20.11.2008, 14:42 Uhr

Open Source erobert alle Unternehmensbereiche

Die meisten Unternehmen setzen Open-Source-Software ein oder planen dies. Das ist ein Ergebnis einer von Gartner durchgeführten Umfrage. Die Marktforscher raten IT-Verantwortlichen deshalb dringend, Richtlinien zur Nutzung quelloffener Systeme zu erstellen.
Das Linux-Maskottchen Tux macht sich in vielen Unternehmensbereichen breit.
Gartner stützt sich auf eine Umfrage unter 274 Anwenderunternehmen aus Europa, Nordamerika und dem asiatisch-pazifischen Raum. Demnach nutzen bereits 85 Prozent in irgendeiner Form Open-Source-Software. Weitere 15 Prozent planen einen Einsatz in den kommenden zwölf Monaten.
Überraschend ist vor allem die Erkenntnis, dass Unternehmen in neuen IT-Projekten quelloffene Software fast ebenso häufig für geschäftskritische Zwecke einsetzen wie für weniger bedeutende Bereiche. Trotzdem haben Gartner zufolge 69 Prozent der Betriebe noch keinerlei formale Richtlinien zum Katalogisieren und Bewerten der Open-Source-Nutzung entwickelt. "Nur weil etwas gratis ist, heisst das nicht, dass dafür keine Kosten entstehen", kommentiert Laurie Wurster, Research Director bei Gartner. Unternehmen müssten klare Regeln für die Beschaffung quelloffener Software setzen und dabei auch die Risiken identifizieren, die sich aus urheberrechtlichen Fragen oder dem benötigten Support für die genutzten Systeme ergäben. Einmal formulierte Richtlinien sollten über einen Governance-Prozess durchgesetzt werden, rät die Analystin.

Einsatzgebiete von Linux und Co.

Dessen ungeachtet setzen Unternehmen in immer mehr Bereichen auf Open-Source-Komponenten. Dabei liegen die klassischen Einsatzgebiete noch immer in der IT-Infrastruktur. So nutzen 52 Prozent der Befragten quelloffene Software in Form von Server-Betriebssystemen wie Linux, 23 planen dies innerhalb der nächsten 12 Monate. Ähnlich die Situation bei Datenbank-Management-Systemen (DBMS): 52 setzen dafür bereits Open-Source-Produkte ein, 19 Prozent verfolgen entsprechende Pläne.
Darüber hinaus finden auch quelloffene Business-Anwendungen zunehmend ihren Platz in den Unternehmen. So lag beispielsweise der Einsatzgrad von CRM-Systemen auf Open-Source-Basis in der vergleichbaren Gartner-Studie aus dem Jahr 2007 noch bei 16 Prozent. Im laufenden Jahr gaben bereits 20 Prozent an, entsprechende Produkte zu verwenden.

Gründe für Open Source

Ähnlich wie in anderen einschlägigen Studien nannten die Befragten niedrigere IT-Betriebskosten (Total Cost oft Ownership, TCO) als einen der wichtigsten Gründe für den Open-Source-Einsatz. Viele erhoffen sich zudem, neue IT- oder Softwareprojekte leichter anstossen zu können. Indirekt spielt dabei auch das Kostenargument eine Rolle. Einige der befragten Unternehmen gaben zudem an, mit Hilfe von Open-Source-Software Risiken minimieren zu wollen, die sich aus der Abhängigkeit von einem einzigen Softwarelieferanten ergäben.
Gartner identifizierte darüber hinaus "Business-Gründe", die offenbar für einen Open-Source-Einsatz ausschlaggebend sind. Dazu gehört die Erwartung, neue Produkte schneller auf den Markt bringen zu können und dabei die Kosten für Forschung und Entwicklung zu drücken.
Unterm Strich profitieren Open-Source-Systeme sogar von der sich verschlechternden wirtschaftlichen Situation vieler Unternehmen, erklären die Marktforscher. Die knapper kalkulierten IT-Budgets gingen vor allem zu Lasten proprietärer oder kommerzieller Software. Die Analysten warnen in diesem Zusammenhang vor den versteckten Kosten quelloffener Software. Zwar erfüllten Open-Source-Projekte in 80 Prozent der Fälle die damit verbundenen Erwartungen. Doch Unternehmen sollten bedenken, dass der personelle Aufwand für das Anpassen der jeweils genutzten Open-Source-Komponenten schnell die Anschaffungskosten für herkömmliche Software-Lizenzen übersteigen könne.
Was gegen Open Source spricht
Die grösste Hürde für den Open-Source-Einsatz in Unternehmen liegt gemäss der Studie in den dafür benötigten Governance-Strukturen. Hinzu komme die Vielzahl an Bedingungen und Lizenzformen, die eine Nutzung regeln. "Es kann ein frustrierender Prozess sein, bis man versteht, wann und wie sich eine Open-Source-Alternative verwenden lässt", erläutert Wurster. Angesichts der wachsenden Popularität quelloffener Software dürften diese Probleme aber mit der Zeit abnehmen.



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