Schweiz 27.09.2011, 08:37 Uhr

Ausbildung verliert Bedeutung

Arbeitskräfte auch in der IT messen der Berufserfahrung einen höheren Stellenwert zu als der primären Ausbildung. Schweizer Angestellte sind zudem nicht nur hinter dem Geld her.
Peter Güggi von Kelly betont den Wert der Berufserfahrung im Arbeitsleben
Arbeitserfahrung hat einen höheren Stellenwert als die Berufsausbildung. Davon sind 72 Prozent der Schweizer überzeugt, ermittelte der Personaldienstleister Kelly Services in seinem «Global Workforce Index». Für die Studie wurden 97'000 Personen in 30 Ländern befragt, davon circa 750 hierzulande. Mit der Einschätzung zum Stellenwert von Erfahrung und Ausbildung befindet sich die Schweiz im europäischen Durchschnitt. Im Vergleich weltweit sind die Aussagen der hiesigen Befragten eher konservativ. So meinen 83 Prozent der Babyboomer?Generation (48 bis 65 Jahre) und 82 Prozent der Generation X (30 bis 47 Jahre), dass Erfahrung mehr zählt als die Ausbildung. Bei der Generation Y (18 bis 29 Jahre) sind es 76 Prozent. Für die IT-Branche ermittelte Kelly Services ebenfalls einen beachtlich hohen Wert: Weltweit wird Berufserfahrung von 83 Prozent der Ausbildung vorgezogen.

Weiterbildung unabdingbar

Um die Karriereleiter zu erklimmen, sollten vorhandene Fähigkeiten und Qualifikationen aber unbedingt vertieft werden. Die Schweizer Befragten (98 Prozent) sind sich einig, dass kontinuierliche Fortbildung wichtig ist. «Nur wer ständig am Ball bleibt, qualifiziert sich für die nächste Stufe in der Karriereleiter», sagt Peter Güggi, Generaldirektor von Kelly Services Schweiz. Vor allem für Berufseinsteiger empfehlen sich laut Güggi berufsbegleitende Aus? und Weiterbildungen, wenn sie nach höheren Positionen streben. So sind gemäss Umfrage dann auch die Befragten der jüngsten Generation Y am ehesten dazu bereit (64 Prozent), ihre Qualifikationen mittels Fortbildung zu verbessern, gefolgt von der Generation X (60 Prozent) und den Babyboomern (55 Prozent). Nächste Seite: Wechsel nicht nur wegen Geld
Die Umfrage zeigt auch, dass der «lebenslange» Job ein aussterbendes Phänomen ist. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) der Befragten weltweit gab an, innerhalb der nächsten fünf Jahre das Tätigkeitsfeld oder die Branche wechseln zu wollen. In der Schweiz zeigen sich 65 Prozent in dieser Frage veränderungswillig. Die Schweizer nennen allerdings andere Gründen für einen Wechsel als die Arbeitnehmer weltweit. Bei letzteren dominiert der Wunsch nach einem höheren Einkommen (27 Prozent). Dieser Faktor ist in der Schweiz nur für 12 Prozent der Befragten entscheidend. Bei 38 Prozent stehen hingegen persönliche Interessen im Vordergrund, 23 Prozent wünschen sich eine bessere Work-Life-Balance.

Führungspositionen begehrt

Auch wenn es bei den Jobwechseln der Schweizer nicht in erster Linie ums Geld geht, haben sie doch nichts gegen Karrierefortschritt. So strebt laut Umfrage eine Mehrheit der Schweizer (63 Prozent) eine Führungsposition an. «Wichtig für leitende Stellen sind vor allem Eigenschaften wie Kommunikations- und Teamfähigkeit, Entscheidungsfreudigkeit, Durchsetzungsvermögen, Belastbarkeit und authentisches Auftreten», weiss Güggi aus Gesprächen mit seinen Kunden. Ein weiteres wichtiges Entscheidungskriterium für oder wider einen Kandidaten ist das nachgewiesene Engagement. Denn leitende Positionen implizieren meist eine höhere Arbeitsbelastung. Deshalb strebt ein Viertel der Arbeitnehmer hierzulande bewusst keine Führungsposition an. 28 Prozent fürchten, die Work-Life-Balance könnte beeinträchtigt werden, 26 Prozent haben gar nicht den Ehrgeiz, einen leitenden Posten zu bekleiden.



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