Fintech 19.07.2017, 14:30 Uhr

Das müssen Sie über Kryptowährungen wissen

Bitcoin ist wohl die bekannteste Kryptowährung, die im Umlauf ist. Daneben gibt es aber noch einige andere virtuelle Währungen. Computerworld erklärt, was es über diese zu wissen gibt.
Im weltweiten Vergleich liegt Bitcoin mit einem Marktanteil von über 40 Prozent an der Spitze der meistverwendeten Kryptowährungen
(Quelle: PD)
Kryptowährungen gibt es viele. Allen voran die wohl bekannteste, Bitcoin. Daneben gibt es jedoch noch zahlreiche andere. Bei Kryptowährungen handelt es sich in der Regel um verschlüsselte und dezentral gespeicherte Datenprotokolle. In den meisten Fällen erfolgen die Transaktionen über die Blockchain-Technologie, da es nahezu unmöglich ist, diese zu manipulieren. Im Folgenden erfahren Sie, welche Kryptowährungen den Markt prägen und auf welche Einzelheiten es bei diesen zu achten gilt:

Bitcoin

Aktualisierte Grafiken gibt es hier.
Quelle: Statista
Der Erfinder von Bitcoin, Satoshi Nakamoto, beschreibt die Währung als ein «Peer-to-Peer Electronic Cash System» (P2P). Seit 2009 wird sie öffentlich gehandelt und gilt als erste Kryptowährung überhaupt. Ausserdem ist Bitcoin mit einem Marktanteil von über 40 Prozent (Stand: Juli 2017) die meistverwendete Kryptowährung weltweit. Auch für Anleger scheint die Ur-Mutter des Kryptogelds äusserst lukrativ zu sein. Der Wert von Bitcoin steigt stetig an. Zu Beginn bewegte sich der Wert einer Einheit unter zehn Franken. Inzwischen liegt der Kurs unter 2000 Franken (Stand: Mitte Juli 2017). Da die Menge der ausgegebenen Bitcoins ist streng limitiert. Bitcoin.com beziffert die maximale Anzahl an ausgegebenen Bitcoins auf 21 Millionen. Ist diese Menge erst einmal im Umlauf, werden keine weiteren generiert. Die Währung ist im Gegensatz zu Real-Währungen nicht der Inflation unterworfen. Bitcoins sind allerdings höchst volatil. Im Juni büsste die Kryptowährung innert weniger Wochen rund einen Drittel ihres Werts ein. Die Transaktionen erfolgen über die Blockchain-Technologie. Hierbei setzt der Anbieter auf die kryptologische Hashfunktion SHA-256. Etwa alle 10 Minuten wird ein neuer Block erstellt. Nutzer, die dafür ihre Rechenleistung zur Verfügung stellen, werden mit Bitcoins belohnt. Das Verfahren wird auch «Mining» genannt und bringt derzeit 12,5 Bitcoins ein. Allerdings ist dafür auch sehr viel Rechenleistung notwendig, weshalb das «Mining» nicht von jedem durchfhrbar. Bitcoin-Schürfer investierten dafür Millionenbeträge in ganze Serverfarmen.

Ethereum

Ethereum ist nach Bitcoin die zweiterfolgreichste respektive die zweithäufigst-verwendete Kryptowährung weltweit. Sie hat einen Marktanteil von etwa 27 Prozent. Öffentlich gehandelt wird Ether (so der eigentliche Name der Währung im Ethereum-Netzwerk) seit Anfang 2016. Beim Markteinstieg war die Kryptowährung um einiges teurer als Bitcoin. Zu Beginn kostete ein Ether 9,20 Franken. Derzeit liegt eine Einheit bei rund 185 Franken (Stand: Mitte Juli 2017). Entwickelt wurde die Ethereum-Technologie ursprünglich nicht als reine Kryptowährung beziehungsweise Kryptowährungs-Technologie, sondern zur Absicherung von sogenannten Smart-Contracts ? als «Proof-of-Work-Algorithmus». Wie auch Bitcoin basiert Ethereum auf der Blockchain-Technologie. Nächste Seite: Ripple und Litecoin

