12.03.2012, 13:31 Uhr

Jedem seine Cloud-Strategie

Um Outsourcing, Cloud Computing oder Social Media kommt heute praktisch kein Unternehmen mehr herum. Wie schwierig es ist, die passende Strategie zu erarbeiten, zeigte ein Podiumsgespräch am Swiss IT Sourcing Forum.
v.l.n.r.: Peter Kaufmann, CIO, Franke Artemis Group; Dr. Jochen Decker, Leiter Operations Management, SBB; Robert Bornträger, CEO Division IT & Logistics, SIX Group (Quelle: Uvision)
Aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage und in Zeiten von hohem Kostendruck liegt Outsourcing mehr denn je im Trend. Doch welche Dienstleistungen können ohne Know-how-Verlust aus dem Haus gegeben werden und welche Alternativen bieten sich an? Am diesjährigen Swiss IT Sourcing Forum trafen sich Unternehmensvertreter verschiedenster Branchen und IT-Anbieter, um den Stand der Dinge in den Bereichen IT-Outsourcing und Cloud-Services zu diskutieren.

«Die Sourcing-Strategie hat ganz klar an Bedeutung gewonnen», sagt Peter Kaufmann, CIO der Franke Artemis Group, an einer der Podiumsdiskussionen. Commodities kauft der Konzern ein, alles, was spezifisch ist für Franke, behält der CIO in eigenen Händen. Auch bei der SBB werden Kernkompetenzen intern behalten, erklärt Jochen Decker, Leiter Operations Management der SBB. «Für uns ist es wichtig, wie wir die Qualität über verschiedene Provider hinweg herstellen können.»
«Wir sind ein IT-Haus, IT-Kernleistungen erbringen wir also selbst», ergänzt Robert Bornträger, CEO Division IT & Logistics, SIX Group.

Wie die Diskussion zeigte, gibt es keine «One-size-fits-all»-Sourcing-Strategie. Aufgrund unterschiedlicher Anforderungen seitens der Unternehmen und unzähliger Lösungsvarianten auf Anbieterseite bleibt nur, eine individuelle Strategie zu erarbeiten.
Interne Vorbereitung ist das A & O Ähnlich sieht es beim Thema Cloud Computing aus: «Den grossen Verkaufsaspekt der Cloud 'Flexibilität' brauchen wir praktisch nicht», erklärt Decker von der SBB. Opportunistisch habe man heute einige SaaS-Lösungen im Einsatz, sei aber ansonsten bezüglich Cloud recht vorsichtig. «Die Hauptgefahr sehen wir in der Zersplitterung der Leistungskette. Das wollen wir uns und den Kunden ersparen», so Decker. «Auch wir sind sehr konservativ. Public Clouds nutzen wir beispielsweise nicht», ergänzt Bornträger.
Franke setzt primär isolierte, gekapselte Lösungen als SaaS ein und hat inzwischen auch IT-Services als Cloud etabliert. «Die Integrationen verschiedener Cloud-Services sind allerdings nicht zu unterschätzen», warnt Kaufmann.

Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass beim Cloud Computing heute das Hauptaugenmerk auf den Services und nicht mehr primär bei der Senkung der Kosten liegt. Wichtigster Faktor für Outsoucring- oder Cloud-Projekte bleibt nach wie vor die interne Vorbereitung.

Bei der Frage nach der Nutzung von Services und Diensten wie Salesforce.com oder Dropbox sind sich die Gesprächspartner relativ einig. «So etwas kommt für uns nicht infrage», betont Bornträger von der SIX Group. «Ich verstehe nicht, wie man so leichtfertig mit Kundendaten umgehen kann.» Franke will eine eigene Lösung evaluieren, die Dropbox relativ nahe kommt. Das ganze Consumerization-Thema liesse sich nicht vermeiden, ist Decker von der SBB sicher. «Wir müssen den kontrollierten Weg mitgehen. Dropbox ist aber auch für uns ein absolutes no go.» Vorsicht bei Social Media Auch dem gesellschaftlichen Wandel und Themen wie Social Media oder Bring Your Own Device stehen die Diskussionsteilnehmer vorsichtig bis skeptisch gegenüber: «Für das Kundeninterface sind diese Themen natürlich relevant», erklärt Bornträger. «Aber nicht dafür, meine jungen Mitarbeitenden zufrieden zu stellen.» Seiner Meinung nach wird in Unternehmen mit dem Thema Social Media sehr leichtfertig umgegangen. «Wir sind da sehr rigide», so der SIX-CEO.
Etwas offener betrachtet SBB-Mann Decker die ganze Sache: «Dinge wie Facebook, Twitter oder Linkedin brauchen wir beispielsweise im Vertrieb.» Es stelle sich jedoch die Frage, was das Unternehmen von diesen neuen Kommunikationskanälen habe und wie viel Vertrauen man in die eigenen Mitarbeiter habe. «Es gibt Vieles zu bedenken, bevor man Social Media breit einsetzt. Wenn Informationen schon getwittert werden, bevor die Führungsetage Bescheid weiss, ist das heikel.»
Und Peter Kaufmann von Franke Artemis abschliessend: «Inhouse muss man die Collaboration fördern, nach aussen wollen wir das strikt unterbinden.»

Mehr Informationen zu den Themen Outsoucring-Strategie und Bring Your Own Device finden Sie in unseren grossen Schwerpunkt-Artikeln in der aktuellen Printausgabe der Computerworld.



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