Gastbeitrag 19.09.2025, 08:05 Uhr

Führung im digitalen Wandel

Digitale Tools und KI verändern die Arbeitswelt – doch Technologie allein reicht nicht. Wer als Führungskraft heute erfolgreich sein will, braucht ein digitales Mindset, Mut zur Veränderung und eine Kultur des Lernens und Vertrauens.
Mitarbeitende müssen auf dem Weg der Digitalisierung mitgenommen werden.
(Quelle: Adobe Stock)
Technologie ist der grosse Enabler unserer Zeit. Sie ermöglicht hybride Zusammenarbeit, beschleunigt Prozesse und eröffnet mit Künstlicher Intelligenz völlig neue Perspektiven. Doch so leistungsfähig Tools auch sind – sie allein führen nicht zum Erfolg. Denn der digitale Wandel ist kein rein technisches Projekt. Er ist vor allem ein kultureller Prozess, der von Menschen getragen und durch Führung geprägt wird.
In einer Zeit, in der neue Tools im Wochenrhythmus erscheinen und KI Einzug in fast jede Branche hält, reicht es nicht, den Wandel nur strategisch zu begleiten. Führungskräfte müssen ihn vorleben – mit Offenheit, Neugier und der Bereitschaft, Technologien selbst zu nutzen. Wer erwartet, dass Mitarbeitende hybride Tools oder KI-Anwendungen im Arbeitsalltag nutzen, sollte sie auch selbst anwenden – und ihre Potenziale kommunizieren.
Digital Leadership bedeutet also nicht nur, Veränderung zu steuern, sondern auch, Unsicherheiten aktiv zu adressieren. Gerade auf C-Level ist es entscheidend, eine klare Haltung zu zeigen und Orientierung zu geben: Wo geht die Reise hin? Was bedeutet KI konkret für unsere Prozesse? Und welche Kompetenzen brauchen wir in Zukunft?

Wandel macht Angst – das ist normal

Die Skepsis gegenüber neuen Technologien ist kein neues Phänomen – sie begleitet fast jede Innovation. Als in den 1870er-Jahren das Telefon eingeführt wurde, galt es mancherorts als unheimlich, gar als «Instrument des Teufels». Menschen fürchteten, elektrische Leitungen könnten gesundheitsschädlich sein oder übernatürliche Kräfte übertragen.
Auch der Übergang von manuellen Ver­mitt­lungs­zentralen zu automatischen Wählsystemen beim Telefon stiess zunächst auf Ablehnung – viele fürchteten den Verlust menschlicher Arbeitsplätze. Erst mit zunehmender Verbreitung, Alltagstauglichkeit und dem sichtbaren Nutzen setzte sich das Telefon durch und wurde zu einem selbstverständlichen Bestandteil des Lebens.
Ähnliche Reaktionen zeigte die Gesellschaft später beim Aufkommen des Internets, bei Mobiltelefonen oder sozialen Medien. Und heute? Wieder steht Technologie im Fokus: die Künstliche Intelligenz. Die Bedenken reichen von Arbeitsplatzverlust bis hin zu Kontrollverlust – oft, ohne genau zu wissen, was die Technologie eigentlich kann.
Dabei gilt wie damals: KI wird nicht den Menschen ersetzen, sondern Aufgaben verändern. Routinetätigkeiten können automatisiert werden, wodurch mehr Zeit für kreative, strategische oder zwischenmenschliche Aufgaben bleibt. Genau hier liegt das Potenzial: Führung kann sich wieder stärker auf das Wesentliche konzentrieren – auf Entwicklung, Zusammenarbeit und Innovation.

