Simulation von Seuchen

Simulation von Seuchen

Hinter der bunten Oberfläche jedoch steckt ein komplexer Software-Kern, der die wechselseitigen Abhängigkeiten und Mechanismen epidemischer Ausbrüche anhand konkreter Werte zu berechnen versucht. Das für die Krankheitsüberwachung in Deutschland zuständige Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin kooperiert mit den beiden Forschern. Das Tübinger Modell sei in der Lage, dynamische Aspekte zu berücksichtigen, urteilt RKI-Epidemiologe Udo Buchholz. Die Software erlaubt es beispielsweise, Daten zu Bevölkerungsdichte, Alter oder Risikogruppen in die Berechnungen einfliessen zu lassen. Parameter wie das Kontaktverhalten müssen allerdings geschätzt werden. Dies beeinträchtige zwar die Aussagekraft der Modelle, aber dennoch liessen sich wertvolle Schlüsse für Notfallszenarien ziehen, erklärt Buchholz. Schliesslich könnten nur auf diese Weise die Auswirkungen bestimmter Gegenmassnahmen, etwa die Behandlung Erkrankter mit Medikamenten, Isolierung oder die Schliessung von Schulen auf den Verlauf einer pandemischen Welle erfasst werden.
Insbesondere die Isolierung infizierter Menschen und der Einsatz moderner Grippe-Mittel erweisen sich im Modell als wirksame Dämpfer einer Epidemie. Impfungen sind aufgrund der Synthese-Periode eher langfristig von Nutzen. Interessanterweise zeigt die Schliessung von Landesgrenzen, die Politiker wohl rasch fordern würden, keinen bedeutenden Effekt.
Michael Keller



Das könnte Sie auch interessieren