27.02.2013, 16:11 Uhr

Die Filesharing-Ära neigt sich dem Ende zu

Eine US-Studie zeigt, dass immer weniger Leute illegal Musik herunterladen. Und erstmals seit 13 Jahren legt der Umsatz der Musikindustrie zu. Anzeichen, dass der Turnaround geschafft ist - auch dank Spotify und Co.
P2P-Netzwerken wie The Pirate Bay laufen die Nutzer davon
Erst am Montag haben wir berichtet, wie die USA Druck auf die Schweiz ausüben, weil sie der Meinung sind, dass unser Land zu wenig für den Schutz des Urheberrechts tut. Doch vielleicht erübrigt sich das Problem Filesharing, Feindbild Nummer eins der Musik- und Filmindustrie, bald von alleine. Denn wie das Marktforschungsunternehmen NDP berichtet, ist die Zahl jener, die illegal Musik herunterladen, zumindest in den USA seit Jahren rückläufig. Und bekanntlich zeichnen sich Trends häufig zuerst im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ab.

Nur noch jeder neunte US-Bürger lädt illegal Musik herunter

Im Rahmen der «Annual Music Study 2012» hat NDP mehrere Tausend US-Bürger ab 13 Jahren befragt. Resultat: Die Zahl der Befragten, die zugaben, im vergangenen Jahr Musik über Peer-to-Peer-Netzwerke (P2P) heruntergeladen zu haben, hat im Vergleich zum Jahr 2011 um 17 Prozent abgenommen. Das Volumen der illegalen Musik-Downloads habe sogar um 26 Prozent abgenommen. Schon seit Jahren ist die Zahl der Filesharing-Nutzer gemäss NDP rückläufig: Während auf dem Höhepunkt der P2P-Dienste im Jahr 2005 jeder Fünfte zugab, auf diese Weise Musik herunterzuladen, war es im vergangenen Jahr noch etwa jeder Neunte (11 Prozent).

40 Prozent der Befragten, die 2011 noch illegale Musik-Downloads tätigten, gaben an, dies jetzt in geringerem Ausmass oder gar nicht mehr zu tun. Und auch andere Wege, ohne zu zahlen an Musik zu kommen, sind zweistellig rückläufig, etwa das Brennen von CDs, das Kopieren von Festplatten oder das Downloaden von Cloud-Speicherdiensten.

NDP sieht den Hauptgrund für den Rückgang des Filesharings innerhalb der Musiklandschaft in der zunehmenden Verbreitung von legalen und kostenlosen Streaming-Diensten wie Spotify. Fast die Hälfte der Befragten, die im letzten Jahr weniger Musik heruntergeladen haben, nannten diesen Grund. Ein Hoffnungsschimmer also für die Musikindustrie? Lesen Sie auf der nächsten Seite: Die Musikindustrie wittert Morgenluft

Musikindustrie: Es geht aufwärts dank Spotify und Co.

Der Weltverband der Musikindustrie IFPI gab gestern den «Digital Music Report 2013» heraus. Und siehe da: Erstmals seit 13 Jahren konnte der Gesamtumsatz der Industrie wieder zulegen – nämlich um 0,3 Prozent auf 16,5 Milliarden US-Dollar. Unter anderem auch dank Streaming-Diensten und Abo-Modellen. Der Umsatz mit digitalen Musikverkäufen stieg im letzten Jahr gar um 9 Prozent und macht mittlerweile einen Drittel des Gesamtumsatzes aus. In einigen Ländern wie den USA sowie Indien, Norwegen und Schweden haben die digitalen Verkäufe den Umsatz mit physischen Datenträgern bereits überflügelt. Erstmals machen die Einnahmen aus Abo-Diensten wie Spotify zudem mehr als 10 Prozent des Umsatzes mit digitalen Verkäufen aus, so die IFPI.

«Das sind hart erarbeitete Erfolge einer Industrie, die über das letzte Jahrzehnt gekämpft, sich neu erfunden und verändert hat. Sie zeigen, wie die Musikindustrie sich der Internetwelt angepasst und gelernt hat, die Bedürfnisse der Konsumenten zu befriedigen und den digitalen Markt zu monetarisieren», so IFPI-CEO Frances Moore.

Auch die Schweiz streamt

Die US-Organisation IIPA (International Intellectual Property Alliance) behauptete, dass 35 Prozent der Schweizer «illegale Angebote» im Internet konsumieren. Wie diese Zahl zustande kam, ist fraglich. Auch der Begriff «illegal» ist nicht eindeutig, denn das blosse Herunterladen von urheberrechtlich geschützter Musik über Filesharing-Dienste und Co. ist hierzulande im Gegensatz zu den USA und den meisten anderen Ländern ja legal. Doch während der Bund nach Lösungen sucht, das Urheberrecht den modernen Gegebenheiten anzupassen, sind Streaming-Dienste und Abo-Modelle auch in der Schweiz auf dem Vormarsch. Gut möglich, dass in ein paar Jahren keiner mehr über Urheberrechtsverletzungen im Internet spricht – und die USA nicht mehr damit drohen muss, die Schweiz auf irgendwelche Beobachtungslisten zu setzen. Ein Problem bleibt aber – die Filmindustrie hat nämlich anders als die Musikindustrie bisher keine wirksamen Massnahmen gegen Filesharing hervorgebracht. Eine Chance könnte hier in den zunehmend verbreiteten Video-on-Demand-Diensten liegen. Und wieso nicht Abo-Dienste für Filmliebhaber analog den Vorbildern aus der Musikbranche?



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