16.01.2009, 09:50 Uhr

Jobverbot für WoW-Spieler

Online-Gamer sind schlecht fürs Geschäft, sagen Unternehmen. Führungsqualitäten in der virtuellen Welt prädestinieren sie zum Manager, hält ein IBM-Wissenschaftler dagegen.
Personaler haben Vorbehalte gegenüber «World of Warcraft»-Spielern. Die Bewerber setzten sich nicht hundertprozentig für ihre Arbeit ein, weil ihr Lebensschwerpunkt in der virtuellen Welt liegt. Auch ihre Schlafgewohnheiten stünden einem geregelten Arbeitstag entgegen. So lauten die Argumente, mit denen Arbeitsvermittler angewiesen wurden, WoW-Gamer aus den Jobkandidaten auszusortieren.
Wie die «New York Times» berichtet, sind die Vorbehalte nicht aus der Luft gegriffen: Ein erfolgreicher WoW-Spieler muss viel Zeit und Engagement aufwenden, um erfolgreich zu sein. Der virtuelle Charakter wolle entwickelt und die seine Fähigkeiten in Beutezügen oder Schlachten trainiert werden. Ambitionierte Gamer verbrächten bis zu 30 Stunden pro Woche in der virtuellen Welt.
Spielerisch führen
Selbst ambitionierte Gamer scheiterten in WoW, wenn sie sich nicht mit anderen Spielern verbündeten. «Rollenspiele wie 'World of Warcraft' sind einzigartig darin, Führungsqualitäten zu entwickeln», sagt David Laux, bei IBM zuständig für Games und interaktive Unterhaltung. «Die Rollenspiele lehren den Gamern, Risiken abzuschätzen, Mitstreiter für kniffelige Ausgaben auszusuchen und bei Misserfolgen anderer nicht überzureagieren.»
«Der Stereotyp vom einsamen, pickligen Gamer ist weit von der Wirklichkeit entfernt», stellt der IBM-Forscher fest. Dies sei längst keine neue Erkenntnis mehr. Die verschiedenen Spielegenres seien vielmehr geeignet, im Arbeitsleben gewünschte Fähigkeiten zu fördern: Führungsqualitäten durch Rollenspiele, schnelle Entscheidungsfindung durch Shooter und bessere Gedächtnisleistung durch Gelegenheitsspiele.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie Bewerber mit und ohne WoW-Erfahrung von einem Schweizer Personalverantwortlichen eingeschätzt werden. Bildergalerie: World of Warcraft
Spielwiese für Manager
Wie IBM-Wissenschaftler Laux befürwortet Joi Ito das Online-Gaming als Freizeitaktivität für Manager. Der Venture Capitalist, Gründer von Infoseek Japan und Flickr-Investor ist überzeugt, dass «die virtuelle Spielwelt als Trainingsplatz geeignet ist, um Führungsqualitäten, Teamarbeit und Projektmanagement zu verbessern». Allein angesichts der Popularität von Online-Games - «World of Warcraft» zählt über zwölf Millionen Mitspieler - ist es laut Ito unrealistisch, Bewerber auszuschliessen, die sich auf virtuellen Spielwiesen mit anderen messen.
Spiel und Realität
Die Wahrheit liegt zwischen beiden Extremen, denn oftmals spielt es schlicht keine Rolle, ob ein Bewerber in seiner Freizeit spielt und dabei möglicherweise für den Job nützliche Fähigkeiten lernt oder trainiert. Etwa sagte René Villiger, Personalleiter bei Microsoft Schweiz, auf Anfrage der Computerworld: «Gaming als Hobby spielt in der Auswahl der neuen Mitarbeiter keine Rolle, entsprechend fragen wir auch nicht danach. Im Fokus ist nicht das Privatleben, sondern die Qualifikation der Kandidaten für die berufliche Aufgabe.»

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