Stadtberner Schulinformatik braucht einen Neustart

CH Open lässt Open-Source-Kritik nicht gelten

In einem Communiqué äusserte sich auch der Verein CH Open zum Schulinformatik-Projekt «base4kids2». Der Verein schreibt, es sei «sehr ärgerlich», dass das anfängliche Open-Source-Pionierprojekt derartig viele Probleme bereite und in so eine Schieflage geraten sei. Man bedauere insbesondere, dass viele technische Probleme nach wie vor nicht gelöst seien und deshalb «die Lehrpersonen mit der neuen Schulinformatik verständlicherweise frustriert sind und nicht gut damit arbeiten können».
Im Zusammenhang mit dem Projekt spricht der Verein von «IT-Missmanagement» und es wäre es falsch, automatisch die Open-Source-Software zum Sündenbock zu machen, heisst es weiter. Vielmehr, so CH Open, sollten etwa die Projektführung erneuert sowie die Leistungen des Lieferanten Abraxas hinterfragt werden.
Bezüglich des technischen Ärgers hält der Verein fest, dass dieser durch die iPads, deren kleine Bauweise und die externe Tastatur verursacht werde. Auch hätten WLAN- und Drucker-Probleme zu viel Unzufriedenheit geführt. «Das alles sind ernstzunehmende Probleme, die aber in keiner Weise etwas mit Open-Source-Software zu tun hatten, sondern im Gegenteil durch die proprietäre Software von Apple verursacht wurden», schreibt CH Open. Auch sei das Open-Source-Programm «Collabora Office» auf iOS heute noch nicht für den Einsatz im Unterricht ausgereift. Den Angaben zufolge wurde erst während der Projektumsetzung entschieden, eine vollständig neue Portierung von LibreOffice auf das Apple-Betriebssystem iOS zu realisieren. Die Software-Lösung werde derzeit noch durch die Community weiterentwickelt.

Datenschutz als Knackpunkt

Und schliesslich bezieht CH Open grundsätzlich Stellung zur Open-Source-Thematik. Der Berner Stadtrat hatte im März 2017 entschieden, diese zu priorisieren, falls sie gleichwertig zu proprietärer Software ist. «Es lag in der alleinigen Verantwortung des Gemeinderats und des Schulamts, diese Vorgabe bei der öffentlichen Ausschreibung und der Projektumsetzung sachdienlich umzusetzen», schreibt der Verein. Und weiter: «Dem Stadtrat nachträglich vorzuwerfen, er habe Open Source gefordert und deshalb sei das Projekt schiefgelaufen, zeugt von wenig Fachwissen wie Informatikprojekte operativ erfolgreich durchgeführt werden.»
Schliesslich, erklärt der Verein weiter, gebe es auch Probleme mit Produkten von Microsoft und Google. Als Beispiel nennt er etwa datenschutzrechtliche Unsicherheiten beim Einsatz von Google G Suite oder Microsoft Office 365 in der Schulinformatik. Hingegen sei die heutige Lösung der Stadt Bern, die Daten im eigenen Rechenzentrum zu speichern, diesbezüglich unproblematisch. Nichtsdestotrotz stelle eine gut funktionierende und datenschutzkonforme Schulinformatik bis heute eine Herausforderung dar. «Der Verein CH Open ist deshalb der Ansicht, dass die ideale Schulinformatik-Lösung auf einer benutzerfreundlichen, in der Schweiz gehosteten und auf Open Source basierenden Cloud-Plattform basieren muss», heisst es abschliessend.



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