E-Einschreiben 23.02.2012, 15:51 Uhr

RPost startet «aggressiv»

Seit einem Jahr streiten die Schweizerische Post und RPost über Produkte für die sichere Kommunikation via E-Mail. Nun will der US-Anbieter im hiesigen Markt durchstarten.
RPost offeriert Apps für die gängigsten Computing-Plattformen
Geschäftliche Kommunikation wird vermehrt elektronisch geführt. Unternehmen versenden Aufträge per E-Mail, sensible Dokumente landen als Anhang im digitalen Briefkasten der Kollegen. Solang der Austausch fehlerfrei bleibt, spricht nichts gegen die «elektronische Postkarte». Aber wehe dem, wenn geschäftskritische Informationen in falsche Hände gelangen oder durch ein Sicherheitsloch abgesogen werden. Solche Zwischenfälle verhindern will die Schweizerische Post mit ihrem Produkt «IncaMail». Die Lösung bietet rechtsichere und verschlüsselte E-Mail-Kommunikation. Laut Selbstdarstellung der Post kommen dabei «patentierte Technologien» zum Einsatz. Ein neuer Wettbewerber der Post ist hierzulande RPost. Das US-amerikanische Unternehmen besitze ebenfalls Patente für den rechtsverbindlichen und sicheren Austausch von E-Mails, sagte CEO Zafar Khan anlässlich des Schweizer Markteintritts am Donnerstag in Zürich.

Keine E-Mails in die USA

Seit etwa einem Jahr streiten die Post und RPost über Patente. Das US-Unternehmen wirft dem Schweizer Konzern vor, mehrere Patente zu verletzen. Deshalb steht die Post in den USA und hierzulande vor Gericht. CEO Khan führte aus, dass in Übersee bereits über Patentverletzungen der Post verhandelt wird. Mit einem Urteil rechnet er im August. Das Zürcher Handelsgericht muss im März oder April zunächst über eine vorsorgliche Massnahme entscheiden, führte RPost-Chef Khan weiter aus. Abhängig von dem Entscheid wolle sein Unternehmen auch hierzulande wegen Patentverletzungen klagen. Urteile gegen die Schweizerische Post könnten nach Recherchen der Nachrichtensendung 10vor10auch die Kunden treffen. Würden die Zürcher Richter der vorsorglichen Massnahme zustimmen, dürften etwa die kantonalen Verwaltungen die «IncaMail»-Technologie nicht mehr nutzen. Ein Entscheid des US-amerikanischen Gerichts würde laut CEO Khan bedeuten, dass Empfänger in den Vereinigten Staaten keine Nachrichten mehr bekommen, die Anwender ausserhalb der USA mit «IncaMail» verschickt haben. Nächste Seite: Lockangebot für Schweizer Keine Probleme mit der sicheren E-Mail-Kommunikation haben werden heutige RPost-Kunden in der Schweiz, sagte der hiesige Geschäftsführer Hayri Bulman. Dazu zählten der Industriekonzern Holcim und die World Intellectual Property Organization (Wipo) in Genf. RPost ist nach eigener Angabe seit 2004 hierzulande am Markt.
Schweizer Verbrauchern und Betrieben offeriert RPost neu einen kostenfreien Einschreiben-Service für E-Mails. «Wir wollen aggressiv starten und rasch viele Kunden gewinnen», sagte CEO Khan. Via gratis zu beziehenden Apps und Add-Ons für zum Beispiel Outlook lassen sich zehn eingeschriebene E-Mails pro Monat kostenlos versenden. In Firmen ist das Angebot auf maximal drei E-Mail-Adressen pro Domäne beschränkt. Wie andere Signaturlösungen klinkt sich RPost auf der Benutzerseite in E-Mail-Clients ein. Der Anwender kann bei jeder Nachricht entscheiden, ob es sich um ein unkritisches oder ein sensibles E-Mail handelt. Bei kritischem Inhalt verschickt er die Botschaft via RPost. Dann werden alle Details zu Versand, Empfang oder allfälligen Antworten von dem US-Dienst rechtssicher protokolliert und archiviert.



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