Technologie ist nur so gut wie der Mensch, der sie nutzt

Technologie kann Prozesse automatisieren und Informationen schneller zugänglich machen – aber sie kann nicht eigenständig Denk- und Verhaltensmuster ändern. Damit ein neues Tool seine Wirkung entfaltet, braucht es mehr als die technische Einführung. Es braucht Schulung, Begleitung und Raum für Lernprozesse. Führungskräfte sind gefordert, diese Lernräume zu schaffen. Denn: Menschen lassen sich nicht «digitalisieren». Sie müssen auf dem Weg mitgenommen werden – mit Vertrauen, Feedback und Zeit für Entwicklung. Wer Mitarbeitende in neue Systeme einführt, ohne ihre Fähigkeiten zu stärken, investiert nur halb.
Gerade in hybriden Strukturen sind digitale Tools hilfreich, um Transparenz, Verlässlichkeit und Partizipation zu fördern. Kollaborationsplattformen wie beispielsweise Microsoft Teams machen Informationen für alle zugänglich, unabhängig vom Standort und unterstützen so den Wissensaustausch. Auch interaktive Tools wie Live-Feedback Plattformen, beispielsweise Mentimeter, oder digitale Whiteboards fördern aktive Beteiligung – besonders in Meetings, wo Stimmen sonst leicht untergehen. So wird Technologie zum praktischen Hebel für eine offenere, inklusivere Führungskultur.

Mindset schlägt Methode

Ob eine Organisation im digitalen Wandel erfolgreich ist, hängt stark vom Mindset ihrer Führungskräfte ab. Wer denkt, dass Fähigkeiten fix sind («Fixed Mindset»), wird Risiken meiden und Veränderung bremsen. Wer aber daran glaubt, dass Lernen jederzeit möglich ist («Growth Mindset»), wird offen für Neues sein, Rückschläge als Feedback verstehen und kontinuierlich wachsen.
Das Growth Mindset ist kein Buzzword, sondern ein Führungskonzept mit neuropsychologischer Grundlage. Das Gehirn ist formbar – Neuroplastizität macht lebenslanges Lernen möglich. Diese Erkenntnis ist zentral für moderne Führung: Wir alle können uns verändern, wenn wir bereit sind, Herausforderungen als Chance zu begreifen.
Folgende drei Prinzipien helfen Führungskräften dabei, ein Growth Mindset im Alltag wirksam zu verankern:
  1. Ermutigen: Fördern Sie Experimentierfreude und Lernen. Fehler sind keine Störung, sondern Teil des Fortschritts.
  2. Vorleben: Nutzen Sie selbst neue Tools, bleiben Sie neugierig, offen und resilient – gerade wenn es schwierig wird.
  3. Fördern: Stärken Sie eine Kultur des Wachstums. Machen Sie klar: Mindset ist nicht fix – Entwicklung ist immer möglich.
Wer diese Haltung konsequent (vor)lebt, wird feststellen: Mitarbeitende trauen sich mehr, bringen Ideen ein, übernehmen Verantwortung. Die Folge: mehr Engagement, mehr Innovation, mehr gemeinsame Entwicklung. Insbesondere junge Talente suchen heute nach Führungspersönlichkeiten, die Orientierung geben – aber auch Raum für Mitgestaltung lassen.

Fazit: Führung braucht Haltung – und die richtige Technologie

Digitale Transformation beginnt nicht bei der Technologie, sondern bei der Denkweise. Doch sie bleibt dort nicht stehen. Wer im Zeitalter von KI und hybrider Arbeit erfolgreich führen will, braucht beides: ein offenes, lernorientiertes Mindset – und digitale Tools, die diese Haltung im Alltag unterstützen.
Organisationen, die Technologie gezielt einsetzen, um Zusammenarbeit zu stärken, Lernprozesse zu fördern und neue Formen der Führung zu ermöglichen, schaffen nicht nur Effizienz – sondern Zukunftsfähigkeit. Denn nur dort, wo Menschen sich entfalten können und digitale Mittel sie dabei unterstützen, entsteht echte Transformation.
Die Autorin und Firma
Ricoh Schweiz AG
Barbara Fehr Director Office Services & Strategic Planning Ricoh Schweiz AG
Ricoh Schweiz AG: Das Unternehmen unterstützt seine Kunden bei der digitalen Transformation in der Arbeitswelt.



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