Man sollte aufräumen, bevor man zügelt

Unterbrüche im Onlinebanking der Postfinance

CW: Das Onlinebanking von PostFinance hatte in letzter Zeit mehrmals mit Unterbrüchen zu kämpfen, über die Gründe gab es diverse Spekulationen. Was war denn nun wirklich der Grund?
Fuhrer: Wir haben das Problem offen benannt. Doch es war offenbar so banal, dass man uns nicht geglaubt hat. Wir hatten ein Problem mit einem Server, und zwar in einer Zone, in der die Applikationen liegen, nicht in der Access-Zone. Es gab also keinen Angriff von aussen. Der Server war da, hat aber nicht gearbeitet. Wir mussten ihn neu auf­setzen, bevor wir das System wieder hochfahren konnten. Seit den beiden Ausfällen Anfang Jahr stehen wir im Scheinwerferlicht. Sonst hätten andere kleine Störungen nicht so hohe Wellen geworfen. Die Sicherheit der Daten und Kundengelder war zu keiner Zeit bedroht.
CW: Könnte das noch einmal passieren, welche Vorkehrungen haben Sie getroffen?
Fuhrer: Den Ursprungsfehler haben wir gefunden und gelöst. Ein Zugriff war für eine bestimmte Konstellation nicht optimal programmiert. Ist die Nadel im Heuhaufen einmal gefunden, können die Spezialisten den Fehler recht schnell beheben. Durch die laufend steigende Komplexität in der IT kann es auch zukünftig einmal zu einer Störung kommen. Wichtig ist, dass man für den Notfall gut aufgestellt ist – und das sind wir. Vor Kurzem fiel das Core-Netzwerk der Post aus, wovon auch PostFinance betroffen war. Da hatten die Spezialisten der Post innerhalb von zwei Stunden eine Lösung.
CW: Sind Ausfallzeiten von ein bis zwei Stunden nicht zu lang?
Fuhrer: Jede Störung ist für unsere Kunden ärgerlich. Wir bedauern dies sehr. Sie müssen bedenken, dass wir die Applikationen noch testen, bevor wir sie wieder hochfahren. Wenn das Core-Netzwerk ausfällt, müssen wir alle Komponenten neu starten. Es ist niemandem gedient, wenn wir wieder hochfahren, bevor das System stabil ist. Die Internetdienstleistungen – unsere Webseite – standen relativ schnell wieder zur Verfügung. Aber das E-Banking haben wir diversen Tests unterzogen, bevor wir es wieder für die Kunden freigeschaltet haben.
CW: Kann die Ablösung des Kernbankensystems solche Störungen künftig verhindern?
Fuhrer: Die Ablösung der alten Technologien und der Abbau unnötiger Redundanzen reduziert die Komplexität – zum Vorteil der Stabilität und Verfügbarkeit. Ein Grossteil des Projekts CBT besteht im Aufräumen der funktionalen und technischen Architektur. Wir wechseln von einer 15 bis 20 Jahre historisch gewachsenen Umgebung mit Technologien wie Ada, VMS und Sybase auf eine moderne IT- Architektur und auf Technologien, die über unseren Service-Bus einfach integrierbar sind und so für Modularität und Flexibilität sorgen. Es ist wie beim Umzug: Man sollte aufräumen, bevor man zügelt. Zwischen 2007 und 2012 haben wir die Informatik einem Fitnessprogramm unterzogen und insbesondere unsere IT-Landschaft im Rechenzentrum harmonisiert, beispielsweise durch Virtualisierung. Das Ziel war sehr ambitiös: Trotz des Ausbaus unseres Geschäfts wollten wir von 129 auf 77 Millionen Franken Betriebskosten runter. Gelandet sind wir letztlich bei 89 Millionen. Das Ziel war bewusst ehrgeizig. Hätten wir die Latte auf 100 Millionen gelegt, wären wir bei 105 Millionen gelandet. Das hat nur funktioniert, weil sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für grosse Ziele begeistern können.



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