21.05.2007, 08:34 Uhr

Kosten reduzieren mit «Software as a Service»

Der Breitband-Internet-Zugang hat Geschäftsmodellen wie dem Mieten von Software Auftrieb gegeben. Die Unternehmen sollten zwar ihre Kernanwendungen kaufen. Andere Applikationen aber mieten sie idealerweise zur richtigen Zeit zu.
Joachim Brügger arbeitet als Regional Sales Manager bei Compuware Schweiz.
Heute steht nahezu jedem Anwender ein Breitband-Internet-Zugang im Unternehmen zur Verfügung. Verbunden mit dieser Entwicklung sind neue Geschäftsmodelle wie etwa «Software as a Service» (SaaS) entstanden. Statt Software zu kaufen, zu installieren und im eigenen Haus zu betreiben, gehen Unternehmen dazu über, nur das Nutzungsrecht für bestimmte Programme zu kaufen. Via SaaS werden bestimmte IT-Anforderungen gezielt ausgelagert und ausgewählte Applikationen vom SaaS-Anbieter bereitgestellt. Nur die für den Unternehmenserfolg wichtigen Kernanwendungen bleiben im Haus.
Die Marktforscherin Gartner definiert SaaS als «Software, die sich im Besitz eines oder mehrerer Anbieter befindet und für Dritte bereitgestellt wird». Zwar existiert das auch als «On-Demand Computing» oder «Application Service Provider» (ASP) bekannte SaaS-Modell bereits seit mehreren Jahren. Doch im Gegensatz zu früher ist die Software heute über das Internet sehr viel besser zugänglich. Gemäss einer IDC-Studie erreichte der SaaS-Markt im Jahr 2004 noch ein weltweites Volumen von 4,2 Milliarden Dollar. Bei einer prognostizierten durchschnittlichen Wachstumsrate von 21 Prozent werden das im Jahr 2009 bereits 10,7 Milliarden Dollar sein.
Zudem will IDC herausgefunden haben, dass der Trend zur Senkung der IT-Kosten und der Bedarf an umfangreichen Upgrades zu den wesentlichen Motivationen für die SaaS-Nutzung zählen. Demzufolge sind die Mehrzahl aller Unternehmen potenzielle SaaS-Kunden. Denn selbst ziemlich komplexe Anwendungen lassen sich heute auf Mietbasis nutzen, wie Marktuntersuchungen der Analysten von Forrester ergeben haben: Vertriebs- und Marketingautomatisierung, Beschaffung, Personalwesen und Finanzen gehören heute zu den am meisten verbreiteten SaaS-Applikationen.

SaaS als Lichtblick

Interessant ist darüber hinaus, dass bei vielen SaaS-Anbietern der Nutzer heute die Möglichkeit hat, über einen einfachen Web-Browser die gesamte Konfiguration «seiner» Software selbst durchzuführen. Damit orientieren sich SaaS-Modelle vergleichsweise nah am Kunden, respektive einer Branche. Das hat für die SaaS-Anbieter drei wesentliche Konsequenzen. Sie müssen eine enge und dauerhafte Beziehung zu ihren Kunden aufbauen. Sie sind auf deren ständiges Feedback, insbesondere auch bezüglich zukünftiger Anforderungen und Problemstellungen, angewiesen. Und sie müssen sehr aktuelle Applikationen zur Verfügung stellen, können sich also nicht mit den umfangreichen neuen Software-Releases in Abständen von 12 oder 18 Monaten begnügen.

Kosten reduzieren mit «Software as a Service»

