10.03.2015, 16:41 Uhr

Postfinance will an die Bezahl-App-Spitze

Mit Twint lanciert die Postfinance in wenigen Wochen ein Produkt, das Tapit und Konsorten in den Schatten stellen soll. Mit Coop konnte für den Start ein wichtiger Partner gewonnen werden.
In wenigen Wochen startet die PostFinance unter dem Namen Twint ein Smartphone-Bezahlsystem. Der Kunde kann damit seine Einkäufe bezahlen, wenn er über ein entsprechendes Guthaben auf dem Twint-Konto verfügt. Dieses kann manuell oder auch via Post- oder Bankkonto aufgeladen werden. Im Rahmen von Pilotversuchen soll die Bezahl-App vorerst an Kassen in Coop-Filialen der Regionen Basel und Bern zum Einsatz kommen. Zu einem späteren Zeitpunkt ist Einführung an allen Coop Kassen geplant, sagten PostFinance-CEO Hansruedi Köng und Twint-Chef Thierry Kneissler bei der Vorstellung heute.

BLE statt NFC

Dass Postfinance an Twint arbeitet, ist seit letztem Herbst bekannt. Die Zeitpläne scheinen eingehalten worden zu sein. Im Unterschied zu anderen Produkten soll Twint weder eine Kredit- noch eine Debitkarte benötigen und unabhängig von einem Telekomanbieter funktionieren. Damit sei Twint wesentlich kostengünstiger als bisherige Zahlungslösungen, versprach die Postfinance im letzten Oktober. Auf Nachfrage der Computerworld wird die Postfinance konkreter: Eine Transaktion zwischen 10 und 100 Franken koste den Handel ungefhr 10 Rappen (für den Endkunden ist sie gratis). Bei der Debitkarte wäre es rund doppelt so viel, bei Zahlungen via Kreditkarte noch wesentlich mehr. Im Gegensatz zu Swisscoms Tapit setzt Twint nicht auf NFC, sondern Bluetooth Low Energy (BLE). Das hat einen grossen Vor- und einen etwas kleineren Nachteil. Der Nachteil: Die Händler müssen an jedem Bezahlterminal ein Bluetooth-Lesegerät installieren. Laut Postfinance kosten diese aber nur 100 Franken pro Stück. Der Vorteil: Bluetooth wird von allen gängigen Smartphones unterstützt. Bei NFC ist das nicht der Fall. Apple hat seit dem iPhone 6 zwar auch ein Handy mit NFC-Funktion, erlaubt externen Anbietern bislang aber nicht, diese Funktion auch zu nutzen.

Durchbruch steht noch aus

Es wird spannend zu beobachten sein, ob die Postfinance mit ihrer Lösung ein Coup gelungen ist. Denn die ersten sind sie in diesem Bereich nicht, sie könnten aber die ersten sein, die mit einer Bezahl-App Erfolg haben. Swisscoms Tapit gibt es seit letztem Sommer, doch bisher vermag das Produkt nicht zu überzeugen. Vor wenigen Monaten gab Swisscom-CEO Urs Schaeppi zu, dass er von der bisherigen Entwicklung enttäuscht sei. Bislang wurde die App 10 000 mal heruntergeladen, sagt uns die Swisscom.  Weil die Telko-Lösung stockt und Apple Pay in der Schweiz noch immer nicht verfgbar ist, wollen auch die Banken in eigentlich ihrem Geschftsfeld einen Fuss in die Tr kriegen. Bisher konnte aber ausser der Postfinance keines der Finanzinstitute eine entsprechende Lösung präsentieren.



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