Ripple

Ripple kommt im Ranking der meistverbreiteten Kryptowährungen an dritter Stelle. Genau genommen handelt es sich allerdings gar nicht (ausschliesslich) um virtuelles Geld, sondern ähnlich wie Ethereum um ein Netzwerk für vertrauenswürdige Transaktionen. Hier gibt es zwar auch eine eigene virtuelle Währung, es kann aber auch mit Real-Währungen gehandelt werden. Das Prinzip von Ripple besteht aus der Verifizierung von Schuldscheinen. Die Kontostände sowie Schuldner-Gläubiger-Verhältnisse sind innerhalb des Netzwerkes für jeden offen einsehbar. Damit soll sichergestellt werden, dass Geld, das bei einer Bank liegt, auch tatsächlich wieder ausbezahlt werden kann. Anders als bei Bitcoin ist die Generierung der Ripple-Währung per Mining nicht möglich. Das Geld wird ausschliesslich von den Ripple Labs selbst ausgegeben. Um einer Inflation vorzubeugen wurde die Menge auf 100 Milliarden beschränkt, wobei bereits 99 Milliarden erzeugt und rund 55 Milliarden an die Nutzer verteilt wurden. So gesehen handelt es sich bei den Ripple Labs also lediglich um eine digitale Bank. Die Kontrolle liegt allein bei dem Unternehmen, nicht aber bei den Nutzern. Die Ripple-Währung, oder auch XRP genannt, fungiert als Brückenwährung respektive Wertaufbewahrungsmittel. Der Gegenwert von Ripple ist im Vergleich zu Bitcoin oder Ether verschwindend gering und liegt derzeit bei rund 17 Rappen (Stand: Mitte Juli 2017).

Litecoin

Litecoin ähnelt Bitcoin von der technischen Umsetzung stark. Auch die Entwicklung zum Frankenwert ist ähnlich, wenn auch weniger schnell als beim Branchen-Primus. Zu Beginn, Anfang 2016, kostete eine Einheit Litecoin etwa 3 Franken. Aktuell steht der Litecoin bei 41 Franken pro Coin (Stand: Mitte Juli 2017). Die Generierung neuer Litecoins geschieht ebenfalls über das Mining. Eingetauscht werden kann die Währung gegen jede andere Reale-Währung, oder auch Bitcoins. Nächste Seite: Wallets und Kryptowährungs-Börsen

Wallets ? digitale Portemonnaies

Um mit Kryptowährungen überhaupt handeln zu können, wird ein sogenanntes Wallet benötigt. Dieses wird von den Anbietern in der Regel kostenlos als Download zur Verfügung gestellt. Ohne eine solche digitale Brieftasche können keine virtuellen Coins erworben oder per Überweisung von anderen Nutzern empfangen werden. Die Einrichtung eines solchen Wallets ist relativ unkompliziert und dauert nur wenige Minuten. Beim Einrichtungsvorgang werden zwei Schlüssel erstellt. Ein öffentlicher, der sozusagen die Kontonummer und im Netzwerk einsehbar ist. Der zweite Schlüssel ist ein privater und verifiziert den Nutzer als tatsächlichen Besitzer des Wallets. Nur damit können Transaktionen vorgenommen werden. Vergleichbar ist dieser Schlüssel mit der PIN-Nummer für ein Bankkonto. Dieser ist geheim und nur dem Wallet-Besitzer bekannt. Anders als bei «realen» Geldbörsen ist das Guthaben in den Wallets für jeden Nutzer im Netzwerk einsehbar. Ohne den privaten Key können aber keine Transaktionen durchgeführt werden. Solange dieser Schlüssel geheim und beim Besitzer liegt, kann niemand unbefugt auf das Guthaben zugreifen. Grundsätzlich können beliebig viele Wallets angelegt werden. Zum Beispiel lässt sich ein zusätzliches Wallet auf einem Mobilgerät installieren. Bei Bitcoin und Ripple hat man die Möglichkeit, aus mehreren verschiedenen Wallets zu wählen. Ethereum und Litecoin hingegen bieten nur ein Wallet an. Bevor dieses heruntergeladen wird, muss der Nutzer lediglich angeben, mit welchem Betriebssystem das Wallet verwendet werden soll.

