17.10.2013, 17:39 Uhr

VMwares hybride Super-Cloud

Die hybride Super-Cloud soll 2014 nach Kontinentaleuropa kommen: mit VMware, Microsoft Azure und Amazon in einem Boot. Konkurrenten sind misstrauisch.
VMwares Carl Eschenbach: volle, transparente Kostenkontrolle fürs Business.
Vmware startete auf der VMworld in Barcelona ein Produkt-Feuerwerk vieler neuer "minor releases" (Computerworld berichtete). Zwei neue Geschäftsfelder, auf denen der Virtualisierungsmarktführer sein Portfolio vorantreibt, stechen jedoch besonders hervor: End-User-Computing und VMwares hybride Cloud Services. Die Hybrid-Services kommen noch in diesem Jahr in Grossbritannien auf den Markt; 2014 folgt dann Kontinentaleuropa. Eine länderspezifische Roadmap gab VMware nicht bekannt. Computerworld hatte Gelegenheit, in Barcelona eine stabile Beta der "hybrid Cloud Services" anzutesten. Der Zugriff für Admins erfolgt über den vSphere Web Client. Die Services sind wohl in erster Linie als Ergänzung einer bereits bestehenden privaten Cloud (on-premise) gedacht. Demnach soll es das neue Angebot in zwei Versionen geben: 1) als "Dedicated Cloud" (single-tenant) Das Angebot startet mit 30 GHz vCPU (Computer), 120 GByte vRAM, 50 Mbps Netz (aufrüstbar auf 1 GByte), drei öffentlichen IP-Adressen und 6 TByte Speicher. 2) als (gehostete) "Private Cloud" Hier geht's mit 5 GHz vCPU und 50 GByte vRAM los. Hinzu kommen 10 Mbps Netzdurchsatz (aufrüstbar auf 50 Mbps), zwei öffentlichen IP-Adressen und 2 TByte Storage.

VMware baut die Super-Cloud

Vmware hat die Nutzung der Cloud-Services - für Admins und natürlich auch für den Endanwender - von den dahinter liegende Hardware- und Software-Ressourcen völlig entkoppelt. Auch der Administrator weiss also nicht - beziehungsweise muss es gar nicht wissen - welche Ressourcen er gerade in Anspruch nimmt. Im Fokus stehen die Dienste. Die hybriden Cloud Services und das neue vCloud Automation Center unterstützen Amazon Web Services, Microsofts Windows Azure Cloud (samt Business-Apps) und natürlich vSphere. Mit Amazon und Microsoft hat sich VMware strategisch geschickt die beiden Cloud-Platzhirsche herausgegriffen und offeriert eine Art Super-Cloud. Auf der derart virtualisierten Multi-Plattform-Infrastruktur sollen dann mehr als 3800 freigegebene Appikationen aufsetzen, die Kunden im Hybrid Services Market Place abonnieren können.

Volle Kostenkontrolle

Beeindruckend am neuen vCenter Automation Center 6.0 (und der Operations Management Suite 5.8) ist vor allem die völlig transparente Kostenkontrolle, wie VMware-President Carl Eschenbach in mehreren Demos in Barcelona zeigte. Die Hauptkostentreiber der IT sind Memory, CPU, Lizensierungskosten, Netzwerk-Kapazitäten und Maintenance. Stellt ein Anwender oder eine Projektgruppe einen sogenannten "Request", beantragt also für mehrere Tage/Wochen ein Kontingent Virtueller Maschinen (VMs), dann kalkuliert vCenter automatisch die dadurch anfallenden Kosten. Und zwar vor der Implementierung. Das Business kann dadurch kostengünstigere Anpassungen vornehmen oder gegebenenfalls den "Request" auch ganz ablehnen, falls der Nutzen in unvorteilhaftem Verhältnis zu den Kosten steht. Nächste Seite: VMware macht Citrix Konkurrenz

VMware macht Citrix Konkurrenz

Als DaaS-Anbieter (Desktop-as-a-Service) ist VMware bislang wenig in Erscheinung getreten, obwohl mit View durchaus die Möglichkeit dazu besteht. Desktop as a Service verbindet man in der Regel mit dem Namen Citrix. Das könnte sich ändern. Vor einigen Tagen akquirierte VMware den Software-Anbieter Desktone, und mit dessen Technologie wird View multi-tenant-fähig. Der Aufbau und Unterhalt einer virtuellen Desktop-Infrastruktur (VDI) wird dadurch deutlich kostengünstiger, sowohl Capex als auch TCO. VMware drängt mit Macht ins Stammgeschäft von Citrix, den virtualisierten Windows-Desktops. View ist eine Komponente der Horizon-Software-Suite, die VMware bereits im Frühjahr dieses Jahres vorstellte (Computerworld berichtete). Die anderen heissen Horizon Mirage und Horizon Workspace, und auf dem Workspace läuft auch das Konkurrenzprodukt Citrix XenApp. VMware versucht, Konkurrent Citrix qua Umarmung zu vereinnahmen. Wird die Horizon-Suite (inklusive View) zudem kostengünstiger als Citrix, könnten DaaS-Anbieter einen Wechsel in Betracht ziehen.

Open Stack - ein wenig...

Offenheit ist für einen traditionellen Anbieter immer ein zweischneidiges Schwert. Einerseits fordern die Kunden - mit dem Vendor's Lock-in im Hinterkopf - immer stärker offene Standards und offene Schnittstellen. Andererseits läuft zuviel Offenheit den Geschäftsinteressen eines proprietären Anbieters entgegen. So zeigt VMware zumindest guten Willen und kündigte an, in seinem vCloud Automation Center die Open-Source-Virtualisierungsplattform "Open Stack" unterstützen zu wollen. Irgendwann noch im Laufe diesen Jahres. Microsoft Windows Azure und Amazon Web Services sind bereits mit im grossen VMware-Boot. Und über die ebenfalls neue Netzwerk-Virtualisierungslösung "Network NSX" können zum Beispiel eine KVM-VM (Red Hat Virtualisierung) und eine vSphere-VM (VMware) zumindest miteinander kommunizieren, wie VMware in Barcelona zeigte. Ist das nicht genug Offenheit? Konkurrenten wie Red Hat, die sich Enterprise-Open-Source auf die Fahnen geschrieben haben, ziehen VMwares Ambitionen punkto Offenheit zumindest in Zweifel. Eine Tür sei entweder offen (Open Source) oder geschlossen (proprietär), sagte Red Hats Radesh Balakrishnan in Barcelona zu Computerworld. VMware habe die Tür jetzt einen Spalt breit geöffnet, so dass man hindurch schauen, aber nicht hindurch gehen könne. VMware versuche, seinen existierenden Kundenstamm zu monetarisieren. Unternehmen, so Balakrishnan, wollten jedoch verstärkt eine offene Komponente (wie Open Stack) in ihrem Software-Layer haben, um die Innovationskraft der Open-Source-Community für sich nutzen zu können.



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