15.12.2005, 17:53 Uhr

OSS und SLAs

«Wir setzen keine Open-Source-Software (OSS) ein, weil uns das Risiko zu gross ist», wird mancherorts eine veraltete Strategie begründet.
Der Autor Joachim Hagger ist Diplomphysiker (ETH Zürich) und Chief Technology Officer (CTO) bei Netcetera in Zürich.
Meistens verrichten in diesen Betrieben trotzdem bereits irgendwo OSS-Komponenten ihren Dienst. Der Begriff «Risiko» wird meist verkannt. Die Berechnung eines Risikos, die Einstufung dessen Eintretenswahrscheinlichkeit und dessen Auswirkungen auf das Unternehmen ist komplex und sollte deshalb sorgfältig vorgenommen werden.
Haben Sie schon einmal einen Fehler im Microsoft Word nach Redmond gemeldet und innerhalb einer Woche einen Bugfix dafür erhalten? Wir jedenfalls nicht. Mit einigen OSS-Produkten haben wir das aber schon mehrfach erfahren; teilweise hat es nicht einmal 24 Stunden gedauert. Ein SLA (Service Level Agreement) war dazu nicht notwendig. Gereicht haben die Entscheidung für das «richtige» OSS-Produkt, die Reputation des Entwicklerteams, Entwicklerehre und Motivation. Das «richtige» Produkt ist dabei entscheidend: OSS mit einer grossen, aktiven Anwender-gemeinde, gut besuchte und bestückte Diskussionsforen, öffentlich zugängliche Supportseiten, aktiv bearbeitete Fehler-listen und positive Empfehlungen auf vertrauenswürdigen Internet-Sites sind der beste Garant für das Fortbestehen und den guten Unterhalt der Software. Ein OSS-Produkt, welches einen anerkannten Standard unterstützt, können Sie gegen ein anderes austauschen, falls Sie nicht mehr zufrieden sind. Bei kommerzieller Software ist das schwieriger: Die Gefahr eines Lock-ins in eine proprietäre Technologie ist dort wesentlich höher.



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