30.05.2005, 11:25 Uhr

Das Lichtspiel wird digital

Mit «Starwars III - Die Rache der Sith» kann erstmals ein Film in der Schweiz auch in digitaler Form genossen werden. von Jens STARK
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Spezielle Projekte von Christie sorgen derzeit im Hauptbahnhof für ein digitales Kinoerlebnis.
Der 1:1-Vergleich zwischen einer digit alen Kinovorführung und der klassischen Projektion von 35-mm-Filmen ist brutal», sagt Philippe Täschler, Chef der Kitag Kino Theater AG, die mehrere Kinos in Zürich betreibt. Laut dem stolzen Besitzer eines gut 250000 Franken teuren digitalen Projektors der Firma Christie hat man beim Umschalten von digital auf analog das Gefühl, jemand halte ein milchiges Pauspapier vor die Linse.
Wie dem auch sei: Zürichs Kinogänger können dieser Tage nicht nur den Ausgang der zweiten Starwars-Trilogie in «Die Rache der Sith» in Erfahrung bringen, sie können auch - im Lichtspieltheater «Metropol» am Stauffacher und im Kino im HB - die Science-Fiction-Völkerschlacht in rein digitaler Form erleben. Denn erstmals hat ein Hollywood-Studio einen Streifen in digitaler Form über den Ozean geschippert. «Die Harddisks sind von Bewachungspersonal begleitet angeliefert worden», berichtet Norbert Frei, Chef des Bereichs Multimedia beim Wädenswiler Distributor Excom, der die digitalen Projektoren in der Schweiz vertreibt.
Die Sicherheitsvorkehrungen sind allerdings enorm. Aus Angst vor Raubkopierern ist der 70 GByte grosse und im Mpeg-2-Format gehaltene Film, der auf einer handelsüblichen Festplatte angeliefert wird, verschlüsselt. Um ihn für die Vorführung aufzubereiten, wird er auf einem Rackserver dekomprimiert und entschlüsselt. Damit er allerdings nicht zwischen dem Server und dem Projektor abgefangen werden kann, wird der Streifen für die kurze Strecke nochmals verschlüsselt und erst im Vorspielgerät gänzlich dekodiert. Um «Abfilmer» - Leute, die im Kinosaal mit ihrer Kamera das Lichtspiel einfangen - abzuschrecken und Kinobesitzer zum Wurf eines wachsamen Auges auf ihre Klientel zu animieren, wird das projizierte Bild mit digitalen Wasserzeichen versehen. Erscheint eine solche Raubkopie in einer einschlägigen Tauschbörse im Internet, können die Fahnder erkennen, in welchem Kino und bei welcher Vorführung der Übeltäter im Publikum sass.
Tatsächlich ist der Qualitätsgewinn der digitalen Projektion, deren Kernstück ein DLP-Chip (Digital Light Processing) von Texas Instruments ist, erstaunlich. Das Weltraumepos flimmert nicht mehr über die Leinwand, es erscheint in besonderer Bildschärfe und -brillanz auf der Projektionsfläche. Und dies obwohl der digitale Film nur die Hälfte der Auflösung eines herkömmlichen 35-mm-Streifens besitzt. Ausser einem gelegentlichen Flackern, das wohl auf die kurzzeitige Überlastung der Datenaufbereitung zurückzuführen ist, weist die digitale Filmvorführung keine grössere Pannen auf. Den grössten Unterschied erkennt der Laie allerdings an den Untertiteln, diese erscheinen kristallklar, aber etwas stark gepixelt, auf der Leinwand.
Auch der Kinobetreiber sieht in der digitalen Lichtspieltechnik Vorteile. Wie Kitag-Mann Täschler erklärt, müsse eine traditionelle Zelluloid-Kopie nach gut sechs Wochen wegen zunehmender Kratzspuren ersetzt werden. Die Qualität des digitalen Streifens sei dagegen von der ersten bis zur letzten Aufführung identisch, sagt er. Zudem könnten die Untertitel korrigiert werden. Jetzt müsse Hollywood nur etwas weniger ängstlich sein und mehr Filme, die sowieso digital vorlägen, auch so vertreiben, fordert Täschler.



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