29.10.2014, 10:45 Uhr

Schweizer Datenschützer einigen sich mit Microsoft über Office 365 an Schulen

Microsoft unterstellt sich Schweizer Recht, damit Schulen Office365 einsetzen. Auch wenn die Umsetzung der neuen Verträge in der Praxis einige Fragen offen lässt, sind die Redmonder damit der Konkurrenz weit voraus.
Grosser Erfolg für Schweizer Datenschützer und ein strategisch cleverer Schachzug von Microsoft: Die Redmonder haben mit educa.ch einen neuen Rahmenvertrag für Office 365 an Schweizer Schulen ausgehandelt. Microsoft verpflichtet sich darin, den Schulen speziell auf die Schweiz angepasste Nutzungsbedingungen zu offerieren. Dazu gehört, dass Daten nur in europäischen Rechenzentren gespeichert werden, dass schweizerisches Recht anwendbar wird und dass der Gerichtsstand in der Schweiz liegt. Der Datenschutzbeauftragte des Kantons Zürich, Bruno Baeriswyl, freut sich über den neuen Rahmenvertrag, wie er im Gespräch mit der Computerworld sagt: «Mit dem Nachtrag wurde den datenschutzrechtlichen Anforderungen der Schweiz nachgekommen.» Da Daten nun nicht mehr in den USA gespeichert werden, sei der Zugriff schwieriger geworden. Ein Richter könne sie nun nicht mehr einfach beschlagnahmen, sagt Baeriswyl. Vor NSA oder Patriot Act werden die Schulen durch den Vertrag natürlich nicht geschützt, trotzdem ist er ein Zeichen, dass die amerikanischen Unternehmen durchaus in der Lage sind, für Standardangebote Datenschutzvorgaben anderer Länder zu berücksichtigen. Allerdings steht Microsoft damit noch alleine auf weiter Flur. «Auch die übrigen grossen Cloud-Anbieter müssten solche Vertragsergänzungen akzeptieren, damit ihre Lösungen datenschutzkonform eingesetzt werden könnten», sagt Baeriswyl, der gleichzeitig auch Präsident der kantonalen Datenschützervereinigung privatim ist, die Kriterien für den Einsatz von Cloud-Angeboten im Schulbereich definierten. Man fordere darum andere Anbieter auf, es Microsoft gleich zu tun. «Bislang ist in diese Richtung aber nichts geschehen.»

Attraktives Angebot für Schulen

Die Untätigkeit der Konkurrenz dürfte sich für Microsoft auszahlen. Zwar gab es bereits Schulen, die Office 365 einsetzen. Doch an verschiedenen Orten, beispielsweise im Kanton Luzern, wurden entsprechende Projekte gestoppt, weil den Datenschutzbedingungen nicht entsprochen wurde. Diese Verträge dürfte Microsoft nun allesamt gewinnen. Denn das Office365-Angebot, das Microsoft den Schulen lizenkostenfrei zur Verfügung stellt, ist attraktiv. Lehrpersonen und Lernende erhalten auf Wunsch 50 GB Exchange Online E-Mail- Speicher, Instant Messaging sowie die Möglichkeit, mit Lync Audio- und Videokonferenzen abzuhalten. Dazu gibt es bei OneDrive 1 TB Gratis-Speicher. Schulen, die Office bisher über einen Volumenlizenzvertag lizensiert hatten, besitzen die Möglichkeit, Office ProPlus für Schüler kostenlos zum Download anzubieten. Bald sollen davon auch Lehrer und andere Angestellte profitieren können, als wahrscheinliches Datum wird der 1. Dezember genannt. Mit Office ProPlus erhält man das gesamte Office-Paket aus Office365 und kann dieses auf maximal fünf Computern sowie in der Mobile-Version auf fünf Tablets und fünf Smartphones installieren. Nachdem Microsofts Aktivitäten an Schulen letztes Jahr Negativschlagzeilen machten, weil ein Wiederverkufer und ein Microsoft-Manager gemeinsame Sache machten um sich zu bereichern, dürfte diese Meldung einiges an Vertrauen zurückgeben. Abzuwarten bleibt, ob Microsoft diese Vertragsbedingungen auch von anderen Verwaltungseinheiten akzeptieren wird. Und wie es in der Praxis tatsächlich aussieht, sollte eine US-Behörde Zugriff auf die Schuldaten verlangen. Doch vorerst sind andere Anbieter gefordert.



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