Empa-Forscher will «lebende» Maschinen bauen

Die Biologie der Maschine

Die Verschmelzung von Maschinen mit «Bios», altgriechisch für Leben, ist für Kovac – in gewissen Grenzen – ein erklärtes Ziel und kein Tabu. Es geht ihm keineswegs darum, etwa eine Chimäre von Tier und Roboter zu erschaffen, sondern vielmehr maschinelle Hilfsmittel mit gewissen Eigenschaften des Lebens auszustatten, speziell also mit der Fähigkeit zur Interaktion mit der Umwelt. «Die Roboter und die Drohnen sollen intelligent, selbstständig und robust auf ihre Umgebung reagieren können», erklärt er.
Am NEST-Gebäude wird der Einsatz der Drohnen getestet
Quelle: Roman Keller, Empa
Die Faszination für das, was Maschinen im Innersten zusammenhält, begleitet den 39-jährigen Kovac bereits seit seiner Kindheit. «Ich habe als Kind Schweizer Uhren auseinandergenommen, weil ich unbedingt herausfinden sollte, wo das ‹Herz› der Uhr schlägt», erzählt er. Gleichzeitig begeisterten ihn die hochspezialisierten Fähigkeiten von Tieren, in ihren ökologischen Nischen perfekt angepasst leben zu können. Gewachsen ist diese kindliche Faszination durch die Erkenntnis des Maschinenbauingenieurs, dass mittels Inspiration und Kreativität «lebende» Maschinen entwickelt werden können, wenn organische oder biologisch inspirierte, smarte Materialien und Strukturen mit der Sensorik und der Rechenkapazität vereinigt werden. Und dass eine starke, multidisziplinäre Community aus Wissenschaftlern, die ihre Forschungsgebiete nicht nur fokussiert, sondern gleichzeitig vernetzt und ganzheitlich bearbeiten, diese Kreativität begünstigen.

An der Empa entwickelt Kovac mit seinem Team daher nun Roboter und Drohnen, die dank «weichen» funktionalen Materialien völlig neue Fähigkeiten aufweisen sollen. Möglich werden dadurch beispielsweise selbstständige Inspektionen an Bauteilen oder das rasche Eindämmen von Schäden etwa bei Pipeline-Lecks. Vernetzt ist er dabei nicht nur mit dem Imperial College in London, sondern auch hierzulande über die Beteiligung der Empa am Nationalen Forschungsschwerpunkt «Robotik – Intelligente Roboter für eine verbesserte Lebensqualität» der ETH Zürich und der EPFL. Es ist ihm bewusst, dass ein Thema wie das Zusammenleben von Menschen und Robotern in der Gesellschaft sowohl Bedenken als auch Enthusiasmus auslösen kann. «Es ist eine der Aufgaben der Forschung, Ergebnisse kritisch zu hinterfragen und reale Risikoabschätzungen an die Entscheidungsträger zu vermitteln», so Kovac. Davon kann ihn auch die Liebe zu den Maschinen nicht abhalten.
Dieser Artikel wurde zunächst auf der Seite der Empa publiziert und stammt von Andrea Six.



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