28.03.2008, 08:58 Uhr

Bundesverwaltung speichert sicher

Die enorme Zunahme unstrukturierter Daten erschwerte beim Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT) die Datensicherung. Mit der Einführung einer neuen Backup-Software ist das BIT nun wieder auf der sicheren Seite.
Stefan Kälin, Bereichsleiter beim BIT: «Die Petabyte-Grenze längst überschritten.»
Die steigende Datenflut in Unternehmen und Organisation wird heute vor allem durch unstrukturierte Daten verursacht: Mittlerweile liegt nicht einmal die Hälfte aller Daten in strukturierter Form in Datenbanken und Geschäftsapplikationen vor. Der Rest verteilt sich grösstenteils unstrukturiert auf E-Mail- und Messaging-Systeme und Office-Dateien. Diese Entwicklung bereitete auch Stefan Kälin, Bereichsleiter beim Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT) zunehmend Kopfzerbrechen. «Die Zunahme unstrukturierter Daten gestaltete sich dramatisch. Dabei machte uns aber weniger der Speicherplatz als vielmehr die Datensicherung Sorgen.»
So reichte das für das Backup angelegte Zeitfenster am Wochenende kaum noch aus. Zudem waren es auch die Backup-Kosten, die Kälin nachdenklich werden liessen: Teurer Primärspeicher wurde durch die redundante Ablage von Daten, insbesondere von E-Mail-Anhängen, belegt. Der installierte Speicherplatz beim BIT beträgt mehr als 450 TByte. Monatlich kommt im Schnitt mehr als 1 TByte hinzu.
Für Kälin stand fest, dass die bestehende Datensicherungs-Software den Anforderungen nicht länger würde genügen können und daher dringend abgelöst werden musste. Mit seinem Team schrieb er das Projekt gemäss den Vorgaben der Welthandelsorganisation (WTO) aus. Die sorgfältige Evaluation der Angebote führte zu einer Shortlist von drei Anbietern. Bei der Entscheidungsfindung hatte sich die Crew bewusst Zeit genommen: Von jedem Tool wurde eine Testinstallation aufgesetzt, die während eines Jahres gründlich geprüft wurde.
«Die Produkte lagen dicht beiei-nan-der», erinnert sich Kälin. Am Ende erhielt Veri-tas NetBackup von Symantec den Zuschlag. Zwei Gründe waren entscheidend: NetBack--up kam besser mit heterogenen Um-gebungen und der dadurch notwendigen Unterstützung unterschiedlicher Betriebssystemderivate zurecht. Zudem punktete die Software mit umfangreicher Funktionalität.

Heterogene Infrastruktur

Vor allem die Unterstützung heterogener Umgebungen war wichtig. Denn grundsätzlich sieht das Konzept des BIT drei Standorte für die Rechenzentren vor: Das Hauptrechenzentrum im sogenannten Titanic-II-Gebäude in Bern, ein Backup-Rechenzentrum in knapp fünf Kilometer Entfernung sowie ein militärisch geschützter Disaster-Recovery-Standort, der etwa 100 km entfernt ist. Alle Standorte sind über redundante Höchstgeschwindigkeitsleitungen miteinander verbunden.

Bundesverwaltung speichert sicher

Das aktuelle Konzept hat seinen Ursprung in der Entscheidung des Bundes aus dem Jahr 2000, die Anzahl der damals 75 Informatikabteilungen auf Departementsstufe auf sieben zu konsolidieren. «Damit», erinnert sich Stefan Kälin, «bekamen wir ganz unterschiedliche Systemarchitekturen ins Haus, angefangen bei den Betriebssystemderivaten bis hin zu den Speichersystemen.» Davon ist heute nicht mehr viel übrig. Die Standardisierung aller Komponenten wurde und wird konsequent vorangetrieben. Die Integrationsaufgaben durch das Insourcing der Departemente umfasste auch die Backup-Software.