Viele Fragen müssen geklärt werden

Generell müssen Unternehmen, die den Einsatz von SaaS erwägen, ihren potenziellen Anbieter gezielt befragen. Und zwar zu Konfiguration, Integration, Reporting und Zuverlässigkeit - und dies sowohl bezüglich der Anwendung selbst wie auch bezüglich der Infrastruktur. So sollte sich der künftige Anwender in Sachen Konfigurierbarkeit keinen Illusionen hingeben: SaaS-Anwendungen sind keine alle Anforderungen abdeckenden Lösungen. Darum sollte man sich davon überzeugen, dass der Anbieter auf Anpassungs- und Erweiterungswünsche wie geänderte Datenmodelle oder Benutzeroberflächen schnell und effektiv reagieren kann.
Als nächstes muss geklärt sein, wie sich die Software integrieren lässt. Applikationen sind wenig effektiv, wenn sie nur isoliert betrieben werden können. Denn die Mehrzahl der Unternehmen wird beispielsweise ihre CRM- (Customer Relationship Management) und ERP-Software (Enterprise Resource Planning) gern an bestehende Anwendungen oder Datenbanken anbinden wollen. Darauf ist Rücksicht zu nehmen. Denn auch im SaaS-Modell kann eine solche Integration schnell und flexibel mit minimaler Auswirkung auf den Alltagsbetrieb umgesetzt werden. Allgemein bilden Reporting und die Analyse heute neben den üblichen Abfragen einen besonders wichtigen Teil nahezu jeder Benutzeranforderung in IT-Infrastrukturen. Erfüllt eine SaaS-Infrastruktur in diesem Punkt die Anforderungen, geniesst sie hohe Akzeptanz.
Die vielbeschworene Anwenderzufriedenheit hat sich als wichtigstes Kriterium in Sachen Zuverlässigkeit von gemieteter Software erwiesen. Zwar ist es oft schwer, Anwenderzufriedenheit detailliert zu beschreiben, doch Verfügbarkeit, schnelle Reaktionszeit und Konsistenz sind hierbei sicher die wichtigsten Kriterien.

SaaS-Infrastruktur

Wer Miet-Software anbieten will, muss über eine extrem leistungsfähige Infrastruktur verfügen. Dabei ist es nicht entscheidend, welche Anforderungen die Kunden stellen. Ob es sich um neue Applikationen handelt oder nur um Erweiterungen bestehender Anwendungen (etwa um ein Web-Interface und die Umsetzung zusätzlicher Funktionen): Für den Anbieter der gemieteten Software ist eine schnelle, reibungslose und zuverlässige Umsetzung entscheidend.

Kosten reduzieren mit «Software as a Service»

Zudem sollten Geschäftsmodelle und Datenstrukturen auf einer möglichst hohen Abstraktionsebene definiert sein; und die daraus entstandene Software sollte auf möglichst viele Plattformen portierbar sein. Alle wichtigen Standards und gängige Software wie Betriebssysteme, DBMS, Programmiersprachen, Middleware, Webserver und Browser müssen unterstützt werden.
Der Anwender muss einfach zu einer persönlichen Oberfläche kommen können. Neben dem gewünschten «Look and feel» müssen die Anordnung wichtiger Dokumente und Datenquellen, die Erzeugung individueller Abfragen und Berichte sowie der Zugang zur gemieteten Software selbst an die User-Bedürfnisse anpassbar sein.
Selbstverständlich müssen alle SaaS-Anwendungen über konsistente Schnittstellen und einen durchgängig hohen Grad an Sicherheit verfügen. Und grundsätzlich sollte die Systemverwaltung möglichst einfach gehalten werden; im Idealfall erfolgt sie zu 100 Prozent über das Internet.
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Darum profitieren Unternehmen von Miet-Software

Zahlreiche Umfragen belegen, dass sich die Mehrheit der Unternehmen Softwareanwendungen leistet, die im Geschäftsalltag nicht eingesetzt werden: 80 Prozent der IT-Abteilungen sind überlizenziert. SaaS schafft hier Abhilfe. Sinnvoll wird der Rückgriff auf Miet-Software auch dort, wo strukturelle Änderungen in einem Unternehmen Probleme mit lizenzgebundener Software verursachen, etwa weil verfügbare Lizenzen nach dem Umbau von Geschäftsabläufen nicht mehr benötigt werden. Und schliesslich verspricht der SaaS-Einsatz Kosteneinsparungen, weil weder Kaufpreis noch hohe Wartungskosten anfallen und im Unternehmen selbst keine IT-Infrastruktur aufgebaut werden muss. Dadurch werden Kapazitäten im IT-Bereich für strategische Projekte frei. Zudem entfällt die Kapitalbindung für die eigenen Systeme. SaaS kann das IT-Budget eines Unternehmens je nach Anwendung um 30 bis 80 Prozent entlasten.
Joachim Brügger



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