EU-Geld auch für Schweizer KMU

Krankheitserreger entdecken

Auch die Firma «rqmicro» hat Gelder aus dem EU-Pilotprojekt erhalten - rund 2,2 Millionen Euro. Er sei froh darüber, denn es gebe in der Schweiz nicht genügend Fördermittel für Innovationen, sagt Gründer Hans-Anton Keserue. «Dank den EU-Geldern können wir unser Cellcount-Gerät optimieren und industrialisieren.»
Die rqmicro stellt Geräte her, die in weniger als zwei Stunden Krankheitserreger entdecken können - vor allem die Legionella pneumophila, die für die Legionärskrankheit verantwortlich ist. Laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat diese Krankheit 2018 erneut rasant zugenommen: 567 Fälle waren gemeldet worden.
In den meisten Fällen kommt es zu einer Lungenentzündung, die in fünf bis 15 Prozent zum Tod führt. Infektionsquellen sind wasserführende Anlagen wie Duschen oder Klimaanlagen. Der Cellcount ist damit vor allem für die Wasser- und Lebensmittelbranche interessant. Er funktioniere ähnlich wie eine Kaffeemaschine, sagt Keserue. «Sie haben die Maschine und ersetzen bei jeder Prüfung die Kapsel.» In der «Kapsel» befindet sich die zu untersuchende Probe.

USA sind risikobereiter

In Europa haben Jungunternehmer Schwierigkeiten, sich zu finanzieren. Im schlimmsten Fall führe das zu Abwanderungen europäischer Start-Ups in die USA, sagte ein Experte zu Keystone-SDA. Denn in den USA steht Start-Ups und KMU mehr privates Kapital zur Verfügung.
Zwar sank die Investitionslust von Privaten in der Finanzkrise 2008 weltweit. Doch mittlerweile haben sich laut OECD-Statistik «Venture Capital Investments» Investitionen in den USA seither mehr als verdoppelt: von rund 34 Milliarden (2007) auf knapp 78 Milliarden (2017) US-Dollar.
Jene in Europa inklusive der Schweiz haben hingegen das Niveau von vor 2008 noch immer nicht erreicht. 2007 gab es in der Schweiz Investitionen von rund 350 Mio., zehn Jahre später sind es «nur» 290 Millionen US-Dollar.
Die Gründe für die Unterschiede zwischen USA und Europa sind vielfältig: Anders als in den USA ist Europa etwa kein kulturell, sprachlich und rechtlich homogenes Gebiet, was private Investitionen in KMU erschwert.

EU-Gelder wichtig für Schweiz

Entsprechend wichtig sind damit die EU-Fördergelder auch für Schweizer Unternehmen. «Die EU-Forschungsprogramme stellen die wichtigste öffentliche Quelle zur Finanzierung von Forschung und Innovation von Schweizer Unternehmen dar», schreibt das SBFI. Und man wolle «sich auch weiterhin an der Stärkung des europäischen Forschungs- und Innovationsraums beteiligen».
Deshalb will die Schweiz auch am künftigen EU-Forschungsprogramm «Horizon Europe» teilnehmen. Erste Kontakte auf technischer Ebene haben bereits stattgefunden; ein Verhandlungsmandat des Bundesrates steht aber noch aus.
Doppelspurigkeiten mit Schweizer-Förderprogrammen sieht das SBFI keine. Die Massnahmen auf europäischer Ebene seien «komplementär zu den nationalen Massnahmen» zu verstehen.



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