«API first»-Strategie des Bundes 25.05.2022, 14:30 Uhr

Schweizer Daten-Hub gefordert

Die Schweiz will den Datenaustausch zwischen Bundes­verwaltung, Kantonsverwaltungen, Gemeindeverwaltungen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft verbessern. Als ersten Schritt hat die Bundeskanzlei eine API-Architektur spezifiziert. Weitere Schritte müssen folgen.
Bundesbern will weiter digitalisieren: In der Theorie ist bereits vieles klar, in der Praxis fehlt es noch an der Umsetzung
(Quelle: Shutterstock/Maykova-Galina)
Eines der zentralen Konzepte der digitalen Trans­formation ist der Aufbau von digital vernetzten, kundenorientierten Geschäftsökosystemen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ein besonders profitabler Ansatz ist der Bau einer Plattform, auf der andere Dienstleistungen oder Produkte anbieten zu können, die man aber selbst kontrolliert. Dabei kann die Plattform sowohl ein virtueller Marktplatz als auch ein virtueller Service oder ein physisches Gerät sein, dessen Funktionalitäten durch Software-Applikationen Dritter erweitert werden. Beispiele sind Amazon, Apples App Store und Google Play.  
Open APIs sind ein weniger offensichtliches, zunehmend aber wichtiges, alternatives oder ergänzendes Element für den digitalen Ausbau von Geschäftsökosystemen. Sie ermöglichen ebenfalls innovative Dienstleistungen durch Dritte, die aber von der Gewährung des Zugriffs auf eigene Programme und Daten abhängen. Strategisches Ziel dabei ist, den Wert der eigenen Dienstleistungen für die Kundschaft zu erhöhen.
Was logisch klingt, ist jedoch nicht einfach umzusetzen. Die Probleme sind weniger technischer als organisatorischer Natur. Technisch realisiert man Open APIs häufig über eine zusätzliche Schicht von Microservices, die den Zugriff auf die eigentlich interessanten Microservices steuern. Meist werden zwei solche Zugänge angeboten, der aktuelle und sein Vorgänger, damit externe User Zeit haben, ihre Applikationen an das neue API anzupassen. Organisatorisch muss aber praktisch jeder Service und sogar jedes Datenelement intern lange verhandelt werden, bevor seiner Veröffentlichung zugestimmt wird.

Gemeinwohlnutzen schaffen

Wie auch bei anderen Themen gibt es also einen globalen Trend mit lokalen Gegenkräften – und die Auswirkungen des Trends sind noch ziemlich unklar. Einfach ist die Situation jedoch im Fall der öffentlichen Verwaltung. Sie steht nicht in einem Konkurrenzverhältnis – zumindest im Grossen und Ganzen –, sondern soll maximalen Gemeinwohlnutzen (Public Value) für das eingesetzte Steuergeld liefern. Deshalb sind alle Verwaltungsleistungen sinnvoll, die nur marginale Kosten für die Verwaltung verursachen, aber konkreten wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Nutzen schaffen. 
Dieser Denklogik folgend hat sich die Schweizer Bundesverwaltung dem Trend zu Open APIs nach mehreren Jahren des Zuwartens nun angeschlossen. Das umfasst nicht nur das Zur-Verfügung-Stellen von Daten für die Sekundärnutzung (Open Government Data), sondern auch den Zugriff auf Fachanwendungen durch Dritte (Open Government Services) – und geht damit sehr weit!



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