Elegantes Backup

Die Speicherinfrastruktur des BIT ist vollkommen symmetrisch aufgebaut. Primär- und Sekundärstandort sind über eine DWDM-Verbindung (Dense Wavelength Division Multiplexing) gekoppelt. Als Backup sind beide Standorte zudem mit einem Gigabit-IP-Backbone verbunden. Die veränderten Daten werden gleichzeitig an beiden Standorten auf identische Tape Libraries geschrieben. «Das erledigt NetBackup nun sehr elegant», ist Stefan Kälin zufrieden.
In dieses Sicherungskonzept sind auch alle Daten von Applikationen eingeschlossen, für die ein erhöhter Schutzbedarf im Projekt Katastrophenvorsorge für die Bundesverwaltung definiert wurde. Dazu gehören beispielsweise die E-Mails. Diese Daten werden mehrfach am Tag über das Gigabit-Netz vom Primärstandort an den Sekundärstandort gespiegelt und von dort aus auf Band gesichert.
NetBackup macht täglich eine inkrementelle Datensicherung der am selben Tag geänderten Daten. Diese Sicherungsbänder bleiben sieben Tage erhalten, bevor sie wieder überschrieben werden. Wöchentlich findet eine Vollsicherung statt, die drei Wochen aufbewahrt wird. Dazu kommt eine monatliche Vollsicherung, die erst nach 90 Tagen wieder überschrieben werden darf. «Dies sind die Standardfälle», erklärt Stefan Kälin. «Andere Sicherungszyklen lassen sich mit NetBackup natürlich ohne Problem einrichten. Das liegt allein an den Anforderungen unserer Kunden.»

Clevere Speicherhierarchien

Das Problem mit der redundanten Datenspeicherung auf teuren Primärspeichern hat Kälin ebenfalls gelöst. Es kommt nun eine ILM-Strategie (Information Lifecycle Management) zum Tragen, nach der Daten ihrer Bedeutung gemäss auf das jeweils geeignete Speichermedium verschoben werden. Daten älter als beispielsweise drei Monate werden automatisch auf billigen Speicher übertragen.«Wir haben eine -Speicherhierarchie aus High-end-, Mid-range- und Low-cost-Systemen eingerichtet», sagt Kälin. «Im Low-cost-Bereich streben wir Kosten von 10 Rappen pro Gigabyte und Monat an.» Dank dieser Speicherhierar-chie verkleinert sich das Backup-Volumen deutlich.

Bundesverwaltung speichert sicher

Das BIT hat heute für die Datensicherung mehrere Tape Libraries im Einsatz. «Die Petabyte-Grenze haben wir längst überschritten», so Stefan Kälin. Auch optische Speichersysteme sind derzeit noch im Einsatz, werden jedoch schon bald durch Disk-Archive abgelöst. «Für Archivzwecke sind Disks grundsätzlich gut geeignet», sagt der BIT-Bereichsleiter. «Als Back-up-Medien finden wir sie weniger brauchbar. Das Tape wird uns hier noch lange als preisgünstiges und flexibles Medium erhalten bleiben, vor allem mit den künftigen 2-TByte-Kassetten.» Daher steht das BIT-Team dem Konzept der Virtual Tape Library, also Disk-Systemen, die sich wie Tapes ansprechen lassen, noch skeptisch gegenüber. Bevor dies in Angriff genommen wird, soll zunächst einmal die volle Funktionalität von NetBackup ausgenutzt werden.

Symantec-Support überzeugte

Stefan Kälin ist zufrieden mit NetBackup. Ihm gefällt die stetige Weiterentwicklung des Produktes. Auch die Verbreitung im Markt verschafft in einem sensiblen Bereich wie der Datensicherung ein beruhigendes Gefühl. Ausserdem hat ihn der Support von Symantec überzeugt. Vor kurzem wurde auf die Version 6.5 von Veritas NetBackup migriert.
Neben einer weiter erhöhten Stabilität sieht Stefan Kälin als besonderen Vorteil der neuen Version die Geschwindigkeit beim Suchen von gesicherten Files.
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Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT)

Das Bundesamt für Informatik und Telekommunikation ist der bedeutendste IT-Anbieter der -zivilen Bundesverwaltung. Es -erbringt für die ganze Bundesverwaltung Leistungen in den Bereichen Telekommunikation, Informatikausbildung und operative Sicherheit und unterhält Kompetenzzentren für Internet und SAP. Zudem versorgt es das eigene Departement, das EFD (Eidgenössisches Finanzdepartement), das UVEK (Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation), das EDI (Eidgenössisches Departement des Innern), das EJPD (Eidgenössisches Justiz- und Polizeidepartement) und die Bundeskanzlei mit seinen Informatikleistungen. Es koordiniert die betrieblichen Aspekte mit den anderen departementalen Leistungserbringern. Organisatorisch ist das BIT dem Eidgenössischen Finanzdepartement EFD angegliedert. Mehr als 800 Mitarbeitende sorgen heute dafür, dass die Kommunikations-einrichtungen und Informatik-applikationen in der Bundesverwaltung jederzeit funktionieren und für eine reibungslose Erledigung der Aufgaben zur Verfügung stehen.
Claudia Bardola



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