12.08.2011, 10:27 Uhr

Gartner präsentiert den Hype-Cycle für 2011

Die Marktforschungs- und Beratungsfirma Gartner hat ihren Hype Cycle Special Report für das Jahr 2011 veröffentlicht, sozusagen die Mutter aller Prognosen.
Darin nehmen die Auguren Reifegrad, Geschäftsnutzen und Potenzial von mehr als 1900 Techniken unter die Lupe, die sie in insgesamt 76 verschiedene Hype Cycles eingruppieren. Mit diesen Infografiken visualisiert Gartner bereits seit 1995 das gängige Muster von anfänglich überschwänglicher Begeisterung, nachfolgender Desillusionierung und schliesslich Realismus, das jede neue Technik und Innovation begleitet.
Der von Gartner am längsten alljährlich veröffentlichte Hype Cycle ist derjenige zum Thema «Emerging Technologies». In diesem Jahr haben darin Activity Streams, Wireless Power, Internet-Fernsehen, NFC-Bezahlverfahren und Private Clouds den «Gipfel der überzogenen Erwartung» erklommen. Neu hinzugekommen sind Trends wie Big Data und Antworten in natürlicher Sprache auf Fragen. «Zu den Themen im Emerging Technologies Hype Cycle für diese Jahr gehören anhaltendes Interesse an und Aktivität bei Social Media, Cloud Computing und Mobile», kommentiert Jackie Fenn, Vice President und Gartner Fellow. «Im Bereich Social Media stehen Social Analytics, Activity Streams und der Neuzugang Group Buying kurz vor dem Gipfel und zeigen auf, dass die Zeit extrem hoher Bewertungen für Web-2.0-Start-ups noch nicht vorüber ist. Auf der Spitze des Gipfels hat nun Private Cloud Computing das allgemeinere Cloud Computing abgelöst, während Cloud/Web-Plattformen seit 2010 in Richtung Tal der Enttäuschung abrutschen. Mobile Techniken gehören weiterhin zu kurz- und mittelfristigen Planung unserer Kunden und finden sich in diesem Hype Cycle in Gestalt der Media Tablets, NFC Payments, QR/Color Codes, mobiler App Stores sowie ortsbezogener Anwendungen.»
Gartner erwartet ferner, dass eine Reihe im Augenblick derzeit noch «transformationaler» Techniken in weniger als fünf Jahren im Mainstream ankommen. Dazu gehören breitere Trends wie Media Tablets und Cloud Computing, aber auch IT-spezifischere wie In-memory-Datenbanken, Big Data sowie Extreme Information Processing and Management. Auf längere Sicht - sprich über den Fünfjahreshorizont hinaus - sollen 3D-Drucken, kontext-angereicherte Dienste, das «Internet der Dinge», Internet-TV sowie Antworten in natürlicher Sprache auf Fragen treibende technische Kräfte sein. Und in noch mehr als zehn Jahren sieht Gartner 3D-Bioprinting (menschliches Gewebe), technische Augmentierung des Menschen, mobile Roboter und Quantencomputer als mögliche Kräfte für Verändungen im Potenzial der Informationstechnik.

Vier Megatrends

Viele der im Emerging Technologies Hype Cycle enthaltenen Techniken finden sich auch in einem von Gartner kürzlich veröffentlichten Report «Technology Trends that Matter», in dem vier «Megatrends» ausgemacht werden:

Die vernetzte Welt: Fortschritte bei eingebetteten Sensoren, Verarbeitung und drahtloser Vernetzung bringen nun auch Gegenständen und Orten die «Power» der digitalen Welt. Hier geht es bislang nur langsam voran, das Tempo der Veränderung nimmt aber dank besser verfügbarer und billigerer Sensoren und Kameras zu. Im Hype Cycle passen dazu unter anderem das «Internet der Dinge», ID-Techniken wie NFC Payments (die eine breitere Palette an NFC-Anwendungen nach sich ziehen werden), QR/Color Codes und Bilderkennung, Application Layers wie Augmented Reality (AR), context-enriched Services und ortbezogene Anwendungen sowie Kommunikationstechniken wie Machine-to-machine-Services (M2M) und Sensor-Mesh-Netze. Gartner geht davon aus, das die volle Entfaltung in diesem Bereich noch wenigstens zehn Jahr braucht, aber auf dem Weg dorthin bereits viele interessante und profitable Geschäftsmöglichkeiten entstehen. Interface-Trends: Auch bei den Benutzerschnittstellen diagnostiziert Gartner langsamen Fortschritt mit zuletzt gestiegener Aktivität. Spracherkennung fand sich bereits im ersten Hype Cycle von 1995 und ist noch immer nicht ausgereift; Computer-Gehirn-Interfaces werden nach Einschätzung der Auguren noch mindestens zehn Jahre benötigen, bevor sie ihren Forschungs- und Nischenstatus hinter sich lassen. Der Neueintrag zu Natural Language Question Answering ist IBMs eindrucksvoller Leistung mit dem «Watson»-Spezialcomputer und dessen Sieg in der US-Quizshow «Jeopardy!» geschuldet. Dank Microsofts Kinect hat es auch die Gestensteuerung in den Mainstream geschafft, Third Parties «hacken» dieses System bereits für eine Reihe neuartiger Anwendungs-Interfaces. Weniger rasche Fortschritte gibt es hingegen bei Übersetzung von einer Sprache in die andere (Speech-to-speech), Augmented Reality und virtuellen Assistenten. Virtuelle Welten à la «Second Life» stecken nach ihrem Höhepunkt 2007 im Tal der Ernüchterung fest. Analytics-Fortschritte: Die technischen Fähigkeiten und die Anwendbarkeit von Technologie bei der Speicherung und Bearbeitung von Rohdaten für mehr Nutzwert und Einsichten nehmen beständig zu. Predictive Analytics ist nahezu ausgereift, Forscher und Entwickler übertragen aber deren Kerntechniken fortwährend auf neue Datenquellen. Die Bilderkennung fördert neue Möglichkeiten bei der Suche, im Handel und bei Social Media und trägt auch zum Fortschritt in anderen Bereichen wie AT und Videoanalyse für den Kundendienst bei. Social Analytics profitiert weiterhin von der Erschliessung neuer Quellen und Typen von sozialer Information. Und neue Computertechniken wie Datenbanken im Arbeitsspeicher (In-memory) und Big Data hieven Reichweite und Ausmass auf neue Ebenen. Neue digitale Fronten: Über die traditionellen Grenzen der IT hinaus erreichen einige Technologien neue Leistungs- und Preisniveaus, die Prozesse und ganze Branchen fundamental verändern werden. Beispiele im Emerging Technologies Hype Cycle für 2011 sind laut Gartner 3D-Druck und Bioprinting sowie mobile Roboter.



Das könnte Sie auch interessieren