am Besten widersteht. Im Hinblick auf laufende Projekte bin ich zufrieden mit der Nachfrage der Enterprise-Kunden: Unsere Infrastruktur- und Plattform-Software ist weiter gefragt. Allerdings herrscht Verunsicherung, denn die Kunden wissen nicht, wie sie das IT-Budget für nächstes Jahr planen können.
Ich werde häufiger von Kunden gefragt, wie sie Kosten langfristig reduzieren und die IT agiler machen können. Eine Antwort lautet: Virtualisierung. Heute sind durchschnittlich nur 15 Prozent der Server virtualisiert. Warum nicht die Vorteile - geringeren Energieverbrauch und Kosten - für einen grösseren Teil der Infrastruktur nutzen? In Windows Server ist Virtualisierung eingebaut, ohne Mehrkosten. Eine andere Antwort ist Unified Communication und Collaboration:Damit verringern Unternehmen Reisekosten, sparen Zeit und schützen die Umwelt.
Ich bin zuversichtlich, dass wir mit dem breiten Portfolio, dem soliden Unternehmensfundament und dem Wertversprechen an unsere Kunden auch in schwierigeren Zeiten gute Resultate erzielen.
Computerworld: Beobachten Sie, dass sich Kunden wegen des Kostendrucks nach Open Source umsehen?
Liautaud: Die Antwort ist nein. Wir beobachten keine signifikanten Wechsel. Der Grund ist der geringe Anteil, den die Software-Anschaffungskosten an den TCO (Total Cost of Ownership) einer IT-Lösung haben. Laut IDC entfallen nur sieben Prozent der Gesamtkosten über drei Jahre auf die Anschaffung. Wegen dieses geringen Anteils trifft kein Unternehmen seine Entscheidung. Es zählen langfristige Überlegungen wie die Kosten für Anwenderschulungen, die Integration in bestehende Systeme und Risikokalkulationen.
Computerworld: Ist SaaS eine Möglichkeit, Kosten zu senken?
Liautaud: Ja, die Angebote sind eine Alternative. Seit Jahren arbeiten wir deshalb mit Hosting-Providern zusammen, die unsere Software im Abonnement anbieten. Es wäre schliesslich riskant für Microsoft, nur Produkte für lokale Installationen zu verkaufen. Aber wir haben diverse Offerten, sodass Kunden zwischen Desktop- und Hosting-Lösungen sowie eigenen Services wie Exchange Online, SharePoint Online oder CRM Online wählen können.



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