Börsen für Kryptowährung

Kryptowährungen sind zwar bisher keine offiziell anerkannten Devisen, damit handeln kann man trotzdem. Für den Austausch von Kryptowährungen gibt es inzwischen einige eigene Börsen:
  • Poloniex
  • Bithumb
  • Bitfinex
  • Kraken (Wallet und Marketplace)
Oft wird auf den Marketplaces gleich mit mehreren verschiedenen Kryptowährungen gehandelt. Manche beschränken sich jedoch auf einige wenige. Auf OKCoin.cn etwa ist der Handel nur mit Ethereum, Litecoin und Bitcoin möglich. Der Handel mit Krypotwährungen an sich ist dank der Blockchain-Technologie extrem sicher. Wo Kriminelle hingegen ansetzen können, um Geldwerte abzugreifen, sind die Börsen. Bithumb etwa wurde erst vor kurzem von Hackern attackiert. Wie viel Geld die Angreifer bei der Attacke tatsächlich ergaunern konnten, ist nicht bekannt. Betroffen waren aber rund 30.000 Nutzer. Dabei handelt es sich um keinen Einzelfall. Auch Bitfinex wurde schon von Kriminellen angegriffen. Nächste Seite: Zweifelhafte Kryptowährungen

Zweifelhafte Kryptowährungen

Wie in vielen anderen Bereichen des Internets, gibt es auch im Umgang mit Kryptowährungen einige zweifelhafte Portale, die eher mit Vorsicht zu geniessen sind. Solange es jedoch kein böses Erwachen gibt und mehrere Nutzer um tausende Euro betrogen werden, ist es schwer auszumachen, bei welchen Anbietern es sich um die schwarzen Schafe der Branche handelt. Onecoin Onecoin sei die erste transparente, globale Kryptowährung für alle, heisst es auf der Webseite des Unternehmens. Die Beschreibung der Kryptowährung erinnert stark an Bitcoin. Ein Finanzierungsweg des Unternehmens hinter Onecoin liegt allerdings darin, Schulungskurse anzubieten, um neue Kunden anzuwerben. Kunden akquirieren wiederum selber Neukunden und werden dafür mit Token belohnt. Diese können zum Mining neuer Coins eingesetzt werden. Gegner von Onecoin behaupten, dahinter verberge sich eine Art Schneeballsystem. Gegen den Vorwurf wehrt sich der Anbieter der Kryptowährung jedoch entschieden. Inzwischen laufen laut mehreren Medienberichten verschiedene Ermittlungsverfahren gegen das Unternehmen. Der Vorwurf: Betrug. Ob an den Anschuldigungen etwas dran ist oder nicht, ist noch nicht geklärt. In Deutschland wurde der Handel mit der Währung jedenfalls bereits verboten. In der Schweiz ist ist er weiterhin erlaubt, Experten mahnen jedoch zu grösster Vorsicht gegenüber Onecoin. Swisscoin Anders als der Name der Kryptowährung Swisscoin suggeriert, sitzt die Firma laut Impressum in Deutschland, genauer gesagt in Leipzig. Swisscoin ähnelt in einigen Gesichtspunkten der etwas älteren Kryptowährung Onecoin. Offenbar sosehr, dass sogar Teile der AGB von Onecoin kopiert worden sein sollen. Das jedenfalls sagt der Anwalt Andre Schenk. Dieser habe laut eigener Aussage die ursprünglichen AGB von Onecoin erstellt. Es seien lediglich «kosmetische» Veränderungen vorgenommen oder verschiedene Passagen an eine andere Stelle verschoben worden. Auch Swisscoin sieht sich verschiedenen Betrugsvorwürfen gegenübergestellt. Ebenfalls ähnlich ist einer der Finanzierungskanäle. Swisscoin hält ebenfalls kostenpflichtige Schulungskurse zu seinem Produkt ab. Das Prinzip, Anwerber von Neukunden mit Prämien in Form von Token zu belohnen, ist identisch mit dem Modell von Onecoin.

Fazit

Die hier dargestellte Auswahl von Kryptowährungen bildet nur ein kleines Spektrum der weltweit gehandelten virtuellen Währungen ab. Ob es sich dabei tatsächlich um die Zukunft des Finanzwesens handelt, wird sich erst noch zeigen. Vielversprechend ist die Technologie allemal. Aber immer wenn es um Online-Bezahlsysteme geht, sollte mit Vorsicht gehandelt werden. Nicht jeder Anbieter von solchen Plattformen ist tatsächlich vertrauenswürdig. Je transparenter ein solches Angebot ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Betreiber seriös agiert. Eine Garantie ist das allerdings auch nicht.



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