04.07.2014, 06:00 Uhr
Schützenhilfe für Retailer gegen Amazon und Co.
Der deutsche Hersteller von Netzwerkgeräten, Lancom, will vermehrt den Schweizer Markt beackern. In seiner Heimat ist die Firma bei Grossverteilern und Kaufhäusern aktiv – und hilft diesen mit intelligenten WLAN-Lösungen gegen die zunehmende Marktmacht der Online-Händler.
Die Routing- und WLAN-Produkte von Lancom Systems sind schon seit Längerem hierzulande erhältlich, unter anderem über die Distributoren AFcom, Ingram Micro und Swizzconnexx. Nun wollen die Deutschen ihre Aktivitäten intensivieren und haben mit Daniel-John Ducret erstmals einen dedizierten Vertriebsleiter für die Schweiz bestimmt. Er soll Kunden wie Partner hierzulande betreuen.
Preisrabatt auf Knopfdruck
Neben dieser vermehrten Vertriebs-Aktivität ist Lancom zusammen mit Kunden drauf und dran, ganz neue Konzepte bei Kaufhäusern und Grossverteilern zu erproben und einzuführen. Wie Stefan Herrlich, Geschäftsführender Gesellschafter von Lancom, gegenüber Computerworld ausführt, eröffnen die WLAN-Access-Points mit sogenannter Quadradio-Technik ganz neue Möglichkeiten. Im Grunde genommen verfügen die Wifi-Umsetzer so über vier Kanäle die neben ihren traditonellen Netzwerkaufgaben auch spezielle Kommunikationsaufträge übernehmen können. Ein Beispiel sei etwa die Verbindung mit elektronischen Preisschildern und Werbeplakaten in den Läden eines Grossverteilers. So testet Lancom derzeit in einem Pilot-Versuch mit dem deutschen Detaillisten Rewe ein System mit WLAN-Sendern und elektronischen Preisschildern. «Dabei ist es möglich, beispielsweise gegen Abend einen Rabatt auf ein bestimmtes Produkt zu geben. Zentral können die Preisschilder in allen Filialen angepasst werden, und zwar minutengenau», berichtet Herrlich. Der Clou dabei: «Die Information über die Preisreduktion ist sofort auch im Kassensystem gespeichert und fliesst ins Warenwirtschaftssystem». Nächste Seite: Online-Stores ein Schnippchen schlagen
Hilfe gegen Online-Konkurrenz
Daneben unterstützt Lancom mit seiner Technik Warenhäuser auch dabei, sich gegen die zunehmende Online-Konkurrenz zu behaupten. Wie Herrlich berichtet, sei man dabei, mit einem grossen Elektronikfachmarkt ein System zu entwickeln, das die Preise von Internetanbietern überwacht und gegebenenfalls die eigenen anpasst. «Viele traditionelle Händler haben heute das Problem, dass Kunden im Laden stehen, eine interessante Ware sehen und dann ihr Smartphone zücken, um eine der Preisvergleichsseiten im Internet anzusurfen. Ist das Produkt dann bei der Konkurrenz viel günstiger, wird es dort bestellt», berichtet Herrlich. Mit flexiblen Preisen, die auf einer Marktanalyse beruhen, sei diese Gefahr dann nicht mehr so gross.
Zudem entwickelt Lancom mit seinen Partnern Anwendungen, welche die ortsbezogenen Informationen der Endkunden einbezieht. Dabei werde als vierter Kanal der WLAN-APs iBeacon genutzt. So ist man laut Herrlich daran, den Online-Store und realen Laden eines Warenhauses zu verbinden. Dabei schwebt ihm etwa die Situation vor, dass ein Kunde auf der Online-Plattform des Warenhauses ein Produkt in den Warenkorb legt, aber nicht zur Kasse geht. Läuft derselbe Konsument mit seinem Smartphone in der Innenstadt an dem Kaufhaus vorbei, kann dieses ihn etwa darauf hinweisen, dass er sich für ein Produkt aus dem Laden interessiert hat und ihm vielleicht sogar ein Sonderangebot unterbreiten. «Der Phantasie und den Möglichkeiten sind hier eigentlich keine Grenzen gesetzt», meint Herrlich. Die Zukunft und vor allem auch die Reaktion der Konsumenten werde schlussendlich zeigen, ob sich solche Systeme durchsetzen könnten.