«Die Schweizer Wirtschaft hat die Chancen erkannt»

Austausch in Sachen Digitalisierung fördern

CW: Gemeinsam mit Bundesrätin Doris Leuthard haben Sie den «Beirat Digitale Transformation» ins Leben gerufen. Was kann der Beirat für die Digitalisierung der Wirtschaft leisten?
Schneider-Ammann: Der Bundesrat verabschiedete im April 2016 die Strategie «Digitale Schweiz». Derzeit sind in vielerlei Bereichen Arbeiten im Gang. Der Beirat soll den Austausch zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zu wichtigen Fragen der Digitalisierung stärken. Bisher fehlte ein solches Gefäss auf politischer Stufe. Wir wollen Entwicklungen der digitalen Transformation frühzeitig erkennen, diskutieren und Ideen aus der Praxis aufnehmen. Der Bundesrat will und muss nahe an der «Front» sein – dort, wo sich die Digitalisierung abspielt. Damit ist auch sichergestellt, dass er praxisnahe Entscheide trifft.
CW: Was hat sich seit der konstituierenden Sitzung im Sommer dieses Jahres getan?
Schneider-Ammann: An der ersten Sitzung haben Mitglieder die entscheidenden Themen vorgestellt, die ihrer Ansicht nach angegangen werden müssen, um die Chancen der Digitalisierung zu nutzen. Darauf basierend wurden die zentralen Bereiche für den Austausch des Beirats fest­gelegt. Es geht um Fragen wie Gewinnung von Talenten, Schaffen von Clustern, Infrastruktur- und Datenfragen, Cyber Security oder Regulierungspolitik.
“Der Beirat soll den Austausch zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zu wichtigen Fragen der Digitalisierung stärken.„
Bundesrat Johann Schneider-Ammann
CW: Wie sehen die nächsten Schritte aus?
Schneider-Ammann: Der Beirat wird seine Tätigkeit im nächsten Jahr fortsetzen. Daneben ist mein Departement in verschiedenen Feldern aktiv. Im Nachgang zu zwei Berichten des SECO prüfen wir beispielsweise eine Flexibilisierung bei den Sozialversicherungen, um Antworten auf die Entwicklung zu sogenannten «Plattformjobs» zu finden.
CW: In dem Gremium sitzen zahlreiche Wirtschaftsvertreter. Das erweckt den Eindruck, als würden Unternehmen direkten Einfluss auf die Digitalpolitik der Schweiz nehmen. Inwieweit stimmt dieser Eindruck?
Schneider-Ammann: Wie ich sagte, will der Bundesrat wissen, was zum Beispiel in der Wirtschaft bezüglich Digitalisierung tagtäglich läuft. Insofern erwarten wir von den Mitgliedern – alles bedeutende Akteure in diesem Bereich – entsprechende Inputs. Die Digitalisierung ist sehr komplex und wirft viele Fragen auf. Diese können wir nur gemeinsam mit allen Akteuren lösen. Der Beirat Digitale Transformation soll dazu beitragen, die nötigen Erkenntnisse zu sammeln und zu analysieren. Das ändert nichts daran, dass es die politischen Instanzen sind, welche die wirtschaftspolitischen Entscheide treffen.
CW: Im Beirat fehlen die grossen ICT-Organisationen der Schweiz wie ICTswitzerland, SwissICT, Asut oder der Branchenverband Swico. Weshalb?
Schneider-Ammann: Wir haben bewusst primär Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen und zum Beispiel Bildungsinstitutionen eingeladen – und keine Exponenten von Verbänden.
CW: Ohne die technische Infrastruktur ist die digitale Transformation der Schweizer Wirtschaft nicht möglich. Wie arbeiten Sie hierfür mit dem Departement von Frau Leuthard zusammen?
Schneider-Ammann: Die Zusammenarbeit mit dem UVEK funktioniert gut. Der Beirat ist ein Beispiel dafür. Wir stimmen uns auch sonst eng ab. Die Infrastrukturen in der Schweiz sind exzellent, das wird allgemein anerkannt. Der WEF Global Competitivness Index zeigt, dass die Schweiz in der Telekommunikation auf dem dritten Platz steht (hinter Hongkong und Luxemburg). Die Zusammenarbeit zwischen dem Bund und der Swisscom ist positiv: Der Grundversorgungsauftrag wird mit der nötigen unternehmerischen Flexibilität umgesetzt.



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