«Das Management muss die Digitalisierung vorleben»

Der CDO, ein Job auf Zeit?

CW: Was sagen Sie zu der These: Der Digital Officer ist ein temporäres Phänomen.
Schaniel: Für mich hoffentlich schon! [lacht] Denn irgendwann möchte ich in Pension gehen.
Aber Spass beiseite: Ich glaube, der Job wird noch einige Jahre «Digital Officer» heissen. Anschliessend werden die Aufgaben mit denen des Chief Operating Officers verschmelzen. Denn das ist aktuell meine Tätigkeit.
In vielleicht 20 Jahren wird es keinen Digital Officer mehr brauchen. Es wird jedoch weiterhin eine Führungskraft brauchen, welche die Operational Excellence eines Unternehmens vorantreibt. Und die Operational Excellence ohne die IT ist für mich heute nicht mehr vorstellbar.
Computerworld-Redaktor Mark Schröder (l.) im Gespräch mit Marcel Schaniel von Möbel Pfister
Quelle: Samuel Trümpy
CW: Welche Branchen brauchen einen Digital Officer, welche nicht?
Schaniel: Es fällt mir schwer, eine einzige Branche zu benennen, die keinen dedizierten Digital Officer benötigt. Alle Unternehmen müssen sich heute mit digitaler Technologie und der Operational Excellence beschäftigen. Allenfalls ist dafür in Zukunft aber nicht unbedingt ein eigener Manager erforderlich. Denn viele COOs arbeiten schon jetzt ebenfalls an diesen Themen, einige CFOs auch.
Die CIOs sind meiner Meinung nach nicht für die Position als Digital Officer geeignet. Viele IT-Leiter haben die Mentalität «Never touch a running system». Mit dieser Einstellung sitzen sie dann auch oft nicht in der Geschäftsleitung und haben keine Umsatzverantwortung.
“In vielleicht 20 Jahren wird es keinen Digital Officer mehr brauchen„
Marcel Schaniel, Möbel Pfister
CW: Welche Herausforderungen sehen Sie für die nächsten Jahre?
Schaniel: Möbel Pfister wird sich zum daten­getriebenen Unternehmen weiterentwickeln. Wir haben mit dem Beseitigen der Medien­brüche und dem Automatisieren der Prozesse schon die grundlegenden Voraussetzungen dafür geschaffen. Ausserdem sind neben der traditionellen Marktforschung bei uns mittlerweile auch Data Scientists beschäftigt, die sich ausschliesslich mit der Analyse von Geschäfts­daten befassen. Neu gibt es zudem auch Business Account Manager. Diese Mitarbeiter sind die Schnittstelle zum Geschäft: Sie holen Fragestellungen aus dem Business ab, übersetzen sie für die Data Scientists und transferieren die Ergebnisse der Analysen zurück ins Geschäft. Zusätzlich sollen die Business Account Manager ermitteln, wann eine Ad-hoc-Analyse sinnvoll ist und wo sich allenfalls eine Automatisierung anbietet, damit Abfragen als Self Service programmiert werden können.
Ein Beispiel für einen programmierten Service wäre: Ein Händler kauft 10'000 Artikel ein, die er innerhalb einer Woche absetzen will. Das Shop-System kennt von vergleichbaren Aktionen die typischen Verkaufsraten: Zu Beginn werden X Prozent abgesetzt, im Mittelteil Y Prozent und zum Abschluss nochmals Z Prozent. Um diesen geplanten Abverkauf zu optimieren, programmiert der Händler noch einen variablen Preis: Wird weniger verkauft, sinkt der Preis, wird mehr abgesetzt als geplant, steigt der Preis. Bei Möbel Pfister sehen wir keinen solchen Prozess vor, da die meisten unserer Artikel diesen Automationsgrad kaum benötigen.



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