23.06.2005, 13:59 Uhr

Bildung für Ausbildner

Weiterbildner drücken selten selber die Schulbank. Für eine professionalisierte Zukunftsorientierung wäre dies aber nötig.
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Auch Bildung ist ein Geschäft, das sich am Markt orientieren muss (Bild: pd)
Wer sein Fachwissen erweitern sowie Verhaltensweisen erkennen und verändern möchte, geht zur Weiterbildung. Das Angebot ist umfangreich und kaum überschaubar. Jedes Thema wird behandelt, jede noch so aussergewöhnliche Variante unterrichtet.

Neuorientierung der Anbieter

Die Websites der Bildungsanbieter offenbaren es: Wer sich nicht weiterbildet, ist weg vom Fenster. Die so genannte Employability rutscht in den Keller, weil ehemals bewährte Lösungen plötzlich nicht mehr gefragt sind. Aber auf Seiten der Kunden, insbesondere bei KMU, unterliegen die Budgets für Weiterbildung strengen Kontrollen. Einen Aufschrei in der Bildungsszene riskierend, kann man die Meinung vertreten, dass das auch gut so ist. Vorbei sind die Zeiten, als Weiterbildungs-Events mehr eine Frage des Lifestyles als des Wissenstransfers waren. Vorbei sind die Zeiten für Massenware und Bildungsbrei. An dieser Stelle sei die Frage an die Schulungsleitungen erlaubt, wann sie zum letzten Mal an einer Weiterbildungsveranstaltung gewesen sind. Gemeint ist ein Anlass beispielsweise zum Thema «Leistungssteigerung einer Bildungs-organisation» oder «Wie stelle ich mich und meine Organisation besser auf Kundenbedürfnisse ein».
Es scheint zumindest so, dass gerade diejenigen, die Kunden beraten und an Weiterbildungsmassnahmen heranführen wollen, und ganz besonders deren Manager, weitgehend bildungs- und beratungsresistent sind. Potentielle Schulungsteilnehmer werden aber verstärkt nachfragen, wie ein Weiterbildner die Effektivität und Effizienz seiner angebotenen Weiterbildungskonzepte sicherstellt. Diese Frage ist zu klären, bevor eine Weiterbildung gebucht wird.
Als kleine Entschuldigung kann man mit etwas gutem Willen nur anführen, dass für die Berufsgruppe der Schulleiter tatsächlich nur sehr wenig angeboten wird. Ganz besonders, wenn es um Themen geht wie methodische Standortbestimmung der eigenen Organisation im Markt, Steigerung der Leistung und notwendige Neuausrichtungen. Denn das Gros der Bildungsanbieter leidet nach wie vor an der aktuellen Marktsituation. Es gibt jedoch auch solche, die in der jetzigen Zeit Umsatzsteigerung und bessere Profitabilität vorweisen können. Das behalten diese Firmen aber für sich. Schliesslich kann es Neid hervorrufen, von Margen zu sprechen. Es gibt aber viele Anbieter auch im KMU-Segment, bei denen die Schulleitung unter Druck gerät, sollten die Margen unter 35 Prozent fallen.

Bedürfnisgerechte Angebote

Was der Markt braucht, ist eine passgenau zugeschnittene Weiterbildung mit einem Maximum an bedarfsorientiertem und verarbeitbarem Wissen. Dieses muss in kurzer Zeit umsetzbar und günstig sein. Es ist die hohe Kunst der Weiterbildung, ein entsprechendes Programm zu erstellen. Hierzu braucht es mehr als nur Teilnehmerdaten aus der Vergangenheit oder schön aufgemachte, aber veraltete Finanzkennzahlen.
Ein Bildungsanbieter muss sich auf die heutigen Anforderungen einstellen. Hierzu gibt es verschiedene Wege. Kundenbedürfnisse müssen aufgenommen und umgesetzt werden. Zudem muss ein Anbieter die Vorteile seines eigenen Unternehmen gegenüber der Konkurrenz kennen. Ohne professionelles Marketing bleibt dieser Mehrwert aber unerkannt. Und schliesslich muss der Anbieter anerkennen, dass Bildung und Business untrennbar verzahnt sind: Ohne Geld kann niemand die Ziele der Bildung verfolgen.
Ulrich Hoffmann



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